Den Blick auf die Zukunft gerichtet: der neue Raumanzug-Simulator des Österreichischen Weltraumforums.
Illustration: APA/ÖWF/BERNHARD KALIAUER DESIGN STUDIO

Wien – In den vergangenen Jahren hat das Österreichische Weltraumforum (ÖWF) regelmäßig simulierte Marsmissionen durchgeführt. Dafür mussten sogenannte Analog-Astronauten an unwirtlichen Orten der Erde Tätigkeiten verrichten, wie sie auch künftige Marsfahrer durchführen werden. Wer das selbst einmal ausprobieren möchte, hat übrigens noch bis 10. Oktober Zeit, sich beim ÖWF zu melden: Aktuell werden nämlich weitere Analog-Astronauten gesucht.

Um den Bedingungen bei einer echten Planetenmission gerecht zu werden, muss während der Arbeit das Äquivalent eines weltraumtauglichen Schutzanzugs getragen werden. Im vergangenen Jahrzehnt setzte das ÖWF dabei auf den Raumanzug-Simulator Aouda, doch nun steht ein Generationswechsel an. Erste Designstudien des Nachfolgemodells wurden nun vorgestellt. Sein Name bedeutet wörtlich "Gelassenheit", wird aber bei Science-Fiction-Fans auch Assoziationen zu Weltraumabenteuern wecken: Serenity.

Links das herkömmliche Aouda-Modell, rechts der Nachfolger Serenity.
Fotos: ÖWF und APA/ÖWF/BERNHARD KALIAUER DESIGN STUDIO

Das Gewicht des neuen Anzugs soll mit rund 35 Kilo um etwa 15 Kilo geringer sein als bisher. Auf dem Mars herrscht nur rund ein Drittel der Anziehungskraft auf der Erde und ein viel geringerer Luftdruck – was sich beides auf der Erde nicht simulieren lässt. Durch den Verzicht auf die – am Mars notwendige – Druckgasflasche und die für den Druckausgleich notwendigen Systeme bleibe das "Gewicht-zu-Kraft-Verhältnis das gleiche", sagte ÖWF-Chef Gernot Grömer. Er betonte, dass Raumanzug-Simulatoren nicht für den Einsatz am Mars geeignet seien, aber alle Einschränkungen, die am Mars herrschen, wiedergeben würden. "Und wir lernen damit, die richtigen Fragen zu stellen."

Zu den größten Neuerungen soll der Rückeinstieg gehören. "In der Realität will man möglichst wenig Staub, Sand und mögliche Mikroorganismen in die Raumstation bringen", sagte Grömer. Indem der neue Raumanzug außen an die Außenschleuse eines Simulations-Habitats angedockt wird, soll das verhindert werden. Von dort kann man dann über den Rücken in den Anzug schlüpfen. Aouda musste bisher in einem aufwendigen Verfahren angezogen werden, was bis zu drei Stunden dauerte. Beim ÖWF hofft man, diese Zeit bei der neuen Generation um die Hälfte zu reduzieren.

Aufgeklappt bietet der (hier nur teilweise dargestellte) Anzug einen etwas ungewöhnlichen Anblick, doch soll das Anziehen bzw. Einsteigen auf diese Weise deutlich schneller gehen als bisher.
Illustration: APA/ÖWF/BERNHARD KALIAUER DESIGN STUDIO

Für das Industrial Design von "Serenity" ist Bernhard Kaliauer verantwortlich. Für ihn geht es dabei vor allem um "logisches Design, das die Technik unterstützt und selbst in den schwierigsten Situationen noch bedienbar bleibt". Für die Optimierung von Tragekomfort und Ergonomie kooperiert das ÖWF mit der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt im schweizerischen St. Gallen.

Die Entwicklung des Prototyps, von dem bis zu vier Anzüge hergestellt werden sollen, kostet laut Grömer "knapp 100.000 Euro", die durch Industriekooperationen und Technologiefördereinrichtungen abgedeckt würden. Das betreffe vor allem Materialkosten, dazu kämen noch Personalkosten der beteiligten Hochschulen und Einrichtungen. Laut Grömer soll der Prototyp bis Frühjahr kommenden Jahres fertiggestellt sein und bei einer Mars-Simulation im Herbst 2020 erstmals zum Einsatz kommen. (red, APA, 26. 9. 2018)