Mit Transport und Lagerung von sperrigen, schweren Waren wie Kühlschränken verdient die ÖBB seit Jahren kein Geld.

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Wien – Das Stückgut- und Logistikunternehmen Q-Logistics von ÖBB und Quehenberger floriert zwei Jahre nach seiner Gründung trotz Wirtschaftsaufschwungs noch immer nicht. Im Gegenteil, das 2016 gegründete Joint Venture wächst sich zu einem Sorgenkind der Staatsbahn aus.

Nach 26 Millionen Euro Verlust im Vorjahr (der Betrag wurde von der ÖBB-Führung noch bei Vorlage der Konzernbilanz im April 2018 als zu hoch in Abrede gestellt) braucht das auf Stückguttransporte (Weißware etc.), Ladungsverkehr und Lagerlogistik abgestellte Gemeinschaftsunternehmen Gesellschafterzuschüsse in Millionenhöhe.

"Liquiditätssichernde Maßnahmen" wurden denn auch im Jahresabschluss 2017 angekündigt, die seitens des kontrollierenden Gesellschafters ÖBB-Holding (60 Prozent) und Quehenberger Logistics (40 Prozent) zugesagt wurden, "womit der Q-Logistics künftig zusätzliche finanzielle Mittel von mehr als 40 Millionen Euro zur Verfügung stehen", heißt es in dem der Bilanz 2017 angeschlossenen Lagebericht.

Geflossen ist davon bis dato freilich nicht viel, auch das Restrukturierungsprogramm scheint noch nicht so richtig zu greifen.

Zwölf Millionen Verlust

Nach STANDARD-Informationen wurden bei rund 128 Millionen Euro Umsatz im ersten Halbjahr 2018 an die zwölf Millionen Euro Verlust eingefahren. Das ist wohl eine Verbesserung, inklusive Vorjahresfehlbetrag summiert sich das Minus aber bereits auf 38 Millionen Euro.

Das Minus bei liquiden Mitteln (Kassa- und Bankbestände etc.) sei bis September auf 28 Millionen Euro angewachsen, sagen Insider. In der ÖBB wollte man den laufenden Geschäftsgang nicht kommentieren. Sprecher Bernhard Rieder verwies auf das schwierige Marktumfeld. "Die notwendigen Schritte zur umfangreichen Restrukturierung wurden eingeleitet. Wir arbeiten mit Nachdruck an der Sanierung des Unternehmens."

Die Synergien seien nicht im erwarteten Ausmaß gekommen, umschreibt ein Kapitalvertreter im ÖBB-Holding-Aufsichtsrat "das Dauerproblem". Aktuell würden Zukunftsvarianten geprüft – bis hin zur Hereinnahme eines "geeigneteren Partners". Bis zur Aufsichtsratssitzung am 12. Oktober sollen Sanierungsvarianten vorliegen, so der ÖBB-Aufseher.

Nachschüsse

Damit ist klar, warum die bei der Bilanzerstellung im Frühjahr vereinbarten Zuschüsse erst jetzt im Oktober fließen werden. Mit den Nachschüssen einhergehen dürften freilich Veränderungen der Eigentumsverhältnisse, zumindest rechnet man beim kontrollierenden Aktionär ÖBB mit solchen. Möglicherweise werde die Kapitalerhöhung nicht in vollem Umfang zu gleichen Teilen gezeichnet, heißt es kryptisch.

Da die ÖBB ihren Anteil kaum reduzieren kann – von den rund 1050 Beschäftigten der Q-Logistics sind rund 780 ÖBB-Bedienstete (davon großteils de facto unkündbare Alteisenbahner) -, bleibt nur ein Teilrückzug seitens Quehenberger Logistics.

Sie hatte 2016 ihr Stückgutnetzwerk in Österreich mit zehn Standorten und 270 Mitarbeitern in die damalige ÖBB-Kontraktlogistik (ECL) eingebracht und dafür 40 Prozent am neuen fusionierten Unternehmen Q-Logistics erhalten, das 2017 einen Umsatz von 264,4 Millionen Euro erwirtschaftete. (Luise Ungerboeck, 27.9.2018)