Ralph Brinkhaus im Sitzungssaal der CDU/CSU-Fraktion im deutschen Bundestag.

Foto: APA/dpa/Ralf Hirschberger

Manchmal muss man gar nicht erst versuchen, Unwissenheit zu kaschieren. "Ralph wer?", fragten nach der Überraschungswahl von Ralph Brinkhaus zum neuen CDU/CSU-Fraktionschef führende deutsche Medien wie "Spiegel" und "Süddeutsche Zeitung".

Die Sensation seiner Wahl ist eine doppelte: Zum einen fand man Brinkhaus bisher nicht in den vorderen CDU-Reihen, zum anderen ist er erst seit 2009 im Bundestag, war also gemäß den üblichen Karrieremaßstäben der Partei noch gar nicht reif für ein solches Spitzenamt.

Dass er tatsächlich Chef der größten Fraktion im Bundestag wurde, hat ihn selbst genauso überrascht wie viele andere auch. Teilnehmer berichten, nach seiner Wahl sei Brinkhaus so verblüfft gewesen, dass er sich zunächst gar nicht imstande sah, die Fraktionssitzung weiter zu leiten.

Brinkhaus stammt aus Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen. Er studierte Wirtschaftswissenschaften, arbeitete später als Steuerberater und machte sich 2004 mit einer eigenen Kanzlei in Gütersloh selbstständig.

Politisch engagiert war er zunächst in der Kommunalpolitik: als Mitglied und später Chef der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Gütersloh und als CDU-Vorsitzender im zugehörigen Kreis. 2009 folgte der Sprung nach Berlin, Brinkhaus zog zum ersten Mal in den Bundestag ein. Wie 2009 holte er auch 2013 und 2017 das Direktmandat im politisch recht schwarzen Wahlkreis.

Im Bundestag fiel der verheiratete Katholik nicht groß auf, machte sich aber als Finanzexperte einen Namen. 2014 wurde er zum stellvertretenden Fraktionschef gewählt, was ihn aber in keine besonders exponierte Stellung brachte. Denn der nun gestürzte langjährige Fraktionschef und Merkel-Vertraute Volker Kauder (CDU) hatte zuletzt zwölf Stellvertreter.

Brinkhaus gilt als gemäßigt Konservativer, zählt aber dennoch nicht zu den "Anti-Merkelianern". Als Brinkhaus sich zur Kandidatur gegen Kauder entschied, informierte er ihn sowie Merkel vorab und sagte: "Ich kandidiere für neuen Schwung in der Fraktion, nicht gegen die Kanzlerin."

Er will sich stärker um den Zusammenhalt in Deutschland kümmern, meint aber: "Wir können die Gräben in der Gesellschaft nicht mit Haushaltsmitteln zuschütten." In der Asylpolitik tritt er für einen Mittelweg ein und erklärt: "Die totale Ablehnung der Aufnahme von Flüchtlingen ist genauso wenig richtig wie eine rosarote Willkommenspolitik. Da muss es etwas dazwischen geben." (Birgit Baumann, 26.9.2018)