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Selbst in dieser Uhr steckt Alexa.

Foto:APA/AFP/GETTY IMAGES/STEPHEN BRA

Wer noch irgendwelche Zweifel daran hegte, wie ernst es Amazon mit seinen Ambitionen im Bereich Smart Home meint, der sollte gerade eines besseren belehrt worden sein. Im Rahmen eines Presseevents hat der Online-Händler am Donnerstagabend eine beeindruckende Fülle an auf Alexa basierenden Geräten vorgestellt. Und damit nimmt auch Amazons Vision eine klare Form an, und die heißt: Alexa soll künftig wirklich überall zu finden sein.

Von A bis Z

Das zeigt sich alleine schon an der großen Spannbreite der von Amazon vorgestellten Geräte. Vom klassischen smarten Lautsprecher über ebensolche Steckdosen bis zur Mikrowelle und Wanduhr mit Alexa-Anbindung reicht die Palette. Dass darunter mit Subwoofern und Verstärkern Produkte zu finden sind, mit denen man in direkte Konkurrenz zu bisherigen Partnern wie Sonos tritt, spielt dabei für Amazon nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist nur den eigenen Assistenten so weit wie möglich zu verbreiten – egal wie.

Bezeichnend für Amazons Strategie ist aber auch, welche neuen Geräte man konkret vorgestellt hat. Finden sich darunter doch gleich mehrere, die bestehende Devices "smart" machen können. So gibt es etwa den Echo Input, der an klassische Lautsprecher angehängt werden kann, oder auch Echo Auto, das Alexa in jedes Fahrzeug bringen soll.

Alexa Connect Kit

Zu all dem passt noch eine zweite Ankündigung, die im Schwall der Echo-News etwas untergegangen ist, strategisch aber von enormer Relevanz ist. Mit dem Alexa Connect Kit bietet Amazon nun eine kleine Platine an, auf deren Basis Hardwarehersteller ihre Geräte mit wenigen Zeilen Code "smart" machen können. Die zugehörigen Schnittstellen sorgen etwa dafür dass Schalterfunktionen oder auch stufenweise Regelung geradezu trivial zu implementieren sind.

Und auch für anspruchsvollere Aufgaben wie die Erstellung eigener Sprachbefehle greift Amazon den Herstellern unter die Arme: Das Alexa Connect Kit geht nämlich mit Fixkosten für die Cloud-Nutzung einher, anstatt – wie sonst – die Kosten vom Volumen der Anfragen abhängig zu machen. Es ist schwer darin etwas anderes zu sehen als eine Art Subventionierung der Entwicklung von Geräten mit Alexa-Support.

Strategische Überlegungen

Um direkte Einnahmen durch den Hardwareverkauf geht es bei all dem derzeit aber ohnehin nicht. Gilt es doch zunächst zu sichern, dass der eigene Assistent im Zentrum des smarten Zuhauses von morgen steht – egal wie. Wer diese Position innehat, der findet dann schon auch andere Wege, Geld zu machen. Da sind die aktuellen Kampfpreise und die damit unweigerlich einhergehenden Verluste leicht zu schlucken.

Dass man dabei mit Google einen äußerst mächtigen Widersacher gefunden hat, erklärt sicherlich zu einem gewissen Teil die offensive Strategie, die Amazon gewählt hat, und befeuert die Produktoffensive nur weiter. Immerhin schmiedet auch Google derzeit fast schon täglich neue Partnerschaften, und hat noch dazu den Vorteil, dass man mit Android eine Plattform zur Hand hat, mit der man problemlos Milliarden Nutzer erreichen kann. Und auch der Datenschatz, der Google als Basis für all diese Services zur Verfügung steht, ist natürlich nicht zu unterschätzen. Korreliert die Qualität der gebotenen Dienste in diesen Fällen doch recht direkt damit wie viel Alexa, Google Assistant und Co. über ihre Benutzer wissen.

Privacy

Dass genau solche massiven Datensammlungen zuletzt immer stärkeres Unbehagen bei vielen Nutzern auslösen, zeigt allerdings auch, dass längst nicht gesagt ist, ob sich das "Smart Home" überhaupt in absehbarer Zeit bei einer breiten Masse durchsetzt. Das ist aber ein Risiko, das sowohl Amazon als auch Google durchaus bewusst eingehen. Die Gefahr dieses Thema zu verschlafen, und dann zu spät dran zu sein, ist nämlich aus strategischer Sicht erheblich größer. (Andreas Proschofsky, 21.9.2018)