Hochdekoriert und ein wenig langsam: Der Ministerrat hatte durchaus Parallelen zu diesem Almabtrieb.

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Es ist – zumindest standesgemäß – nicht der passendste Ort, um einen inoffiziellen Landwirtschaftsministerrat abzuhalten. Denn Schloss Hof im Marchfeld überblickt zwar zahlreiche Felder, die mondäne Festung hat in der Vergangenheit aber wohl kaum Bauern beherbergt. Hier, zwischen Streichelzoo und barocken Gartenanlagen, tagen derzeit die EU-Agrarminister.

Von diesen bekamen die rund 40 internationalen und ein dutzend heimischen Journalisten, die allesamt per Shuttlebus nach Niederösterreich gefahren wurden, wenig zu sehen: "Eintritt nur mit blauer Akkreditierung, bitte!", pfaucht eine Dame des österreichischen Wachdiensts (ÖWD) mehrere Journalisten (mit gelben Akkreditierungen) an.

Erst zu Beginn der Pressekonferenz sind auch Medienvertreter in der Reithalle des Schlosses willkommen, in der sich die Minister zum Mittagessen trafen. Wartende Journalisten wurden hingegen in den hinteren Trakt gebeten und ihrerseits mit Kalbsbutterschnitzel und Käsespätzle verköstigt.

300 Polizisten

Der Hof des Marchfeldschlosses ist unterdessen leer gefegt, einzig Sicherheitskräfte sind zu sehen. "300 Mann werden's schon sein", sagt ein Polizist im Eingangsbereich. Aber nicht nur Polizisten tummeln sich im Schloss, auch Armeeangehörige und ÖWD-Sicherheitspersonal überwachen das Geschehen. Selbst vor dem WC ist eine Dame in Uniform platziert – sicher ist sicher.

Mitgrund für die hohen Sicherheitsmaßnahmen ist eine Demonstration von Kleinbauern und Aktivisten, die abgeschieden vor den den Toren des Schlosses stattfand. "Das werden wir hier drinnen nicht mitbekommen", sagt die Dame, die Akkreditierungen kontrolliert: "Gott sei Dank."

Am Dienstag hieß es für Journalisten in erster Linie eines: warten. Viele der angereisten Medienvertreter zeigten sich darüber mäßig erfreut. "Es fühlt sich an wie in einem Gefängnis", kommentierte ein rumänischer Journalist das Geschehen, nachdem man Medienvertreter erst eine Viertelstunde im eisigen Wind stehen ließ, um sie nachher durch eine Hintertüre zur Pressekonferenz zu lotsen. "Es ist – sehr höflich ausgedrückt – sehr strikt", sagte wiederum ein Franzose, der sich über mangelnde Übersetzungen beschwerte.

Deckelungen kommen

Etwas nach Zeitplan bestiegen Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und EU-Agrarkommissar Phil Hogan schließlich das Podium. Neue Details für die anstehende Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nannten die Politiker dabei nicht. Noch herrsche viel Diskussionsbedarf. Hogan betonte, dass Förderungen in der zweiten Säule, der ländlichen Entwicklung, nicht begrenzt werden sollen. Deckelungen wird es – wie bereits bekannt – aber sehr wohl im Bereich der Direktzahlungen geben.

Köstinger zeigte sich mit den Ergebnissen des informellen Rates zufrieden, Österreich habe eine "breite Unterstützung" der übrigen EU-Minister in Landwirtschaftsfragen erhalten.

Neben der Demonstration am Dienstag gab es im Vorfeld der Veranstaltung bereits Gegenwind: Zahlreiche Umweltorganisation kritisierten das flächenabhängige Fördersystem, das nach Meinung der NGOs vor allem der Agrarindustrie zugutekommt.

Kritik von Sarah Wiener

Ähnlich kritische Töne gab auch die – über die Einladung selbst etwas verwunderte – Starköchin Sarah Wiener von sich. Sie hielt am Vormittag eine Eröffnungsrede in Schloss Hof: "Wir müssen erkennen, dass wir einen falschen Weg eingeschlagen haben", sagte die TV-Köchin. Flächensubventionen würden die Vielfalt der bäuerlichen Produktion zerstören.

Köstinger zeigte sich ob dieser Kritik verständnisvoll: "Es war uns wichtig, der breiten Meinung, die in der Öffentlichkeit vorherrscht, eine Stimme zu geben." Bekochen ließen sich die Minister von Sarah Wiener dennoch nicht. Für sie gab es zu Mittag Schmankerlcatering von Paradeiserkraut bis Schulterscherzl – alles "regional und saisonal", wie man dem STANDARD versicherte. (Nora Laufer, 25.9.2018)