Die Behörden von Panama haben angekündigt, der Aquarius die Flagge zu entziehen. In einer Presseaussendung verlautbarte die Behörde des Staats, ein Verfahren gegen das Rettungsschiff einzuleiten, das sich im Moment in der Such- und Rettungszone vor Libyen befindet. Panama verweist vor allem auf eine Beschwerde der italienischen Behörden, wonach sich der Kapitän der Aquarius geweigert hat, elf gerettete Migranten an die libysche Küstenwache zu übergeben oder sie in ihr Heimatland zurückzubringen.

Am Donnerstagmorgen hatten die Retter der beiden NGOs "SOS Mediterranee" und "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) an Bord, ein Glasfaserboot mit den elf Migranten entdeckt. Nachdem sich die libyschen Behörden auf erste Kontaktversuche nicht gemeldet hatten, griffen die Helfer ein. Nachdem sie die elf Pakistani und einen Mann aus der Elfenbeinküste an Bord gebracht hatten, meldete sich die libysche Rettungskoordinationsstelle. Sie wies die Aquarius an, ein Boot der Küstenwache vor der libyschen Küste zu treffen, um die Migranten zu übergeben.

Zuvor war die "Aquarius" unter der Flagge Gibraltars unterwegs. Jetzt droht Panama mit dem Entzug der Flagge.
Foto: Bianca Blei

Gibraltar löschte Registrierung

Die Besatzung der "Aquarius" verweigerte das Treffen und berief sich dabei unter anderem auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) aus dem Jahr 2012, wonach Libyen kein sicherer Ort ist. Ebensolch eines bedarf es, um eine Rettung auf Hoher See abzuschließen. Die später kontaktierten Behörden in Italien und Rom lehnten anschließend ab, die Koordination der Seerettung zu übernehmen.

Die Aquarius fährt unter der Flagge Panamas, nachdem der ehemalige Flaggenstaat Gibraltar die Registrierung im August gelöscht hatte. Die Entscheidung, unter der Fahne Panamas zu fahren, traf der deutsche Besitzer des Schiffs "Jasmund Shipping". Gibraltar hatte der Aquarius vorgeworfen, Such- und Rettungsmissionen durchzuführen, obwohl das Schiff als Forschungsschiff registriert worden sei. "Jedes Schiff kann Such- und Rettungsmissionen durchführen. Dafür sind wir laut Seerecht sogar verpflichtet", sagte Nick Romaniuk von "SOS Mediterranee" dazu.

Die beiden NGOs "SOS Mediterranee" und "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) wollen weiterhin im Mittelmeer unterwegs sein, um Rettungen durchzuführen.
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NGOs: Halten uns an Seerecht

Die beiden Hilfsorganisationen wurden offiziell über den Schritt der Behörden in Panama informiert. Sie wollen aber weiterhin im Mittelmeer unterwegs sein, um Seerettungen durchzuführen, heißt es in einem ersten Statement. Außerdem weisen sie daraufhin, dass die Aquarius alle Voraussetzung für die Registrierung des Schiffs während des 19-tägigen Aufenthalts im Hafen von Marseille erfüllt habe. Man habe sich immer an das internationale Seerecht gehalten, heißt es weiter.

Wie lange der Prozess der Behörden in Panama andauern wird, ist noch unklar. (Bianca Blei, 22.9.2018)