Menschen, die sich des Öfteren bei Spielen der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft herumtreiben, wissen eines ganz genau: dass es neben Fendrichs "I am from Austria" und dem "Zillertaler Hochzeitsmarsch" noch ein drittes Opus Magnum gibt, bei dem die Austro-Massen sogar nüchtern weiche Knie bekommen: Gigi D'Agostinos "L'Amour Toujours", Stichwort "dödödödö".
Dieser 1999 von einem italienischen DJ mit Handwerkervergangenheit in die Welt gebrachte Gashupen-Techno war nirgendwo erfolgreicher als hierzulande. Schon damals gab es allerdings böse Gerüchte, der live als Marinekapitän mit Faible für chinesische Schriftzeichen oder als Willy Wonka mit Zylinder und Spacecowboy-Sonnenbrille auftretende Künstler könnte sich möglicherweise einer Schar an Doppelgängern bedienen, die ihm beim Stillen der überbordenden Nachfrage behilflich seien.
Was man um die Jahrtausendwende in niederösterreichischen Landdiscos schon immer befürchtet hatte, wurde nun in Köln grausame Realität: Jener Gigi, der im dortigen Bootshaus auf der Party eines PR-Unternehmens für 120 Euro pro Karte auflegte, erregte trotz guter Flüssigbewirtung das Misstrauen der Feiernden.
Dass die vermeintliche Italo-Dance-Legende, heute 50, seit damals kein Jahr gealtert zu sein schien, war auch durch keine Matrosenkappe zu verschleiern. Ja, es war ein Doppelgänger, bekannte der Veranstalter nachträglich und versprach, die betrogenen Partygäste zu entschädigen. Der echte Gigi aus dem fernen Turin droht indes mit Klage.
Das übrigens hätte unlängst auch dem Produzenten Dynoro widerfahren können. Dieser hatte in seinem Song "In My Mind" ungefragt "L'Amour Toujours" verwurstet. Gigi aber nahm es sportlich, ließ sich als Co-Produzent nennen, wohl finanziell beteiligen, und siehe da: Der Meister war zurück in den Charts. So geht Wertschöpfung auf Italo-Dance.
(Stefan Weiss, 25.9.2018)