Landesparteimanagerin Barbara Novak steht hinter Michael Ludwig und die Wiener SPÖ hinter Pamela Rendi Wagner.

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Wien – Eigentlich wollte die Wiener SPÖ am Montag Inhalte ins Zentrum rücken. Personalia sollten bei dem "Miniparteitag" in der ÖGB-Zentrale in der Leopoldstadt keine Rolle spielen. Trotzdem drehte sich am Rande der Antragskonferenz, angesetzt als Vorbereitung für den Bundesparteitag im November, alles um eine: Joy Pamela Rendi-Wagner.

Am Mittwoch wird Pamela Rendi-Wagner offiziell vom SPÖ-Parteivorstand zur neuen Vorsitzenden gekürt. Ihre Wahl erfolgt dann beim Parteitag im November.
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"Sie kann sich auf die SPÖ Wien verlassen", sagte Bürgermeister und SPÖ-Wien-Chef Michael Ludwig. In seiner Landesorganisation gebe es "keine negativen Stimmen", die designierte Bundesparteivorsitzende brauche sich also "keine Sorgen zu machen".

Trotzdem: Besser kennenlernen wolle man die ehemalige Gesundheitsministerin schon noch – das habe "nichts mit Misstrauen" zu tun. Die Wiener SPÖ sei jedoch eine "politische Organisation, die nicht aus dem Bauchgefühl heraus oder aus optischen Gründen, sondern aufgrund von inhaltlichen und strategischen Positionen Entscheidungen trifft", sagte Ludwig.

Und ja, man hätte sich etwas mehr Zeit gewünscht, für eine geordnete Übergabe, weshalb sich die erste Euphorie in Grenzen gehalten hatte. "Das ist der ein zige Grund, warum wir zurück haltend waren", betonte Ludwig, es habe nichts mit Rendi-Wagner als Person zu tun.

Unterstützung vice versa

Rendi-Wagner, die als eine von 200 Funktionären zur Sitzung eingeladen war, blieb dieser am Montag fern. Sie habe sich entschuldigt, erklärte Parteimanagerin Barbara Novak verständnisvoll und sicherte ebenfalls ihre volle Unterstützung zu.

Im Gegenzug erwarten sich die Wiener – als größte Landesorganisation der SPÖ – allerdings auch "Unterstützung für unsere Ziele", machte Ludwig klar. Etwa bei den Themen Arbeitsmarkt, Bildung, Gesundheit und Soziales, so der Bürgermeister, der Rendi-Wagner riet, ein starkes Team um sich zu versammeln – so wie er es bei der Amtsübergabe getan hatte.

Für Ludwig sei zudem klar, dass er Noch-SPÖ-Chef Christian Kern bei der EU-Wahl als Spitzen kandidat unterstütze. Obwohl das Vorgehen Kerns am vergangenen Dienstag "auch innerhalb der SPÖ viele irritiert hat".

Kein Kommentar zu Klubchef

Für den roten geschäftsführenden Klubchef im Parlament, An dreas Schieder, ist Rendi-Wagner eine "exzellente Entscheidung", gar "Wunschszenario". Sie habe hervorragende Arbeit in der Regierung und der Opposition geleistet und werde dies sicher auch in der Rolle der Parteichefin machen, sagte Schieder, der im Jänner gegen Ludwig als Chef der Wiener SPÖ kandidiert hatte, bei seinem Eintreffen. Ob er auch unter der neuen Chefin als geschäftsführender Klubobmann fungieren wird, kommentierte Schieder nicht.

Auch Doris Bures betonte, sie sehe Rendi-Wagner als die richtige Wahl. "Sie hat das Herz am richtigen Fleck und den Intellekt, die Partei zu führen. Sie ist die Richtige." Ob Rendi-Wagner die Hausmacht in der Partei fehlt? "Sie hat die Unterstützung." Auch freue sich die Zweite Nationalratspräsidentin, die selbst als Parteivorsitzende gehandelt wurde und abgesagt hatte, dass mit Rendi-Wagner nun eine Frau an der Spitze der Partei stehe.

Abgesehen vom Bundesparteivorsitz diskutierten die Roten – nicht medienöffentlich – über rund 100 Anträge zu "traditionell sozialdemokratischen" Themen wie Arbeit und Wohnen. (Oona Kroisleitner, 24.9.2018)