Die Kanonen der Nao waren in teilweise erstaunlich gutem Zustand.
Foto: Câmara Municipal de Cascais

Lissabon – Archäologen haben vor der portugiesischen Küste nahe der Hauptstadt Lissabon auf dem Meeresboden ein jahrhundertealtes Schiffswrack freigelegt. Das vorerst nicht identifizierte Schiff ist bereits am 3. September nahe Cascais in der Mündung des Tajo in zwölf Metern Tiefe entdeckt worden, der Fund wurde aber erst jetzt veröffentlicht. Nach bisherigen Untersuchungen verkehrte das Schiff bis zu seinem Untergang, den die Forscher zwischen 1575 und 1625 datierten, auf der Gewürzroute nach Indien.

Das portugiesische Wappen auf den Kanonen verrät, für welche Nation das Schiff in den Osten fuhr.
Foto: Câmara Municipal de Cascais

Zahlreiche Beifunde

In den Überresten der Nao, ein der Karavelle ähnlicher Schiffstyp, fanden die Taucher Kanonen aus Bronze mit dem portugiesischen Wappen sowie Behälter mit Gewürzen, darunter auch Pfeffer. Außerdem hatte die Mannschaft chinesisches Porzellan aus der Zeit des Ming-Kaisers Wanli (1573 bis 1619) sowie Kaurischnecken geladen. Die Gehäuse dieser Meeresschnecken wurden im frühen Sklavenhandel in manchen Teilen Afrikas als Zahlungmittel angenommen.

Das Wrack enthielt Behälter mit Gewürzen und Porzellan aus China.
Foto: Câmara Municipal de Cascais

Wissenschaftlicher Projektleiter Jorge Freire sprach von einer bedeutenden archäologischen Entdeckung: "Was ihren Erhaltungszustand betrifft, sind sowohl die Beifunde als auch das Schiff selbst von außerordentlichem historischen Wert", so der Forscher. Initiiert wurden die Unterwasserausgrabungen von der Stadtverwaltung von Cascais, der Universidade Nova de Lisboa und der Marine. In den folgenden Wochen wollen Taucher das Wrack weiter untersuchen, während Historiker die Archive nach Hinweisen danach absuchen, um welches Schiff es sich genau handeln könnte. (red, 23.9.2018)