Die Total War-Reihe hat sich über die Jahre zu einem beliebten Fixstarter für Freunde von Strategie-Games entwickelt. So auch Total War: Rome 2, das im September 2013 erschienen ist und immer noch mit Updates gepflegt wird. Jüngst wurde das Spiel auf Steam allerdings massiv mit schlechten Wertungen überhäuft. Rund 1.600 negative Rezensionen landeten in wenigen Tagen auf der Angebotsseite.

Der Grund erscheint absurd. Fans sind entrüstet darüber, dass in dem Spiel mehr weibliche Generäle auftauchen und berufen sich auf historische Korrektheit. Jedoch mit einem halben Jahr Verspätung.

Plötzliche Eskalation nach sechs Monaten

Eine Chronologie der Ereignisse liefert Games-Journalist Mark Brown auf Twitter. Im vergangenen März haben die Entwickler von Creative Assembly ein neues Add-on veröffentlicht. Es trägt den Namen Desert Kingdoms und erhöht die Anzahl der im Game vertretenen Fraktionen auf 117. Gleichzeitig wurden verschiedenen Kampagnen und Fraktionen zusätzliche weibliche von historischer Bedeutung hinzugefügt – beispielsweise die einstige ägyptische Königin Kleopatra II.

Diese Änderungen lösten einige, weitgehend freundlich geführte Debatten über historische Genauigkeit in den Steam-Foren aus. Erst in den letzten Tagen wurde die Stimmung aufgeheizter, besonders als ein Spieler einen Screenshot postete, in dem nur fünf weibliche Generäle zu sehen sind.

Der fragliche Screenshot.
Foto: Steam/Total War

Ereignisse landen auf Neonazi-Website

Letztlich schritt eine Community-Managerin von Creative Assembly ein. Sie sperrte verschiedene Threads und auch einige Nutzer. Zudem hielt sie fest, dass die "Total War"-Games "historisch authentisch", aber nicht "historisch akkurat" sein sollen. Wer sich an den Frauen störe, solle einen Mod verwenden oder einfach nicht spielen.

Dies wurde wiederum von Plattformen aufgegriffen, die Brown als "Gamergate-freundlich" bezeichnet. Ein Artikel auf "One Angry Gamer" habe es schließlich sogar auf die Neonazi-Seite "Daily Stormer" geschafft. Erst infolge dieser Publikationen begannen die massenhaften Abwertungen. In den Kommentaren wurde die Politisierung des Spiels, eine feministische Agenda und Einfluss von "Social Justice Warriors" beklagt. Weiters wurden die Entwickler aufgefordert, ihre Community-Managerin zu entlassen.

Die Steam-Rezensionen der letzten Tage für "Total War: Rome 2".
Foto: Steam/Total War

Nur acht Fraktionen mit Generälinnen

Tatsächlich allerdings gibt es nur acht Fraktionen, bei denen überhaupt weibliche Generäle auftauchen können, wie eine Analyse der Spieldateien ergibt. Beim Volk der Kush, bekannt für seine "Kriegerköniginnen", liegt die Chance beim Auftauchen neuer Heerführer bei 50 Prozent, bei den anderen sind Werte von elf bis 16 Prozent gesetzt.

Hinzu kommen neue Frauen über den im Juli hinzugefügten Familienstammbaum, ein Feature, das von vielen Fans gefordert wurde und das auch in zahlreichen anderen Total War-Teilen existiert. Hier kommen neue, weibliche Charaktere über Hochzeiten oder Geburten in das eigene Reich. Dementsprechend zeigt der Screenshot, der für große Aufregung sorgte, einen statistischen Ausreißer. Zudem ist unklar, wie sich die restlichen Generäle aufteilen – denn wie an den Pfeilen im Menü erkennbar ist, gibt es noch weitere Heerführer.

Entwickler geben nicht nach

Nach den anhaltenden Tumulten im Forum haben sich die Total War-Entwickler nun mit einem Statement gemeldet. Sie halten fest, dass es keine Änderungen bei den Entstehungswerten für weibliche Generäle gab und erklären, wie der Stammbaum funktioniert. Spieler könnten die Wahrscheinlichkeiten selber anpassen. Dem Druck beugt man sich nicht. "Wir haben keine Pläne, hierfür einen Patch zu liefern oder das Feature aus dem Spiel zu entfernen." (gpi, 27.9.2018)