Vilnius – Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Litauen an die Opfer des Holocaust erinnert, die während der NS-Zeit im Ghetto von Vilnius getötet wurden. "Vor 75 Jahren hat diese Nation die endgültige Zerstörung des Ghettos von Vilnius erlebt, das war der Höhepunkt der Ermordung von tausenden Juden, die zwei Jahre zuvor begonnen hatte", sagte der Papst vor 100.000 Gläubigen in der Stadt Kaunas.

"In diesen Tagen widme ich der jüdischen Gemeinde einen besonderen Gedanken", sagte Franziskus. Der Papst hatte zuvor in Vilnius einen Strauß gelber Rosen am Denkmal für das Ghetto niedergelegt.

"Jerusalem des Nordens"

In Litauen hatten vor dem Zweiten Weltkrieg rund 200.000 Juden gelebt, Vilnius galt als wegen seiner großen jüdischen Gemeinde das "Jerusalem des Nordens". Die Nazis und ihre Verbündeten töteten während der deutschen Besatzung von 1941 bis 1944 rund 195.000 litauische Juden. Heute leben nur etwa 3.000 Juden in Litauen.

Franziskus erinnerte in Kaunas auch an die litauischen Widerstandskämpfer, die sich in der Sowjetunion gegen die Machthaber gestellt hatten. Nach litauischen Angaben kamen mehr als 50.000 Litauer zwischen 1944 in Lagern, Gefängnissen oder während ihrer Deportation ums Leben. Weitere 20.000 Partisanen und Unterstützer wurden im Guerillakampf gegen die sowjetischen Truppen getötet.

Papst Franziskus setzt seine Reise durch das Baltikum am Montag in Lettland fort, bevor er am Dienstag nach Estland reist. (APA, 24.9.2018)