Berlin/Ankara – Vor dem Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in Deutschland sorgt ein Spionageverdacht bei der Berliner Polizei für Unruhe. Der "Tagesspiegel" vom Donnerstag berichtet von einem Polizisten, der den türkischen Geheimdienst über in Berlin lebende türkische Oppositionelle informiert haben soll. Deutsche Sicherheitsbehörden hätten ihn dabei beobachtet. Dabei sei es offenbar vor allem um die Meldeadressen der Exilanten gegangen.

Dem Bericht zufolge versucht der türkische Geheimdienst, Quellen unter deutschen Staatsbediensteten zu rekrutieren. Das Polizeipräsidium und die Staatsanwaltschaft äußerten sich nicht zu den Vorgängen. Bestätigt wurde laut "Tagesspiegel" lediglich, dass ermittelt werde. Der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) kenne die Vorwürfe, wolle sich aber aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen nicht zu Details äußern.

Höherer Beamter im Verdacht

Bei dem Verdächtigen soll es sich um einen höheren Beamten handeln, der einem Mitarbeiter der türkischen Botschaft Informationen übergeben haben soll. Deutsche Sicherheitsleute gingen davon aus, dass es sich bei dem türkischen Botschaftsmitarbeiter um einen Geheimdienstmann handelt.

Die deutsche Bundesanwaltschaft sah laut "Tagesspiegel" bisher keinen Anlass, das Verfahren von der Berliner Generalstaatsanwaltschaft zu übernehmen. (APA, 26.9.2018)