Alte Menschen trauen sich mehr, heißt es in dem Film, weil sie nicht mehr von Konventionen zurückgehalten werden. Zum Beispiel beim Ausdruckstanz.

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Eine kleine, unbedachte Anrede hat den Ausschlag gegeben. Mit "Grüß Gott" begrüßte ein Kind die 41-jährige Doris Uhlich. Die Performancekünstlerin hielt inne: "Wow, wieso sagt es nicht mehr 'Hallo' ?" Bin ich alt? Viele wissen von ähnlichen Aha-Erlebnissen zu berichten, in denen ihnen ihr Alter schlagartig bewusst geworden ist. Die Dokumentation Älter werden, im Rahmen von Kreuz und quer (sieben Tage in der TVthek abrufbar) befasste sich am Dienstag mit diesen kurzen Momenten und dem darauf folgenden langen Prozess des Alterns.

Jeder stirbt allein

Altern ist subjektiv, ein Klosterbruder wird anders älter als eine Tänzerin. Trotzdem bleibt es keinem erspart. Der Film hält sich nicht lange mit solchen Allgemeinplätzen auf. Was die Regisseurin Karoline Thaler an kunstvoller Bildsprache aufwendet, spart sie an zur Schau gestellter Emotionalität. Nüchtern erzählt beispielsweise die Schriftstellerin Ilse Helbich, am Ende des Lebens sind vertraute Menschen weit weg, egal wie sehr sie sich bemühen.

Die Schriftstellerin Ilse Helbich fing erst mit 80 Jahren zum Schreiben an. Mit 93 ist sie nun überzeugt: Es ist alles gesagt.
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Rezept fürs Altern?

"Sie kommen nicht durch meinen Dunstkreis", sagt die 93-Jährige. Und: Auch wenn es zu Ende geht, bekommt man keine Antwort darauf, was der Sinn des Lebens ist, stellt sie ohne viel Pathos fest. Egal wie man gelebt hat oder gealtert ist. Helbichs sehr persönliche Erfahrung verpasst dem Rezept eines Sozialwissenschafters für "erfolgreiches" Altern einen schalen Beigeschmack: Wer die drei Aspekte körperliche Bewegung, geistige Auseinandersetzung und soziale Beziehung beachte, kann mit Qualität altern.

Die Doku spart sich Ratschläge, wie man optimal altert. Sie nimmt sich Zeit für ihre Protagonisten und ist so ein Gegenpol zum aktuellen Hype der Selbstoptimierung und ewiger Jugend. (Nadine Zeiler, 25.9.2018)