Ein im Juni von der ISS-Besatzung ausgesetzter britischer Satellit hat im Orbit erstmals erfolgreich "Weltraummüll" mithilfe eines Netzes eingefangen. Das Experiment in rund 300 Kilometern Höhe ist Teil einer ganzen Serie von Versuchen, mit unterschiedlichen Techniken dem zunehmenden Abfallproblem in der Erdumlaufbahn Herr zu werden. Experten gehen davon aus, dass heute bereits rund 7.500 Tonnen an defekten Satelliten und Satellitenteilen, ausgebrannten Raketenstufen und anderer Schrott in der näheren Umgebung der Erde im All treiben.

Video: Ein Kunststoffnetz fängt erfolgreich ein simuliertes Stück Weltraummüll ein.
Surrey Nanosats SSC Mission Delivery Team

Das RemoveDebris Satellite benannte System, entwickelt von Forschern an der University of Surrey, nahm während des Tests auch ein Video auf: Die kurze Sequenz zeigt einen Cubesat-2 von der Größe eines Schuhkartons, der als Müllersatz diente und etwa acht Meter vor dem rund 100 Kilogramm schweren Satelliten im All trieb. Plötzlich kam ein helles Netz ins Bild, das von dem experimentellen Satelliten abgefeuert wurde. Das Netz breitet sich mit Hilfe von Gewichten an den Rändern aus und wickelt sich schließlich wie geplant um das Objekt. "Es hat genau so funktioniert, wie wir uns das erhofft haben", erklärt Guglielmo Aglietti, Direktor des Surrey Space Centre.

Schrott an der Leine

Wäre dies ein realer Einsatz gewesen, hätte eine Leine das Netz mit dem Satelliten verbunden, der den Schrott dann aus dem Orbit gezogen hätte. Da es sich nur um eine Demonstration des Systems handelte, werden sowohl der Satellit als auch die eingefangene Box von alleine langsam an Höhe verlieren und schließlich in einigen Monaten in der Erdatmosphäre verglühen.

Video: Die RemoveDebris-Mission.
UOSTV

Der nächste Test könnte schon bald folgen. Dabei soll der RemoveDebris Satellit mit einem neuen Kamerasystem Weltraummüll ins Visier nehmen. Und für Anfang des kommenden Jahres ist ein Experiment geplant, bei dem der Satellit Abfall mit einer Harpune einfangen wird. Am Ende seiner Mission wird RemoveDebris ein aufblasbares Segel auswerfen, das die Bahnhöhe des Satelliten rasch verringert. Dadurch soll RemoveDebris schon nach acht Wochen und nicht erst in zweieinhalb Jahren in der Erdatmosphäre verglühen.

Gefahr durch Abfall im Orbit

Insgesamt gibt es Schätzungen zufolge über 750.000 Objekte zwischen einem und zehn Zentimetern Durchmesser im Orbit. Sie können bei einem Aufprall mit einer Geschwindigkeit von 40.000 Stundenkilometer die Wucht einer Handgranatenexplosion auslösen. Experten warnen schon seit Jahren davor, dass diese künstlichen Objekte die Raumfahrt zunehmend gefährden. Wissenschafter befürchten, dass die Zahl der "nahen Begegnungen" im Orbit (derzeit rund 13.000 pro Woche) im kommenden Jahrzehnt um 50 Prozent zunehmen wird. (red, 21.9.2018)