Bei genauer Betrachtung erkennt man noch heute den mit Farbe übermalten Namen "Meerkatze" am heutigen Rettungsschiff "Aquarius".

Foto: Bianca Blei

"Aquarius 2" heißt das Schiff heute. Noch segelt es unter der Fahne Panamas.

Foto: Bianca Blei

Auch die dick aufgetragene orangene Farbe mag nicht die Herkunft der Aquarius zu überdecken. In dem Schiff, das im Moment von den Hilfsorganisationen "SOS Mediterranee" und "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) betrieben wird, finden sich überall Spuren des Geburtslandes Deutschland. Auch wenn die Schilder wie "Arzt" oder "Maschinenraum" mit Etiketten mit englischen Aufschriften überklebt wurden, lassen sich die ursprünglichen deutschen Bezeichnungen noch erahnen.

Nicht für ruhiges Meer gebaut

Die Aquarius wurde nie für den Einsatz im ruhigen Mittelmeer gebaut – ihr natürliches Habitat sind eigentlich die rauen Ozeane im Norden der Welt. Das Schiff mit seiner Länge von 77 Metern wurde in der FR Lürssen Werft in Norddeutschland gefertigt. Kiellegung und somit der Baubeginn fand im Juni 1976 statt, fertiggestellt wurde das Schiff im Dezember 1977 und anschließend der deutschen Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Cuxhaven übergeben. Ihr Name: "Meerkatze". Sie ersetzte ihr Vorgängerschiff mit demselben Namen – ein ehemaliges Forschungsschiff. Laut Tradition befindet sich immer ein Schiff mit diesem Namen im Einsatz vor den deutschen Küsten.

Die Besatzung der "Meerkatze" war in der Nordsee und im Nordatlantik unterwegs und überprüfte die Einhaltung der nationalen und internationalen Fischereirechte. Dabei gingen die Kontrolleure per Einsatzboote an Bord der Fischerschiffe. Sie kontrollierten die Papiere, Fanggeräte und den Zustand der Fische. Bei letzterem wurde unter anderem die Größe und Art der gefangenen Fische überprüft. Bei Verstößen konnten die Einsatzkräfte ein Bußgeld verhängen oder die Quote verkleinern. Die "Meerkatze" spielte also eine große Rolle im Kampf gegen die Überfischung in ihren Einsatzgebieten. An Bord befanden sich außerdem medizinische Einrichtungen, um Hochseefischern in Notsituationen Hilfe zu leisten.

Für die raue See gerüstet

Um für die raue See gerüstet zu sein, wurde das Schiff besonders stabil gebaut und ist laut deutschem Klassifizierungssystem ein Schiff der Eisklasse 2. Das bedeutet, dass ihr Eisdicken von bis zu 0,6 Metern nichts anhaben können. Ihre Maximalgeschwindigkeit beträgt laut Datenblatt 14,5 Knoten, was in etwa 27 km/h entspricht.Nachdem die "Meerkatze" im Jahr 2008 außer Dienst gestellt wurde, ersteigerte sie 2009 ein privates Reedereiunternehmen, das heute den Namen "Jasmund Shipping" trägt und noch immer der Eigentümer ist. Das Schiff wurde "Aquarius" getauft und zu einem Vermessungsschiff umgerüstet. Bis ins Jahr 2015 war sie damit unter anderem bei Öllagerstätten oder für die Verlegung von Meereskabeln im Einsatz. Ihre letzte Mission in dieser Funktion hatte die "Aquarius" im Spätherbst 2015 vor der Küste Sibiriens.

Im Februar 2016 schließlich charterten die beiden humanitären Hilfsorganisationen das Schiff mitsamt maritimer Besatzung und verlegten seinen Einsatzort in das zentrale Mittelmeer, um vor allem Migranten in Seenot zu helfen. Heuer wurde das Schiff noch einmal umgetauft. Unter dem offiziellen Namen "Aquarius 2" fährt sie nun unter der Flagge von Panama, nachdem Gibraltar die Registrierung des Schiffs gelöscht hatte. (Bianca Blei, 23.9.2018)

Hinweis der Redaktion

STANDARD-Redakteurin Bianca Blei befindet sich auf Einladung von Ärzte ohne Grenzen an Bord der Aquarius, die Kosten trägt der STANDARD.