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Der derzeitige Gouverneur von Primorje, Andrej Tarasenko, darf zumindest vorläufig weiter amtieren.

Foto: REUTERS/Yuri Maltsev

Die Gouverneurswahl in der russischen Pazifikregion Primorje dürfte als Fall besonders dreister Manipulation in die Geschichte eingehen. Da führt der Herausforderer des Kreml-Kandidaten bei der Auszählung von 95 Prozent der Stimmen mit einem Vorsprung von sechs Prozentpunkten praktisch uneinholbar, und doch löst dieser sich quasi auf der Zielgeraden in Luft auf. Offensichtlicher kann Stalins Leitsatz, wichtig sei nicht, wie abgestimmt werde, wichtig sei nur, "wer und wie man die Stimmen zählt", nicht umgesetzt werden.

Doch diesmal klappte der Betrug nicht. Am Ende gab es keinen Sieger, die Abstimmung wurde für ungültig erklärt. Wahlleiterin Ella Pamfilowa ärgerte sich unterdessen, dass tausende Stimmen so "ungeschickt eingeworfen" wurden. Mit Kreml-Chef Wladimir Putin sah sie sich beim Kampf gegen die offensichtliche Manipulation in einem Boot.

Die Reaktion der Obrigkeit deutet allerdings darauf hin, dass den Kreml mehr die Ungeschicklichkeit als der Wahlbetrug selbst geärgert hat: Konsequenzen für den derzeitigen Gouverneur von Primorje, Andrej Tarasenko, wurden jedenfalls nicht gezogen. Der darf zumindest vorläufig weiter amtieren und möglicherweise in drei Monaten sein Glück erneut versuchen – wenn der Volkszorn abgeebbt ist.

Wenn nicht, dann muss der Kreml einen neuen Gefolgsmann aus dem Ärmel ziehen, um die strategisch wichtige Region zu kontrollieren. (André Ballin, 20.9.2018)