Die Fähigkeit der guten politischen Kommunikation gehört nicht zu den Qualitäten der britischen Premierministerin Theresa May. Die Abfuhr, die sich die scheue Konservative beim EU-Gipfel in Salzburg für ihren Chequers-Plan einhandelte, wäre gewiss weniger brutal ausgefallen, wenn May dort weniger arrogant und kompromissunfähig aufgetreten wäre.

Dennoch sollten Brüssel, Paris und Berlin den Eindruck vermeiden, dass sie die Briten in die Enge treiben wollten. Das politische Personal in London mag nicht sonderlich beeindruckend sein – Ersatz ist allerdings nicht in Sicht. Der Ausgang einer jetzt debattierten Neuwahl erscheint den Umfragen zufolge keineswegs so klar, wie es sich die Opposition wünscht. Selbst wenn es zum Urnengang käme und Labour-Chef Jeremy Corbyn in die Downing Street einzöge, wäre der Brexit nicht vom Tisch – und auch nicht das Dilemma, das er für Europa aufwirft.

Dieses lautet so: Will die EU ein langjähriges Mitglied verprellen und auf beiden Seiten schweren wirtschaftlichen Schaden in Kauf nehmen? Oder gibt es nicht doch noch Auswege, um auch in Zukunft eng mit der siebentgrößten Volkswirtschaft der Welt verbunden zu bleiben?

Die Brüsseler EU-Kommission gilt zu Recht als glänzend geölte Kompromissmaschine. Wenn dabei für die Briten die eine oder andere "Rosine" abfällt, sollte man sie ihnen gönnen. Der Brexitkuchen wird trocken genug ausfallen. (Sebastian Borger, 24.9.2018)