Die USA, Großbritannien und auch Deutschland wollen mehr Ressourcen in ihre Netztstreitkräfte stecken.

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Die USA und Großbritannien rüsten ihre Cybertruppen auf. Die US-Regierung brachte eine neue Nationale Cyber-Strategie auf den Weg, die einen größeren Fokus auf eigene Offensiven gegen Angreifer von außen legt.

Der Nationale Sicherheitsberater John Bolton erklärte dazu, die USA würden künftig nicht mehr überwiegend defensiv auf Cyberattacken reagieren, sondern aggressiver auftreten und auch Vergeltungsschläge gegen Cyber-Angreifer starten. Die Briten planen ebenfalls mehr Gegenschläge gegen feindliche Staaten, Terroristen und Kriminelle im Cyberraum.

"Werden jeden Tag angegriffen"

Bolton sagte, Beschränkungen der Vorgängerregierung unter Präsident Barack Obama mit Blick auf Cyber-Offensiven würden gelockert. "Unsere Hände sind nun nicht mehr so gebunden wie unter der Obama-Regierung." Details nannte er nicht.

Der Berater mahnte aber, die Gefahren seien groß. "Wir Amerikaner und unsere Verbündeten werden jeden Tag angegriffen im Cyberspace." Angreifer versuchten, mit Hilfe von Cyber-Werkzeugen Daten und Know-how zu stehlen, die Infrastruktur zu beschädigen und die Demokratie zu unterlaufen. Diese Angreifer sollten wissen, dass Amerika nicht nur defensiv, sondern auch offensiv darauf reagiere, betonte er.

2.000 Experten für britisches Heer

Auch die Briten rüsten an dieser Stelle auf. Die britische Regierung will nach eine neue Cybertruppe gegen feindliche Staaten sowie Terroristen und kriminelle Gruppen einsetzen. Die Einheit soll dem Verteidigungsministerium und dem Nachrichtendienst unterstehen und mindestens 250 Millionen Pfund (280 Millionen Euro) kosten.

Dafür würden rund 2.000 Experten aus dem militärischen Bereich, Sicherheitsdiensten und der Industrie rekrutiert. Begründet wird die Schaffung der neuen britischen Cybertruppe demnach mit einer wachsenden Bedrohung durch Russland. Zudem habe Großbritannien in der Vergangenheit erfolgreiche Cyber-Angriffe gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak geführt.

Experten hätten zum Beispiel Schadsoftware eingesetzt, um den Terroristen Zugang zu Daten zu versperren. Außerdem seien Falschnachrichten verbreitet worden, um die Extremisten zu verwirren. Auch Geldtransfers seien behindert worden. Die neue Einheit soll nach Informationen der Zeitung ebenso im Kampf gegen andere kriminelle Gruppen wie Menschenhändler und Pädophilenringe zum Einsatz kommen.

Auch Deutschland rüstet auf

In Deutschland arbeitet die Regierung derzeit intensiv daran, den rechtlichen Rahmen für Cyber-Gegenschläge zu zimmern. Es geht dabei vor allem darum, mögliche Attacken auf kritische Infrastrukturen wie das Energienetz oder die Wasserversorgung zu verhindern.

In Österreich übt das Bundesheer derartige Aktionen. Angriffe auf Computernetzwerke zählen zu den Aufgaben dessen Cyberkräfte. Die Kriegsführung im digitalen Raum ist allerdings deutlich unübersichtlicher als bisherige Formen der kriegerischen Auseinandersetzung. Es bleibt oft unklar, wer tatsächlich der Urheber und wer das eigentliche Ziel eines Cyberangriffs sei. So könnte bei einem Gegenschlag auch Unbeteiligte zu Schaden kommen. (sum, 24.09.2018)