Der langgestreckte Asteroid Oumuamua dürfte etwa 230 x 35 Meter groß sein.
illustration: m. kornmesser/ europäische südsternwarte

Heidelberg – Im Oktober 2017 erlebten Astronomen eine Premiere: Zum ersten Mal konnte ein eindeutig aus einem anderen Sternsystem stammendes Objekt bei einem Gastspiel in unserem Sonnensystem beobachtet werden – gerade noch rechtzeitig, denn bei seiner Entdeckung war der langgestreckte Asteroid Oumuamua bereits wieder auf dem Weg hinaus.

Ein Forscherteam unter der Leitung von Coryn Bailer-Jones vom Max-Planck-Institut für Astronomie hat die Bahn von Oumuamua nun zurückverfolgt und dadurch mehrere Sternsysteme identifiziert, die die ursprüngliche Heimat der "interstellaren Zigarre" gewesen sein könnten. Keiner der vier Sterne zählt allerdings zur stellaren Prominenz.

Die vier Kandidaten

Der Stern, dem Oumuamua vor etwas mehr als einer Million Jahren am nächsten kam, ist der rötliche Zwergstern HIP 3757. Oumuamuas Bahn verläuft innerhalb von knapp zwei Lichtjahren an diesem Stern vorbei. Die vergleichsweise große Relativgeschwindigkeit (rund 25 km/s) macht es laut den Forschern aber unwahrscheinlich, dass dies der Ursprung von Oumuamua ist.

An einem weiteren Kandidaten, HD 292249, einem der Sonne ähnlichen Stern, wäre Oumuamua vor 3,8 Millionen Jahren etwas weniger dicht vorbeigeflogen, dafür aber mit geringerer Relativgeschwindigkeit (10 km/s).

Die Kandidaten 3 und 4 liegen dort, wo sich Oumuamua der Bahnrekonstruktion nach vor 1,1 bzw. 6,3 Millionen Jahren befunden hätte – mit ähnlichen Relativgeschwindigkeiten und Minimal-Distanzen. Diese letzten beiden Sterne finden sich zwar in einigen Durchmusterungen, aber es ist bislang wenig über sie bekannt. Sie scheinen deshalb vorerst nur unter den Nummern Gaia DR2 2502921019565490176 und Gaia DR2 3666992950762141312 auf, benannt nach dem ESA-Astrometriesatelliten Gaia, auf dessen Daten sich das Forscherteam stützte.

Die Berechnung

Der Datensatz Gaia Data Release 2 (DR2) enthält präzise Informationen über 1,3 Milliarden Sterne. Für sieben Millionen der Sterne stellt DR2 zusätzlich Informationen über die Radialgeschwindigkeit des Sterns zur Verfügung, also über denjenigen Anteil seiner Bewegung, die den Stern direkt auf uns zu beziehungsweise von uns weg führt. Mit Hilfe der astronomischen Datenbank Simbad nahmen die Astronomen noch weitere 220.000 Sterne in ihre Studie auf, deren Radialgeschwindigkeit in jener Datenbank enthalten ist.

Als nächstes betrachteten die Astronomen ein vereinfachtes Szenario, das davon ausgeht, dass sich sowohl Oumuamua als auch alle Sterne in den letzten Millionen Jahren entlang gerader Linien und mit konstanter Geschwindigkeit bewegt haben. Aus diesem Szenario wählten sie rund 4.500 Sterne aus, die vielversprechende Kandidaten für eine engere Begegnung mit Oumuamua waren. Für diese Sterne wurde dann eine genauere Rechnung durchgeführt und zurückverfolgt, wie sich Oumuamua und die betreffenden Sterne bewegt haben.

Abgeschlossen ist die Suche damit allerdings noch nicht: 2021 sollen ausführlichere Datensätze zu weiteren mehreren Millionen Sternen veröffentlicht werden, die genauere Rückschlüsse auf die Herkunft des ungewöhnlichen Asteroiden zulassen könnten. (red, 25. 9. 2018)