Amazons Echo-Lautsprecher stehen ganz im Fokus der Hardwarevorstellung in den Amazon Spheres in Seattle.

Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Wie viel ein Jahr doch ändern kann: Als Amazon vergangenen September seine neueste Generation an smarten Lautsprechern präsentierte, war man noch uneingeschränkter Marktführer. Zwölf Monate später hat sich die Lage signifikant gedreht. Google verkauft mittlerweile mehr seiner "Homes" als Amazon "Echos", wie aktuelle Zahlen zeigen. Das will der Online-Händler natürlich nicht auf sich sitzen lassen, immerhin geht es hier um eine rasch wachsende Sparte, in der es in den kommenden Jahren noch einiges zu holen geben wird. Laut Global Market Insights sollen im Jahre 2024 bereits 30 Milliarden Dollar mit smarten Lautsprechern eingenommen werden. Amazon will nun also mit neuer Hardware die Absätze wieder frisch ankurbeln und das Motto dabei scheint zu sein: Alles soll "smart" werden.

Neuer Echo Show

Mit dem Echo Show hat Amazon im Vorjahr sein Produktangebot um ein smartes Display erweitert – und damit einen Trend in der Branche ausgelöst. Mittlerweile gibt es vergleichbare Systeme auch mit anderen Assistenten, und Hauptkonkurrent Google soll gerüchteweise bereits in wenigen Tagen ebenfalls ein entsprechendes Device vorstellen. Doch Amazon will seinen Zeitvorteil natürlich gewinnbringend nutzen, und so gibt es nun eine neue Hardwaregeneration – und zwar eine, die von Grund auf neu entwickelt wurde, wie man betont.

Der neue Echo Show.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Der neue Echo Show kann unter anderem mit einem 10-Zoll-Bildschirm aufwarten, der nicht zuletzt mit besserer Darstellungsqualität punkten soll. Zudem wurde aber auch der Klang verbessert: Dolby-Sound soll bei den dualen, seitlich abstrahlenden Lautsprechern für einen raumfüllenden Klang sorgen. Wer Amazon Music nutzt, bekommt hier dann auch gleich die passenden Songtexte geliefert. Eine weitere Neuerung ist der integrierte Zigbee-Support, wie er bisher nur beim Echo Plus zu finden war. Damit kann der Echo Show als Smart Home Hub dienen, und so Lampen, Steckdosen und andere smarte Geräte direkt ansteuern. Neben der Sprachsteuerung lassen sich Licht und Co. übrigens auch via Bildschirm steuern.

Skype-Support

Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen gehört eine 5-Megapixel-Kamera, die wie gewohnt für Videotelefonie genutzt werden kann. Bisher war diese Form der Kommunikation nur mit anderen Echo-Nutzern möglich, in naher Zukunft sollen aber auch Anrufe via Skype unterstützt werden, wie Microsoft und Amazon gemeinsam bekanntgeben. Ebenfalls neu ist die Integration des eigenen Silk-Browsers sowie von Firefox.

Der neue Echo Show kann zwar deutlich mehr als sein Vorgänger, trotzdem soll der Preis gleichbleiben – zumindest wenn man es zum Startpreis vor einem Jahr vergleicht. Um 229,99 Euro kann das Gerät in Kürze direkt bei Amazon vorbestellt werden. Um weitere 34,99 Euro gibt es dann auch noch einen Ständer, über den der Neigewinkel des Echo Show angepasst werden kann.

Echo Dot

Amazons erfolgreichster smarter Lautsprecher ist aktuellen Zahlen zufolge ganz klar der Echo Dot. Das darf auch nicht verwundern, ist er doch auch mit Abstand der billigste. Nun gibt es die mittlerweile dritte Hardwaregeneration, die vor allem eines verspricht: Besseren Sound. Der neue Echo Dot soll also nicht nur lauter als sein direkter Vorgänger sein, sondern dabei auch besser klingen. Zudem wurde die Hülle neu gestaltet und ist nun aus Stoff gehalten, hier werden Erinnerungen an Googles Home Mini wach. An Farbvarianten will Amazon Anthrazit, Hellgrau und Sandstein anbieten, der Preis liegt bei 59,99 Euro.

Der neue Echo Dot.
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Echo Plus

Doch auch am anderen Ende der Lautsprecherpalette von Amazon gibt es Neuerungen zu vermelden: Der Echo Plus lockt mit einem neuen Design, die Kernfunktionalität ist aber die gleiche geblieben. Auch dieses Gerät verfügt also wieder über Zigbee-Support, um als Smart-Home-Hub zu dienen. Neu ist hingegen ein integrierter Temperatursensor. Damit können dann temperaturabhängige Routinen erstellt werden, etwa um mithilfe einer smarten Steckdose den Ventilator einzuschalten, wenn es in der Wohnung zu heiß wird. Und ebenfalls sehr interessant: Der neue Echo Plus kann Smart-Home-Geräte jetzt auch dann steuern, wenn gerade keine Internetverbindung vorhanden ist. Das Ganze nennt sich "Local Voice Control".

Gleichzeitig widmet sich Amazon aber auch dem Feinschliff bei der Kernfunktionalität, und das heißt in diesem Fall konkret: Auch der Echo Plus soll besseren Klang als sein Vorgänger aufweisen. Dank eines 63,5-mm-Neodymium-Woofer soll der smarte Lautsprecher nun lauter sein, und dabei stärkeren Bass sowie klarere Mitten und Höhen bieten. Der Preis ist hingegen gleich geblieben, er liegt bei 149,99 Euro. An Farbvarianten für das Stoffäußere gibt es erneut Anthrazit, Hellgrau und Sandstein.

Echo Sub

So beliebt Amazons Echo-Reihe auch sein mag, für eines ist sie nicht bekannt: Wirklich kräftigen Sound. Das will das Unternehmen nun mit dem Echo Sub ändern. Dabei handelt es sich um einen smarten Subwoofer, der im Verbund mit zwei normalen Echos ein 2.1-Stereosystem bilden kann. Aber auch die Kombination mit einem einzelnen anderen Echo ist möglich. Der Sound wird drahtlos zwischen allen Geräten abgeglichen, an zusätzlichem Bassvolumen verspricht der Echo Sub 100 Watt. Der Preis liegt hier bei 129,99 Euro. Die Möglichkeit mehrere Echos für Stereoklang zu kombinieren soll zudem für alle bestehenden Geräte als Softwareupdate nachgereicht werden. Außerdem will Amazon seine Multi-Room-Audio-Funktionen erweitern und auch das Zusammenspiel mit Lautsprechern anderer Hersteller ermöglichen.

Mehr Bass bitte: Amazons neuer Echo Sub.
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Zumindest für US-Nutzer bringt Amazon noch zwei weitere Audio-Produkte nämlich Echo Link und Echo Link Amp. Dabei handelt es sich um Audioverstärker mit zahlreichen Audio-In-und-Out-Optionen. Diese sollen um 199 bzw. 299 US-Dollar ab Anfang nächsten Jahres erhältlich sein.

Echo Auto

Erst vor wenigen Tagen hat Google einen Detail angekündigt, der den eigenen Assistant in Millionen Autos bringen wird. Diesen Bereich will sich Amazon aber nicht so einfach nehmen lassen. Mit Echo Auto gibt es bald ein kleines Gerät mit acht Mikrofonen, das Alexa auch in Fahrzeuge bringt, die nicht von Haus aus damit ausgestattet sind. Angetrieben wird das Ganze übrigens von Amazon FreeRTOS, einem Ableger des schlanken Echtzeit-Betriebssystems FreeRTOS, der auch bei anderen Produkten wie der zuvor erwähnten Mikrowelle zum Einsatz kommt. Passend dazu wird es künftig auch standortbasierte Routinen für Alexa geben – für andere Geräte ergaben diese ja bisher wenig Sinn. Echo Auto soll zunächst nur über Einladung für 24,99 US-Dollar erhältlich sein. Wenn es mal breiter verkauft wird, soll es dann für 49,99 US-Dollar zu haben sein.

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Echo Auto gibt es zunächst nur über Einladung.
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Echo Input

Amazons Ambitionen enden aber nicht bei diesen Kernprodukten: So stellt man auch gleich einiges Zubehör rund um den Echo vor. So kann etwa mit dem Echo Input jeder gängige Lautsprecher "smart" gemacht werden. Das nur 12,5mm Device verfügt dazu über vier Mikrofone, die Anbindung an einen Lautsprecher erfolgt wahlweise über 3,5mm-Klinkenkabel oder via Bluetooth. Der Echo Input soll für 39,99 Euro in den Farben Schwarz und Weiß zu haben sein. Zusätzlich soll er auch im Rahmen von Partnerschaften mit den Lautsprechern anderer Hersteller ausgeliefert werden.

Der kleine Echo Input macht normale Lautsprecher "smart".
Foto: Amazon

Verfügbarkeit

Echo Plus, Echo Dot, Echo Sub und Amazon Smart Plug stehen ab sofort zur Vorbestellung zur Verfügung, und sollen dann ab kommendem Monat ausgeliefert werden. Der neue Echo Input soll hingegen erst "später dieses Jahr" erhältlich sein, drückt sich Amazon vage aus.

Amazon Smart Plug

Smarte Steckdosen gibt es mittlerweile schon von einigen Herstellern. Nun gesellt sich auch Amazon in diese Riege, will sich dabei aber über einen wichtigen Unterschied abheben. Durch direkte Alexa-Integration ist beim "Amazon Smart Plug" kein zentraler Hub notwendig, es reicht also die direkte Ansteuerung über ein anderes mit Alexa ausgestattetes Gerät – also etwa einen Echo oder auch einen Fire TV. Die Kernfunktionalität bleibt natürlich die gleiche: Über Sprachbefehl beliebige Geräte ein- oder ausschalten. Über die Alexa-App sollen sich dabei auch Routinen programmieren lassen, also etwa um mehrere Aktivitäten zu bündeln oder ein Gerät zu gewissen Zeiten anzuschalten. Ein einzelner Amazon Smart Plug soll 29,99 Euro kosten – womit man erfreulicherweise erheblich unter dem im Vorfeld aus der Gerüchteküche kolportierten Preis bleibt.

Mikrowelle

Ein anderes Gerücht bewahrheitet sich hingegen: Unter dem Namen Amazon Basics Microwave bringt das Unternehmen tatsächlich eine Mikrowelle mit Alexa-Integration. Für die Sprachbefehle ist aber natürlich weiterhin ein klassischer Echo notwendig. Die Mikrowelle soll "später dieses Jahr" erhältlich sein, dürfte aber zunächst auf die USA beschränkt sein. Ähnlich verhält es sich bei der Echo Wall Clock, also einer smarten Wanduhr, bei der sich etwa Timer setzen lassen, die dort dann direkt angezeigt werden. Diese soll um 29,99 US-Dollar angeboten werden.

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Es ist also wahr: Amazon bringt eine Mikrowelle mit Alexa-Integration. Die Vorstellung der neuen Produkte übernahm übrigens David Limp, Senior Vice President Devices & Services bei Amazon.
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FireTV Recast

Unter dem Namen Fire TV Recast hat Amazon künftig auch eine Art digitalen Videorekorder im Angebot: Dieses kann TV-Sendungen aufnehmen oder auch Live-TV an andere Geräte weiterleiten. Das kann etwa ein Smart Display wie ein Echo Show sein oder auch Android- und iOS-Smartphones. Mit zwei Tunern und 512 GB lokalem Datenspeicher soll das Ganze noch vor Ende des Jahres erhältlich sein – zu einem Preis von 229,99 US-Dollar. Eine Version mit 1 TB soll folgen, zu deren Preis sagt man derzeit aber noch ebenso wenig wie zur Verfügbarkeit jenseits der USA.

Keine Skills mehr

Parallel dazu arbeitet Amazon aber auch an der Verbesserung der Software: Mehr als 50.000 sogenannter Skills gibt es mittlerweile für Alexa. Über diese kann die Funktionalität des Sprachassistenten erweitert werden, auf diesem Weg wird also die Anbindung an Drittservices abgewickelt. Und doch will sich Amazon nun von diesem System verabschieden: Das Skill-System in seiner derzeitigen Art soll eingestellt werden, heißt es von dem Unternehmen. Der Grund dafür ist allerdings durchaus nachvollziehbar: Bei einer solchen Fülle an verfügbaren Skills ist es für Nutzer längst extrem mühsam geworden, das Angebot zu durchforsten, und einzelne Dienste zu aktivieren.

In Zukunft soll die Einbindung von Drittservices also smarter werden, indem Alexa die passenden Dienste automatisch aufspürt. Dabei sollen auch die persönlichen Vorlieben der Nutzer in Betracht gezogen werden, so dass dann etwa automatisch der passende Fahrtendienst gerufen wird, wenn man ein Auto zum Flughafen anfordert – also ohne dass die Nutzer den jeweiligen Namen sagen müssen. Ein weiteres Ziel dabei ist es, die Konversationen mit Alexa "natürlicher" zu machen. Bisher führt gerade das Skill-System dazu, dass hier ein sehr formelles Befehlsystem entsteht. Unklar bleibt dabei allerdings, wann diese Umstellung erfolgt, laut Amazon befindet sich das Ganze noch in einer frühen Entwicklungsphase.

Hilfreiche Tipps

Mit den Amazon Hunches soll Alexa seinen Nutzern künftig hilfreiche Tipps geben. Das bedeutet etwa, dass die User beim Schlafengehen darüber informiert werden, dass sie vergessen haben die Tür zuzusperren und dann auch gleich angeboten wird, das vorzunehmen – ein Smart Lock natürlich vorausgesetzt. Das Ganze funktioniert mithilfe von Maschinenlernen, Amazon verspricht entsprechend, dass das System über die Zeit die Bedürfnisse der eigenen Nutzer immer besser kennenlernt.

Und dann soll Alexa auch noch zu einer Art Sicherheitszentrale für das Zuhause werden. Alexa Guard nennt sich das Ganze, und die smarten Lautsprecher etwa dazu nutzen, um etwa auf Geräusch wie gebrochenes Glas zu lauschen, um vor Einbrechern zu warnen. Auch soll Alexa künftig zufällig das Licht ein- und ausschalten können, um vorzutäuschen, das jemand zuhause ist.

Frustration Free Setup

Ein weiterer aktueller Entwicklungsschwerpunkt rund um Alexa nennt sich "Frustration Free Setup". Ziel ist es, dass smarte Geräte sich mittels Sprachbefehl einfach in das lokale Netzwerk einbinden und einrichten lassen. Erste Partnerschaften hierfür gibt es schon, etwa mit dem Router-Herstellern Eero und TP-Link. Amazon selbst bezeichnet das Ganze aber als "langjähriges Projekt". (Andreas Proschofsky aus Seattle, 20.9.2018)