Der Test läuft: während der Rad-WM mit dem E-Bike-Nachrüstmotor durch die Innsbrucker Lande.

Foto: Steffen Arora

Innsbruck – Tretlager goes E-Bike. Weil es im Zuge der Straßenrad-WM, die derzeit in Tirol läuft, zu umfangreichen Straßensperren kommt, nutzt das STANDARD-Tretlager die Gelegenheit, um einen E-Bike-Nachrüstmotor zu testen. Praktischerweise besteht die Tretlager-Redaktion aus einer Person, und ich interessiere mich schon länger für eine solche Option. Denn ich spiele mich mit dem Gedanken, im Alltag aufs Auto zu verzichten, um nur mehr per E-Bike unterwegs zu sein.

Das Testbike im Einsatz (im Hintergrund rauschen gerade die U23-Einzelzeitfahrer vorbei). Ein schickes Rad, so viel kann ich schon einmal sagen. Wie sich der Motor macht, verrate ich nächste Woche.
Foto: Steffen Arora

Ohne E-Motor habe ich diesen Plan nach wenigen Versuchen fallengelassen. Der Weg nach Innsbruck beträgt rund 14 Kilometer, dazu kommt die moderate Steigung herauf nach Absam. Außerdem habe ich noch ein mittlerweile ungenutztes Bakfiets, also ein Lastenfahrrad holländischer Bauart, herumstehen, das ich gerne elektrisch aufmotzen würde, um es wieder öfter zu verwenden.

Daher habe ich das Angebot des Herstellers Pendix aus Sachsen angenommen, einen seiner Nachrüstmotoren zu testen. Vergangene Woche waren Sie aufgerufen, mir Ihre Fragen zum Produkt zu schicken, die im Folgenden beantwortet werden. Ich habe Ihre Fragen dazu an die Techniker von Pendix weitergeleitet. Die Antworten basieren also nicht auf meinem Halbwissen, sondern kommen von den Experten und Herstellern des Teils.

Kommende Woche folgt der dritte und letzte Teil dieses Tests: Ich werde mein persönliches Fazit nach fast zwei Wochen Testbetrieb niederschreiben. Doch nun zu Ihren Fragen.

Kann der Pendix-Antrieb beim Bergabfahren Energie wieder in Strom für den Akku umwandeln? Und wenn nein, warum ist das technisch nicht möglich?

Nein, der Antrieb ist vom Hinterrad entkoppelt. Wenn ich also bergab rolle, dreht sich nicht zwingend der Motor mit. Der Anteil der Rekuperation wäre verhältnismäßig gering, die Zellenbelastung steigt hingegen durch hohe Ströme, die bei Rekuperation in den Akku geführt werden.

Wie viel leistet der Motor – 600 Watt oder weniger?

Maximal 400 Watt oder 250 Watt Nenndauerleistung (gesetzlich gefordert).

Wie viel wiegt der Pendix-Nachrüstsatz in welcher Ausführung?

Das Gesamtgewicht beträgt 6,5 Kilogramm für eDrive300 und 6,9 Kilogramm für eDrive500.

Eignet sich der Pendix auch für Kinderräder?

Grundsätzlich ist es möglich, sobald genügend Platz für den Akku vorhanden ist. Jedoch sehen wir es für Kinder eher kritisch, daher bieten den Pendix wir nicht aktiv dafür an. Das heißt auch, dass wir keine gesonderten Kurbellängen für Kinderfahrräder zur Verfügung stellen.

Ist der Modus zwischen "Pedelec" und "E-Bike" wählbar?

Nein, es ist nicht möglich, wenn damit gemeint ist, dass man damit ein E-Bike ohne zu pedalieren fahren kann und etwa mittels Gasgriff beschleunigt.

Wie viel Arbeitszeit ist für den Einbau des Antriebs nötig?

Für den geübten Fahrradhändler dauert es rund eine Stunde. Für den Ersteinbau kann ein Fahrradhändler auch bis zu anderthalb Stunden benötigen.

Ist ein Drehmoment von 50 Nm ausreichend?

Nach unseren Erfahrungen mit zum Beispiel Postdienstleistern, die Räder mit Gesamtgewichten von 210 Kilogramm fahren, war das Drehmoment ausreichend.

Bleibt der Lauf der Kette und der Schaltung durch den Pendix unbeeinflusst?

Ja, da der Motor auf der linken Seite angebaut wird. Die von Pendix ausgelegte Kettenlinie, die sich bei exaktem Anbau der rechten Kurbel und der Kettenblätter ergibt, liegt bei 49 Millimetern und ist somit Standard der meisten gängigen Schaltungstypen.

Wie groß muss der Platz für den Akku sein?

Beim Pendix ePower 300 sind es 80 x 276 Millimeter, beim ePower 500 80 x 342 Millimeter. Einen Schablonensatz gibt es auch als Download auf der Pendix-Homepage.

Ist die Montage auf Carbon möglich? Wie genau?

Montage bei Carbonrädern wird durch Pendix auch nur durch den Fachmann empfohlen und nur bei neuen Rädern. Ansonsten weicht die Montage an sich nicht von der Montage bei anderen Rädern ab.

Wie findet man autorisierte Mechaniker wegen der Garantie?

Auf der Pendix-Homepage befindet sich eine Händlersuche, die die Pendix-Händler zeigt. (Tretlager-User haben vergangene Woche angemerkt, dass auf der Homepage die Händler in Österreich fehlen, das wurde bereits korrigiert, Anm.)

Warum soll der Umbau nur von einem Fachhändler vorgenommen werden?

Es ist mit dem Pendix-Qualitätsanspruch verbunden, dass der hochwertige Antrieb fachgerecht montiert wird und somit einwandfrei funktioniert. Des Weiteren macht es Sinn, das Fahrrad vor der Umrüstung noch einmal auf den technischen Zustand prüfen zu lassen.

Verliere ich Garantieansprüche, wenn ich den Pendix an meinem Rad verbaue?

Seitens Pendix wird bei Anbauten, die durch den Endkunden selbst stattfinden, keine Garantie für das Antriebssystem übernommen.

Ändert sich durch den Pendix die Bauartgeschwindigkeit beziehungsweise muss ich versicherungstechnisch beim Umrüsten etwas beachten?

Nein, Fahrräder mit Pedelec-Antrieb sind bei einer Motorunterstützung bis 25 km/h als normales Fahrrad eingestuft.

Was gilt es beim Rad zu beachten (Bremsen, Bereifung et cetera), wenn ich es mit dem Pendix aufrüsten will?

Das Fahrrad sollte technisch in einwandfreiem Zustand sein und die vom Hersteller original verbauten Komponenten montiert haben. An das Bremssystem wird die Anforderung gestellt, dass zwei unabhängig voneinander wirkende Bremsen verbaut sind.

Ist Pendix wirklich Marktführer in diesem Segment?

In Bereich der Nachrüstung gilt Pendix als Marktführer.

Beeinflusst die Außentemperatur die Leistung des Akkus und Motors?

Ja, bei winterlichen Temperaturen kommt es aufgrund der chemischen Eigenschaften von Lithiumzellen zu einer Verringerung der nutzbaren Kapazität. Das betrifft alle Antriebssysteme mit Lithiumakkus. Pendix bietet daher Pendix-Cover an, wodurch die Akkus vor niedrigen Temperaturen geschützt werden.

Ist eine spezielle Pflege für den Pendix nötig? Gibt es empfohlene Serviceintervalle?

Der Pendix ist grundsätzlich wartungsfrei, da es sich um einen getriebelosen Direktantrieb handelt und somit der Verschleiß gering ist. Im Winter sollte man darauf achten, dass der Akku bei längerer Nichtbenutzung mit einem mittleren Ladezustand und möglichst bei Raumtemperatur eingelagert wird. Natürlich empfiehlt auch Pendix seinen Nutzern einen mindestens jährlichen Check des Fahrrads.

Viele unserer User finden den Preis des Pendix zu hoch, etwa im Vergleich zu Produkten aus Asien. Ist es möglich, dass der Antrieb bei Massenfertigung billiger wird?

Der Pendix ist Made in Germany, das heißt, wir haben die komplette Produktion in Deutschland, bieten Service mit Fachkräften an und haben Qualitätsprüfungen, die Automobilstandard sind. Auch durch höhere Stückzahlen möchten wir in diesen Bereichen als Produzent für Qualitätsprodukte keine Abstriche machen. Es ist für Pendix, wie bei vielen Produkten in anderen Bereichen, der Anfangsinvest sicherlich erst einmal höher als bei Produkten aus Fernost, aber allein die sehr geringen laufenden Kosten rechtfertigen diesen Preis. Auch bei Stückzahlerhöhung wird es daher zu keiner Preissenkung auf das Niveau von asiatischen Herstellern kommen.

Kann man den Akku am Pendix irgendwie diebstahlsicher anbringen?

Wir haben einen Metallbügel, durch den für Kurzzeitsicherungen ein passendes Fahrradschloss gezogen werden kann. Ansonsten empfehlen wir bei einem längeren Abstellen des Fahrrads die Mitnahme des Akkus.

Wie und wo ist ersichtlich, wie der Ladestand des Akkus ist?

Durch den LED-Ring am Akku kann anhand der verschiedenen Farben schnell und einfach der Ladezustand abgelesen werden. Zusätzlich ist seit Einführung der Pendix.bike-App der Ladezustand auch bei den neueren Akkus in der App ablesbar.

Sie sagen auf Ihrer Homepage, der Pendix sei "für fast alle Räder" geeignet. Für welche eignet er sich nicht, und warum nicht?

Zunächst passt der Pendix bei allen Rädern mit BSA-Tretlager und genügend Platz für die verschiedenen Komponenten des Pendix-Antriebssystems. Andere Typen wie zum Beispiel Pressfit werden nicht unterstützt.

Abschließend noch eine sehr spezifische User-Frage: Konkret interessieren würde mich, wie das vom Fahrer aufgebrachte Drehmoment gemessen wird und wie das Eingreifen und Auskuppeln des Antriebs auf das Hinterrad funktioniert.

Das Drehmoment des Fahrers wird über einen Kraftsensor im Tretlager ermittelt. Die Kraft des Motors wird genau wie die Kraft des Fahrers durch Kette oder Zahnriemen auf das Hinterrad übertragen. Je nach gewählter Unterstützungsstufe werden bei "Eco" 75 Prozent, bei "Smart" 150 Prozent und bei "Sport" 200 Prozent der eingebrachten Fahrerleistung durch den Motor hinzugegeben.

Das waren sämtliche Fragen, die Sie, liebe Userinnen und User, in der Vorwoche unter den ersten Teil dieser Testserie gepostet haben. Sollten Ihnen weitere einfallen, posten Sie bitte wieder im Forum darunter, und ich kann gerne kommenden Dienstag, beim abschließenden Testbericht, noch einmal darauf eingehen. Fragen, die sich auf die Handhabung beziehen, habe ich diesmal noch ausgespart, weil diese kommende Woche beantwortet werden. (Steffen Arora, 25.9.2018)