Am 6. September wurde das Sunspot Sonnenobservatorium in den Sacramento Mountains (New Mexico) völlig unerwartet und zunächst ohne jegliche Erklärung von der US-Bundespolizei FBI unter Einsatz von Hubschraubern evakuiert und geschlossen. In der Folge ging ein lautstarkes Rauschen durch den digitalen Blätterwald. Das Zusammenfinden mehrerer Umstände dieser Polizeiaktion riefen vor allem Ufo-Gläubige und Verschwörungstheoretiker auf den Plan.

So war von Seiten der Bundesbehörden nur ominös von "Sicherheitsmaßnahmen" gesprochen worden, ohne konkrete Aussagen über den Hintergrund der Maßnahmen. Der lokale Sheriff wurde nicht in die Aktion eingebunden, weshalb er sich in den Medien über den Mangel an Auskünftsfreudigkeit des FBI beschwerte. Nachdem das Sunspot Solar Observatory nur 200 Kilometer von Roswell, dem berühmtesten "Ufo-Absturzort" der Welt, entfernt liegt, wussten viele sofort, worum es hier geht: Aliens!

Verbrecherjagd in den Bergen

Tatsächlich hatte der Polizeieinsatz einen viel profaneren und vor allem ernsteren Hintergrund. Wie die Behörden schon am Montag berichtet haben, war das FBI in der Gegend auf der Jagd nach einem Gesetzesbrecher. Die Geheimniskrämerei und die Evakuierung wurden zwar bedauert, sie seien jedoch notwendig gewesen, um die Aktion und das Personal des Observatoriums nicht zu gefährden.

Nun sind weitere Details zu dem Fall ans Licht gekommen: Ziel des Einsatzes war ein Mitarbeiter des Sonnenobservatoriums. Der Mann steht unter Verdacht, Kinderpornografie heruntergeladen und weiterverbreitet zu haben, wie die Zeitung "Albuquerque Journal" und andere US-Medien unter Berufung auf Gerichtsdokumente berichteten. Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen Hausmeister, der in dem Observatorium seit Jänner regelmäßig auf seinem Laptop kinderpornografische Inhalte aufgerufen haben soll.

Der Sender KRQE News 13 berichtete unter Berufung auf einen Durchsuchungsbefehl, das die Kinderpornografieseiten über eine mit dem Observatorium in Verbindung stehende IP-Adresse aufgerufen wurden. Mitarbeiter des FBI wurden schließlich auf einem Laptop fündig. Aufgrund der zeitlichen Aufrufe der Kinderpornoseiten komme nur der verdächtige Hausmeister infrage, der seit einem Jahr im Observatorium arbeite, hieß es in den Berichten.

Vermeintlicher Serienmörder

Das "Albuquerque Journal" schrieb unter Berufung auf FBI-Mitarbeiter, dass der Hausmeister einen Schlüssel und "unbegrenzten Zugang" zum Observatorium gehabt habe. Nachdem der Mann erfahren habe, dass der Laptop beschlagnahmt wurde, habe er sich auffällig verhalten und verdeckte Drohungen ausgestoßen. Zunächst habe er behauptet, "jemand sei nachts in das Observatorium eingedrungen, um den drahtlosen Internetdienst zu stehlen". Er habe deswegen Bedenken über die "laxe Sicherheit" des Observatoriums geäußert und vor einem Serienmörder in der Gegend gewarnt.

Der Direktor des Observatoriums sorgte sich den Berichten zufolge um die Sicherheit und entschied sich, die Anlage vorrübergehend zu schließen. Auch der Vertrag mit dem Reinigungsunternehmen der Eltern des Verdächtigen wurde gekündigt. Weitere Ermittlungen laufen. Seit 17. September hat das Sonnenobservatorium wieder geöffnet – und es verzeichnet eine beträchtlich gewachsene Besucherschar. (red, APA, 21.9.2018)