Am Küniglberg tagte der Stiftungsrat.

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ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat dem Stiftungsrat am Donnerstag die Reformpläne für ORF 1 und 2 dargelegt. Für 2019 sind "Nachrichten und ein Infomagazin im Vorabend" auf ORF 1 geplant, weiters ein Wissenschaftsmagazin. Auf ORF 2 will Wrabetz die Vorabendzone in Angriff nehmen.

Geht es nach Heinz Lederer, Leiter des roten "Freundeskreises" im Stiftungsrat, könnte die Programmreform auf ORF 1 schneller vorangehen, auch wenn Channelchefin Lisa Totzauer im Programmausschuss "sehr couragiert referiert" habe. Lederer will "Quick Wins", – Quotengewinne ohne viel Aufwand. Raus müsse ORF 1 jedenfalls aus dem "Serien-Abspiel-Kuddelmudel", das Infotainment ausgebaut werden. Auch der rote Norbert Kettner wünscht sich eine "konsolidierte Position des Managements" für die ORF-1-Roadmap.

Mehr Autonomie für die Länder

Die Landesstudios sollen – wie bereits mehrfach angekündigt – bald mehr Autonomie bekommen, etwa bei Investitionen, Einkauf und Personalentscheidungen. Wrabetz nennt es statt Autonomiepaket lieber "Verantwortungspaket", denn mit der Entscheidungsfreiheit käme auch mehr Verantwortung. Die Landesstudios sollen dem ORF-Zentrum außerdem mehr zuliefern. Kommen soll etwa eine regionale, wochentägliche Infoleiste mit dem Arbeitstitel 10 vor 10. Die Sendung müsse aber einen "inhaltlichen Mehrwert bieten, und keine Zusammenfassung der 19-Uhr-Sendung sein", saht Wrabetz.

Der Stiftungsrat hat außerdem Robert Unterweger zum neuen Chef des ORF-Landesstudios Tirol bestellt. Der 52-jährige Osttiroler ist seit August interimistischer Chefredakteur im Landesstudio, nachdem Brigitte Gogl den Posten freiwillig verlassen hat.

Umbaubudget steht

Wrabetz begrüßte Unterweger "als bewährten und langjährigen ORF-Top-Journalisten und -Redaktionsmanager" in der Riege der Landesdirektoren. Die Besetzung habe er mit dem Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) besprochen, sagte Wrabetz. Dieser habe Unterweger ebenfalls als "gute Wahl" empfunden. Die Landeshauptleute haben laut ORF-Gesetz ein Anhörungsrecht vor der Bestellung von ORF-Landesstudiochefs.

Der Beschluss der Budgetplanung für den Umbau des ORF-Zentrums sei für Wrabetz "wesentlich". Das Gesamtbudget von 303,7 Millionen Euro sei jetzt "genau hinterlegt", auch die Projektstruktur stehe. Wrabetz zeigte sich zuversichtlich, dass "damit auch einige Punkte, die der Rechnungshof erwartbar anmerken wird, gelöst" seien. Der Rechnungshof prüft das Umbau-Projekt derzeit.

Positiver Abschluss

Das laufende Jahr wird der ORF voraussichtlich wieder positiv abschließen. Aus Werbung erwartet sich das Unternehmen Erlöse in Höhe von 226 Millionen Euro, aus Programmentgelt sollen 636 Millionen kommen. Auch der Personalsparplan wird weiter umgesetzt. Bis 2021 sollen 300 Vollzeitäquivalente verschwinden.

Noch stärker will sich der Stiftungsrat der Digitalisierung widmen. Den ORF fit für den Medienwandel zu machen, habe für den bürgerlichen Vertreter Thomas Zach "höchste Dringlichkeit". Das sei "kein blaues, kein rotes, und kein schwarzes Thema", sagte Franz Maurer, Leiter des FPÖ- "Freundeskreises". Ziel sei es, das ORF-Management dabei "zu unterstützen, dass der ORF Leitmedium bleibt. Im November soll eine eigene Klausur stattfinden. (Philip Pramer, 20.9.2018)