Campari-Chef Robert Kunze-Concewitz sieht viel Wachstumspotenzial mit Aperol.

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Zum Schwarzen Kameel, das Feinschmeckerlokal in der Wiener Innenstadt, avanciert zur weltweit zweitwichtigsten Campari-Bar. Numero uno ist die von Davide Campari vor über 150 Jahren gegründete erste Aperitifbar Italiens, der Mailänder Camparino. Wie der Chef des größten italienischen und weltweit sechstgrößten Spirituosenherstellers Davide Campari, Robert "Bob" Kunze-Concewitz, dem STANDARD erklärte, wird der Erfolgscocktail Campari Shakerato im Schwarzen Kameel auch am Tisch der Gäste zubereitet. Eine Besonderheit, die gut ankommt und die es bislang nur in wenigen Campari-Bars gibt.

Aber Österreich hat für die Mailänder noch eine weitere Sonderstellung inne. Nicht nur weil Kunze-Concewitz selbst Österreicher ist. "Wir nutzen Österreich als Testmarkt", meinte der Unternehmenschef. Für Aperol.

Denn der Aperol-Konsum liegt hier weltweit an der Spitze. Da das Getränk einen relativ geringen Alkoholgrad hat, eignet es sich bestens als Bierersatz, meint Kunze-Concewitz. Er sieht darin in Zukunft ein großes Wachstumspotenzial. Aperol wird künftig nicht nur als Aperitif, sondern auch als Bierersatz zu bestimmten Speisen, etwa zu Pizzas oder Tapas, serviert werden. Bei den Millennials kommt dies bestens an.

Rasantes Wachstum

Campari ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Seit Kunze-Concewitz vor elf Jahren die Leitung des Unternehmens übernommen hatte, tätigte er 14 Übernahmen, darunter Aperol, die Likörmarke Grand Marnier und der Digestif Averna sowie die Whiskeymarke Wild Turkey, Skyy Vodka und Cognac Bisquit. "Wir wollen weiter wachsen und vor allem in Märkten stärker werden, wo wir schon stark sind."

Der Börsenwert klettere während der Amtszeit von Bob, wie der Manager allgemein genannt wird, von 900 Millionen auf inzwischen 8,5 Milliarden Euro. Im August erreichten die Aktienkurse ein Allzeithoch von 7,9 Euro.

Größter Auslandsmarkt sind die Vereinigten Staaten. Diese sind auch der profitabelste Markt für das Unternehmen. 28 Prozent des Umsatzes werden dort getätigt. Zu den Erfolgsrezepten des Unternehmens zählt zweifellos, dass Campari auch in Krisenzeiten weiterhin investierte und zunehmend auf margenstarke Produkte setzte. Insgesamt sind 50 Spirituosenmarken im Portfolio. Die Softdrinksparte (Lemonsoda) oder das Weingeschäft wurden verkauft, da diese Produkte weniger profitabel sind.

Gewinn steigt

Im ersten Halbjahr konnte Campari den Gewinn um 35 Prozent auf 147 Millionen bei einem Umsatz von 778 Millionen Euro erhöhen. Die Schulden lagen Ende Juni knapp über 900 Millionen Euro. Infolge des Cashflows von "jährlich mindestens 200 Millionen Euro" und eines Verhältnisses von Nettoverschuldung zu Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von unter zwei sei dies kein Problem.

Auch werde die nächste Anleihe erst in zwei Jahren fällig, sodass die derzeitige Situation Italiens keine Auswirkungen habe. Einzig Währungsschwankungen könnten sich auf die Bilanz auswirken, meinte der Unternehmenschef. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 27.9.2018)