Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Getty Images/ South_agency

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Getty Images/ South_agency

Pro
von Franziska Zoidl

Die Selfiequeen Kim Kardashian soll hunderte Anläufe für das perfekte Selfie brauchen. In der Muckibude ist dafür keine Zeit. Hier gibt es beim Pumpen höchstens 60 Sekunden Pause, in denen verschnauft und am Proteinshake genippt wird. Für ein Foto bleibt da theoretisch noch Zeit. Das ist auch legitim: Wer es neben dem stressigen Alltag ins Fitnessstudio schafft, anstatt zu Hause auf dem Sofa zu landen, verdient ein paar Likes der Onlinecommunity.

Weil Fitnessgeräte und beschlagene Spiegel mäßig Instagram-tauglich sind, bleibt nur das eigene Gesicht als Motiv. Warum nicht? Jeder Schweißtropfen, der über das rote Gesicht rinnt, jeder noch so kleine Muskelstrang, der sich auf dem fürs Foto geflexten Oberarm abzeichnet, ist verdient.

Ja, manchmal sind es nervige Selbstdarsteller, die Selfies posten. Aber das ist nebensächlich, wenn damit nur ein einziger Faulpelz zum Sport motiviert wird. Solange die eigene Performance nicht darunter leidet: Die Kardashian hat wegen Schmerzen im Handgelenk derzeit Selfieverbot. Ein Muskelkater vom Sporteln ist da erstrebenswerter.

Kontra
von Florian Vetter

Der Alltag im Gym: Es wird gepumpt, geschwitzt und oft viel zu laut gestöhnt. Dabei wachsen nicht nur die Muskeln, sondern auch der Drang, diese der ganzen Welt zu präsentieren. Im Wörterbuch der asozialen Medien nennt sich das verschwitzte Selbstporträt Welfie (Selfie plus Workout).

Diese Bilder können bei Followern und Friends auf Insta und Facebook Verachtung hervorrufen. Dabei wollen Welfie-Knipser andere Menschen doch nur zum Sport motivieren und garnieren das mit Bildunterschriften wie "If the bar ain't bending you're just pretending" oder "There are seven days a week and someday isn't one of them".

Müssen wir beim Wettrüsten im Privatleben andere täglich narzisstisch überbieten, wenn wir nicht unter dem Narzissmus der anderen begraben werden wollen? Natürlich nicht. Schwitzen für einen schönen und gesunden Körper ist in Ordnung.

Der Kneipensportler oder der Bürohengst erblassen auch gerne einmal vor Neid, wenn sie einen flachen Bauch sehen oder einen Hintern, der nicht schwabbelt. Aber nur einmal im Jahr am Strand im Urlaub. (RONDO, 21.11.2018)