Fahrräder statt Autos auf der Salzburger Staatsbrücke: Rund 1.000 Radler "cruisten" bei der Radparade nach dem Radgipfel durch die Stadt.

Foto: Info-Z/Jakob Knoll

Salzburg – Das Fahrrad ist besonders in der Stadt ein praktisches Fortbewegungsmittel im Alltag. Nur erkennt das noch nicht jeder. Wie man mehr Menschen dazu bringt, für alltägliche Wege auf das Rad umzusteigen, war daher ein Hauptthema des Europäischen Radgipfels. Mehr als 400 Teilnehmer aus 24 Ländern waren bei den Fachvorträgen und Diskussionen von Montag bis Mittwoch in Salzburg. Am Rande des Gipfels sorgte die drohende Kürzung des Radbudgets der Stadt Salzburg für Aufregung.

Die Klimastrategie und der "Masterplan Radfahren" der Bundesregierung sehen eine Verdoppelung des Radverkehrsanteils in Österreich auf 13 Prozent bis 2025 vor. Ein Bündel von Maßnahmen sei dazu nötig, betonten die Tagungsteilnehmer beim Radgipfel.

Bei Kindern ansetzen

"Es braucht radfahrkompetente Kinder", sagte Martin Blum von der Mobilitätsagentur Wien. Die aktuelle Entwicklung sei aber eine gegenteilige. 40 Prozent der Volksschüler in Graz fallen bei der Radprüfung durch. In Wien melde sich nur jedes fünfte Kind dafür an. "Radfahren muss in die Lehrpläne. Es braucht ein Pflichtschulradfahren und Fahrradabzeichen wie beim Schwimmen", sagte der Radbeauftragte der Stadt Wien.

Eine Herausforderung wird der Umbau der Städte. "Der Raum für das Auto ist viel zu groß bemessen", sagte der Architekt und Stadtplaner Stefan Bendiks. "Der Stadtraum ist nicht mehr geworden, wir haben nur immer mehr Autos hineingestopft." Es gehe nicht darum, Autos gegen Fahrräder auszuspielen. Um dynamische Städte zu schaffen, müsse man den Raum für passive Mobilität reduzieren und jenen für aktive Mobilität wie Zufußgehen und Radfahren maximieren.

30 Euro pro Einwohner für Infrastruktur

Es brauche sichere und komfortable Radwege, sind sich die Experten einig. Dafür müsse auch Geld in die Hand genommen werden. Von 2007 bis 2014 wurden vom Ministerium rund 210 Millionen in Radinfrastruktur investiert. Mit diesem Level könne das Ziel der Verdoppelung des Radverkehrs aber nicht erreicht werden. Die Plattform "Radkompetenz Österreich" empfiehlt einen Mitteleinsatz der öffentlichen Hand von 30 Euro pro Einwohner und Jahr. Das ergebe insgesamt mindestens drei Milliarden Euro bis 2030.

Auch Kaufanreize für moderne Fahrräder, etwa der Zuschuss für Lastenräder, würden die Anzahl der Alltagsradfahrer erhöhen, sagt Blum. Er fordert gleiche Rahmenbedingungen bei der steuerlichen Begünstigung von Fahrrädern und Elektrobikes wie bei Dienstautos. "Das Dienstwagenprivileg führt laut OECD für Österreich zu einem Steuerentgang von jährlich rund 600 Millionen Euro", sagt der Wiener Radbeauftragte. Es brauche ein Umdenken in der Größenordnung.

"Die Investitionen in den Radverkehr sind der Rundungsfehler jener in Autobahnschnellstraßen", sagt Blum. Der Radverkehr müsse selbstverständlich werden. Dazu brauche es eine breite Kampagne zum Alltagsradeln, Weiterbildungsprogramme für Entscheidungsträger und ein breites politisches Commitment.

Salzburger Radbudget auf der Kippe

In der Radfahrerstadt Salzburg war man sich im Vorjahr noch einig, dass man für mehr Radfahrer Geld investieren müsse. Eine Erhöhung des Radverkehrsanteils von 20 auf 24 Prozent ist das Ziel bis 2025. Dafür ist das Budget auf zwei Millionen Euro pro Jahr eigentlich verdoppelt worden. Nun soll die zweite Radmillion aber auf der Kippe stehen.

Vor den anstehenden Budgetverhandlungen hat das zuständige Bauressort das Geld nicht fix eingeplant, sondern als Zusatzbedarf angemeldet. Als das auf dem Radgipfel bekannt wurde, führte das zu breiten Protesten. Es folgten gegenseitige Schuldzuweisungen. Doch alle Parteien bis auf die FPÖ haben sich erneut für die Verdoppelung ausgesprochen. Endgültige Klarheit wird darüber allerdings erst beim Budgetsenat im November herrschen. (Stefanie Ruep, 27.9.2018)