Die drei von Maschek: Peter Hörmanseder, Robert Stachel, Ulrich Salamun.

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Christopher Wurmdobler und Maschek (Hg.), "Satire darf al", € 25,00 / 350 Seiten, Czernin: Wien 2018.

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STANDARD: Herr Stachel, Sie sind zu spät gekommen zum Interview. Ist das Abgehobenheit oder doch schon die rechtschaffene Müdigkeit nach 20 Jahren Karriere?

Stachel: Ich würde sagen ... (gähnt)

STANDARD: Was erdet einen als Künstler mehr? Die Alimente oder die SVA-Beiträge?

Stachel: Sag einmal, ist der von der Bunten?

STANDARD: Vor genau 20 Jahren wurde auch Google gegründet, wo Sie es immerhin auf 326.000 Einträge gebracht haben.

Hörmanseder: Sie müssen Yahoo und Altavista dazurechnen, die gab es am Anfang ja auch noch.

STANDARD: Gibt man dort den Suchbegriff Maschek ein, erfährt man: Maschik (ung.) ist "Die Rückseite" von allem, gewissermaßen "der Arsch". Wie haben die Eltern darauf reagiert, dass ihre Söhne "der Arsch" sind?

Hörmanseder: Die waren natürlich enttäuscht, aber das muss einem völlig egal sein.

STANDARD: Auf HIV in den 80ern folgte TIV in den 90ern. Während Ersteres sehr viele Menschen erreichte, blieb TIV ein Minderheitenprogramm ...

Stachel: Aber beides war übertragbar ...

Salamun: Beides mit Kabeln ...

STANDARD: Hat man dort gesagt: "Eure Stimmen sind gut, aber eure Gesichter weniger. Macht's irgendwas, wo man euch nur reden hört"?

Salamun: Es war von Anfang an klar, dass wir Radiogesichter haben.

Stachel: Zum Glück haben wir keine Zeitungsstimmen.

STANDARD: Keith Richards hat sich in seiner Altersbiografie über Mick Jaggers Glied lustig gemacht und ihn Gilda genannt. Ist so etwas von einem der Mascheks zu erwarten?

Stachel: Sag niemals nie. Wir wissen sehr viel übereinander ....

Hörmanseder: Und zum Thema Glied: Wir könnten die Geschichte erzählen, dass wir vor jedem Auftritt eine HSK, Hosenstallkontrolle, durchführen. Wir haben das einfach zu oft erlebt, dass die Leute die ganze Zeit lachen ...

Stachel: ... obwohl noch nicht einmal das Video läuft ...

Salamun: Der Hörmanseder ist einmal beim Rausgehen an einem Nagel hängen geblieben und hat sich die Hose zerrissen.

STANDARD: Vorne oder seitlich?

Salamun: Man hat jedenfalls genug gesehen.

STANDARD: Sodass es am Ende Anfragen 18-jähriger männlicher Nerds gab, die den Großteil Ihres Publikums ausmachen?

Salamun: Ja. Die wollten dann wissen, ob er rasiert ist oder nicht.

STANDARD: Und?

Hörmanseder: Steht im Buch.

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STANDARD: Ab wann in Ihrer Karriere brauchten Sie einen Steuerberater?

Stachel: Ab 2005. Als wir begonnen haben, live zu spielen.

STANDARD: Gab's Nachzahlungsaufforderungen?

Stachel: Genug.

Salamun: Sogar Pfändungen.

Hörmanseder: Pfändungen gibt's immer noch.

Salamun: Jetzt macht das alles unser Vormund.

STANDARD: Man sagt, das Publikum altert mit den Künstlern. Ihr Publikum muss schon ziemlich alt aussehen mittlerweile.

Hörmanseder: Falsch! Unser Publikum wird immer jünger. Der Grund ist einfach: Wir sind die einzigen im Land, die Politik interessant machen. Wir schaffen politische Idole. Und die Jugend braucht nichts mehr als politische Idole. Wer hat den Kurz entdeckt? Wir! Wer hat Strache erträglich gemacht? Wir!

STANDARD: Bravo. Ist Sebastian Kurz vielleicht sogar Darsteller und Zielpublikum in einem?

Hörmanseder: Natürlich. Und er gehört einem angenehmen Menschenschlag an, sehr zielstrebig ...

Stachel: ...und zu feiern wissen sie auch.

STANDARD: Und gut ausschauen tut er auch.

Hörmanseder: Finden Sie? Ich finde, dass man ihm das Doppelkinn schon ansieht ...

STANDARD: Und kriegt er nicht langsam eine Glatze? In drei Jahren könnte es so weit sein.

Hörmanseder: Dann spricht keiner mehr über seine Ohren.

Stachel: Weil er die dann mit dem Toupet zudeckt.

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STANDARD: Gibt es noch Momente, wo Sie sagen: Jetzt bin ich glücklich?

Stachel: Nein.

Hörmanseder: Ja.

STANDARD: So wie damals, als Sie in Drehli Robniks Soft Egg Café im Wiener Flex aufgetreten sind?

Stachel: Das war tatsächlich der Durchbruch. Wir waren endlich angekommen in der Coolness der Großstadt, als Provinzeier war uns das sehr wichtig.

Salamun: Im Flex aufzutreten war eine gute Schule. Du hast immer vor 200 Teilinteressierten und 100 Angesoffenen gespielt, die alle geschrien haben: "Schleichts eich!"

Hörmanseder: Eigentlich waren die Angesoffenen die Teilinteressierten!

Salamun: Die Becher, die auf die Bühne flogen, lösten wir am Schluss gegen das Pfand ein. Das war oft eine schöne Gage, besser als heute. Aber in Schilling.

STANDARD: Sie wechselten dann von TIV zum ORF, zur Systempresse gewissermaßen. Kann man sagen, Sie waren die Ersten, die Fake-News produziert haben?

Hörmansender: Absolut. Wir hätten damals sofort eine Firma gleichen Namens gründen – und sie an die Börse bringen sollen.

STANDARD: Sind Sie also schuld am Misstrauen des "Volkes" gegenüber der "Lügenpresse"?

Stachel: Wir haben sicher das Türl geöffnet, und den Geist fangen wir jetzt leider nicht mehr ein.

STANDARD: Gibt's ein Wort der Entschuldigung an "das Volk".

Stachel: Ja, natürlich: "Entschuldigung."

STANDARD: Zum Jubiläum treten Sie in der kleinen Wiener Stadthalle auf.

Stachel: Ursprünglich hatten wir die Eishalle angedacht.

STANDARD: Dann hätten wir einen doppelten Rittberger gesehen?

Stachel: Einen eingesprungenen.

Salamun: Beim Paartanz zu dritt.

STANDARD: Sollten Sie mal in Sachsen auftreten, wer von Ihnen spricht dann den Sachsen?

Stachel: Den Sachsen kann niemand, der Dialekt ist kompliziert.

STANDARD: Gibt's vergleichbare Gegenden in Österreich?

Salamun: Kärnten. Deswegen sind die Kärntner Slowenen eine rühmliche Ausnahme, weil die sich aus dem Dialekt retten können in ihre eigene Sprache.

Hörmanseder: Innviertel. Aber von dort kann sich leider keiner retten.

Stachel: Den ärgsten Dialekt haben auf jeden Fall die Schwaben, das kannst du nie lernen. Ich habe das wirklich probiert, aber es ist nicht möglich. Jogi Löw zum Beispiel, das ist wahnsinnig schwer.

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STANDARD: Seit 2002 ist das Rabenhoftheater Ihre Heimat. Wie wichtig ist Ihnen Heimat?

Stachel: Geht es um den Rabenhof, ist Heimat ein schöner Begriff, sonst brauch ich Heimat nicht.

STANDARD: Wie oft saßen die Eltern im Publikum und haben Sie anschließend gefragt: "Was machts ihr eigentlich beruflich?"

Salamun: Jedes Mal.

Hörmanseder: Die Frage kam aber nur, bis wir zum ersten Mal im Fernsehen waren. Was im Fernsehen ist, das hat einen Wert. So wie es früher geheißen hat: "Lassen's mich durch, ich bin vom ORF." Jeder hat einen durchgelassen.

Salamun: Heute kann es aber sein, dass du eine Watsch'n kriegst, wenn du das sagst.

STANDARD: Rückblickend – wer waren die besten Figuren, über die Sie "drübergeredet" haben?

Stachel: Pröll! Klestil! Haider auch, aber der war natürlich schwierig. Die Roten waren immer die, die uns am ernstesten genommen haben.

Hörmanseder: Die immer beleidigt waren!

Salamun: Die haben einfach keinen Schmäh. Drum sind sie ja auch heute dort, wo sie sind.

Hörmanseder: Man muss aber natürlich schon sagen, dass es auch keinen rechten Schmäh gibt.

STANDARD: Heute werden Sie vom Bahnhof geholt. War es schön, als Sie sich den Weg zum Veranstaltungsort selbst suchen mussten?

Stachel: Es war auch schön, als wir an Veranstaltungsorten noch auf Dachböden schlafen mussten, auf Pritschen und in der alten Bettwäsche, in der vor uns die Punkband geschlafen hat, die am Tag davor aufgetreten ist.

STANDARD: Heute schlafen Sie im Einzelzimmer?

Stachel: Das war nach dem ersten Durchbruch im Flex der zweite Durchbruch: Als wir nämlich jeder automatisch ein Einzelzimmer gebucht bekamen und nicht mehr darum betteln mussten.

Hörmanseder: Bis dahin bekamen wir immer die Schlüssel für ein Einzel- und ein Doppelzimmer, und wir mussten ausmachen, wer wo schläft. Der Stachel reist ja mit einem riesigen Bären ...

STANDARD: Also bekam er das Doppelzimmer, und Sie beiden anderen das Einzelzimmer?

Stachel: Genau so.

STANDARD: Wann ist zum letzten Mal niemand zu Ihrer Show gekommen?

Hörmanseder: Einmal in Salzburg, da ist nur meine Tante gekommen mit einer Freundin. Der hat es gut gefallen, weil wir alles, was sie nicht verstanden hat, für sie noch einmal wiederholen konnten.

Salamun: Was oft passiert: Dass die Leute nicht wegen uns kommen.

Hörmanseder: Einmal wurden wir nach Bochum ins Schauspielhaus gebucht. Was wir nicht wussten: Im ganzen Haus war ein Rave, wir waren im Chillout-Bereich: Drei Österreicher, die bei einem deutschen Rave den politischen Schwachsinn ...

Stachel: ... aus Österreich! ...

Hörmanseder: ... erzählen. Es wurde keine Liebe daraus.

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STANDARD: Ihr Leben kann man mit dem gut verdienender Jetset-Fußballer vergleichen. Reisen Sie alle mit Toilettentäschchen und Rollköfferchen von Louis Vuitton?

Stachel: Ich habe immer den ganzen Hausstand mit, wenn wir auf Tour gehen. Bei unseren seltenen Flugreisen zu Auftritten haben die anderen immer Handgepäck, und ich muss immer einchecken.

Hörmanseder: Wegen dem Stoffbären, dem stinkerten Trumm.

Salamun: Aber nie hat einer ein Ladegerät mit! Der Vuitton-Typ ist aber mehr der Hörmanseder, der komprimiert und verdichtet.

STANDARD: Jeder von Ihnen hat sich schon gewünscht, dass seine zwei Bühnenpartner Frauen wären?

Stachel: Ja, Aber dann gäbe es Maschek lange nicht mehr, weil wir dann zu viele Kinder hätten.

STANDARD: Hat sich bald herauskristallisiert, wer von Ihnen für den Erotikfaktor zuständig ist und wer für die Steuererklärung?

Salamun: Ich für die Steuererklärung.

STANDARD: Wie ist es, wenn man live spielt und merkt: Es zieht nicht so richtig, keiner lacht?

Hörmanseder: Dann lässt man eine Figur einen Schas machen, das funktioniert immer.

Stachel: Gegen Ende einer Spielserie wird dann ja nur noch gefurzt und gerülpst und Anzügliches gesagt. Am Beginn des letzten Seriendrittels sind die Schmähs noch am besten, da bemüht man sich zumindest noch ein bisserl und furzt noch nicht alles zu.

STANDARD: Es geht noch nicht voll in Richtung Altersfrivolität?

Salamun: Na ja. In diese Richtung geht es eigentlich seit unserer ersten Vorstellung. (Manfred Rebhandl, 24.9.2018)