"Telekomanbieter werden im Vergleich zu etwa App-Herstellern in vielen Teilen ungleich behandelt", sagt der neue Telekom-Austria-Chef Thomas Arnoldner.

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Seit 1. September ist Thomas Arnoldner Chef der Telekom-Austria-Gruppe. Der mit der Regierung bestens vernetzte Manager spricht sich gegen offene Briefe und Handyverbote in Schulen aus.

STANDARD: Wie waren die ersten Tage als Chef der Telekom Austria?

Arnoldner: Extrem spannend und positiv. Ich bin ja sozusagen in den Flitterwochen mit meinem neuen Arbeitgeber, den ich seit vielen Jahren gut kenne.

STANDARD: Der Betriebsrat hat Sie am Dienstag mit einem offenen Brief begrüßt, in dem Klarheit über einen möglichen "massiven Stellenabbau" gefordert wird. Dieser wurde mittlerweile dementiert.

Arnoldner: Ich glaube es ist wichtig, dass man Sorgen ernst nimmt. Mein präferiertes Kommunikationsmittel ist unüberraschend nicht der Brief. Ich habe den Brief, über den ich aus den Medien erfahren habe, gleich zum Anlass genommen, um mit den Autoren Kontakt aufzunehmen – per Telefon. Ich glaube, wenn man vorher auf diese Weise den Kontakt gesucht hätte, hätte man viele Punkte schon im Vorfeld ausräumen können. Ich denke, dass die Gemüter nächste Woche, wenn die Personalvertretungswahlen vorbei sind, vielleicht auch wieder abkühlen. Dann können wir wieder zur guten Tradition im Unternehmen zurückkehren und gemeinsam vertrauensvoll über die Herausforderungen reden und müssen uns das nicht über die Medien ausrichten.

STANDARD: Als Chef eines teilstaatlichen Unternehmens haben Sie zwangsläufig mit der Politik zu tun. Hilft Ihnen Ihr einstiges Engagement in der Jungen ÖVP dabei?

Arnoldner: Ich habe mein ganzes berufliches Leben in der Branche verbracht. Als Geschäftspartner, Mitbewerber und Kunde. Das ist es, was mich qualifiziert. Ein Teil der Aufgabe ist natürlich auch, ein starkes Netzwerk mitzubringen.

STANDARD: Telefonieren Sie oft mit Bundeskanzler Sebastian Kurz?

Arnoldner: Auf meinem Handy habe ich die Nummern von Politikern unterschiedlicher Parteien gespeichert.

STANDARD: Zu einem gesellschaftspolitischen Thema: Sind Sie für ein Handyverbot in Schulen?

Arnoldner: Man braucht sicher Regeln, wie man mit Handys und mit anderen Unterrichtsmitteln vernünftig umgeht. Ein komplettes Handyverbot halte ich für einen Schritt in die falsche Richtung.

STANDARD: Das Thema der Branche ist zurzeit 5G. Wohin führt uns die neue Mobilfunkgeneration?

Arnoldner: Was sicher ist, ist, dass immer mehr Menschen und vor allem auch Dinge miteinander vernetzt sein werden.

STANDARD: Sie haben bei anderen Interviews erwähnt, sich mehr Kundendaten zu wünschen. Was meinen Sie damit?

Arnoldner: Telekomanbieter werden im Vergleich zu etwa App-Herstellern in vielen Teilen ungleich behandelt. Daten sind ein Beispiel: Denken Sie an Allgemeine Geschäftsbedingungen. Wir müssen sie vorab vom Regulator genehmigen lassen. Bei einer App ist das ein Klick. Im Gegensatz zu vielen App-Herstellern ist unser Kerngeschäft nicht der Handel mit Daten.

STANDARD: Trotzdem wollen Sie tiefgehender auf Daten zugreifen?

Arnoldner: Es geht darum, sie effektiver zu nutzen. Aus Bewegungsmustern unserer Kunden könnten wir etwa erkennen, wo wir das Netz verbessern müssen und wo nicht.

STANDARD: Aber das können Sie doch schon.

Arnoldner: Manches können wir, aber es gibt viele neue Möglichkeiten, die wir nutzen können wollen. Wir wollen keine Einschränkungen, die nur Telekom-Anbieter betrifft. Das gilt auch für Möglichkeiten, die wir vielleicht noch gar nicht kennen. (Markus Sulzbacher, 21.9.2018)