Der CNN-Chef Jeff Zucker sprach am Mittwoch bei den Österreichischen Medientage über Trump und die Pressefreiheit.

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Wien – "Mögen Sie Äpfel?" Mit dieser Frage der Moderatorin Anna-Maria Wallner ("Presse") begann der Talk mit Jeff Zucker, dem Chef des amerikanischen Fernsehsenders CNN, bei den 25. Medientagen in Wien. Zucker versteht die Anspielung: CNN warb mit einem Apfel für die Unerschütterlichkeit der Wahrheit. Die Kampagne "Facts First" zeigte einen Apfel, und es hieß sinngemäß: Egal, wie laut manche schreien, dass die Frucht eine Banane sei, und wie sehr sie dies den Menschen einreden wollen – es bleibt ein Apfel. "Fakten sind ein Gefängnis der eigenen Ideologie geworden", sagte Zucker. "Die Wahrheit ist eine parteiische Frage geworden".

Dauerthema Donald Trump

Zucker weist den Vorwurf zurück, dass Trump wegen der vielen Berichterstattung über ihn überhaupt erst zum Präsidenten geworden sei. Dieser hätte einfach besser als seine Konkurrenten verstanden, mit den Medien umzugehen, analysiert der Chef von CNN.

Trotz knapp dreier Jahre täglicher Berichterstattung über Trump und zahlreicher Diskussionsrunden und Interviews wird Zucker nicht müde, über den amerikanischen Präsidenten zu sprechen. "Es ist das Thema, das die Menschen beschäftigt", sagte Zucker. Er habe eine lange, besondere Beziehung zu Trump – Zucker war verantwortlich für die Show "Apprentice", eine Reality-Show, in der Trump landesweit nach einem Mitarbeiter suchte. Der mittlerweile in den USA zum geflügelten Wort gewordene Ausspruch "You’re fired!" ("Du bist gefeuert!") stammen aus dieser Sendung. "Damals hat mich Trump mehr geliebt als jeden anderen in den Medien", sagt Zucker.

Das sei auch das Problem während des Wahlkampfs gewesen, Trump hatte sich von Zucker eine vorteilhafte Berichterstattung gewünscht. CNN habe sich nicht daran gehalten und sei deshalb Ziel von Trumps Attacken geworden. Ihn persönlich tangiere es nicht, wenn Trump über ihn twittere. Forderungen nach seiner Entlassung entlocken Zucker nicht mehr als ein "Okay, was gibt's noch?".

Private Finanzierung als Vorteil

Über den Zustand von CNN erzählt er, das Network habe die drei erfolgreichsten und profitabelsten Jahre seines Bestehens erlebt. Deshalb solle sich auch an der Berichterstattung für die Wahlen 2020 nichts ändern: Wir werden uns "auf die Fakten fokussieren, die Mächtigen zur Rechenschaft ziehen und die Wahrheit berichten".

Dabei ist Zucker froh, dass sein Medienhaus nicht auf öffentliche Finanzierung angewiesen ist. Wie in Österreich gibt es in den USA laufend die Debatte zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern – wobei der öffentlich finanzierte PBS nur eine unbedeutende Rolle im amerikanischen Medienmarkt spielt. Zuckers Begründung: "Es ist eine Sache von Donald Trump, mich zu bedrohen. Ich verkrafte das, ich bin ein großer Junge. Aber es wäre ein Unterschied, wenn er auf einer täglichen Basis unsere Finanzierung infrage stellen würde".

"Keinen Rückzieher machen"

Anlässlich der aktuellen Debatte um Medienfreiheit in Österreich appelliert Zucker an Medienschaffende, sich nicht unterkriegen zu lassen. "Ihr könnt keinen Rückzieher machen, ihr müsst aufstehen, ihr müsst die Macht zur Rechenschaft ziehen", sagt der CNN-Chef. Für österreichische Medien gilt seiner Meinung nach das Gleiche wie für amerikanische: Sie dürften keine Angst haben, die Fakten wiederzugeben. (Nadine Zeiler, 26.9.2018)