Über den hohen Wohlfühlfaktor des Adamskostüms, den Sprung aus der Skiunterwäsche ins Seidenkleid und die Nebennutzung der Bomberjacke als Warnweste oder Handtasche. Wir haben Mira Lu Kovacs, Manuela Mandl, Roman Rafreider, Martin Grandits und Philipp Hochmair zu ihren modischen Gewohnheiten befragt.

Mira Lu Kovacs: "Ghetto-Chic kann ich nicht ausstehen"

"Auf dem Bild trage ich drei Teile von der Wiener Designerin Lisi Lang – ihre Sachen schätze ich sehr. Das ist verspielte und äußerst gemütliche Mode, die Farben und Muster in Szene setzt. Es gibt von ihr aber auch viel in Schwarz, wenn man sich einmal nicht so blumig fühlt. Die Schnitte sind androgyn, ich kombiniere sie gerne mit schweren Schuhen. Ich mag es, Hartes mit Weichem zu verbinden.

Mit dreizehn Jahren hätte ich am liebsten den H&M leergekauft. Mit so vielen Teile wie möglich nach Hause zu kommen hat mich in einen Rauschzustand versetzt. Irgendwann habe ich aber bemerkt, dass mir diese Kleider und diese Art von Konsum keine Freude bereiten. Später habe ich dann begonnen, auf schöne Stücke zu sparen, darunter auch solche von Lisi Lang. Schon als Kind hat es mir Spaß gemacht, Anzüge zu tragen. Anzüge strahlen Respekt aus. Als Teenager wählte ich daher Herren-Modelle, die mich sehr formell wirken ließen. Ich fand mich darin stark und schön. Vermutlich mochte ich es schon damals, mit Rollen zu spielen.

Mit besonderer Kleidung bereite ich gerne besondere Momente vor. So hat zum Beispiel mein aktuelles Album als Leitmotiv die Farbe Rot, weil es um Aggression, Selbstliebe und sehr direkte Emotionen geht. Dafür habe ich mir von der Schneiderin Katja Pirkner einen knallroten Anzug maßfertigen lassen. Er passt perfekt zur aufquellenden Lava auf dem Albumcover.

Ghetto-Chic kann ich gar nicht ausstehen. Da wird Armut als teurer Look verkauft und wie ein nobles Accessoire getragen. Ich finde das nicht nur unreflektiert, sondern auch äußerst geschmacklos." (Sascha Aumüller)

Mira Lu Kovacs (29) ist Musikerin. Mit ihrer Band Schmieds Puls hat sie gerade das dritte Album herausgebracht. Es trägt den Titel "Manic Acid Love".

Foto: Christian Benesch

Philipp Hochmair: "Am liebsten trage ich das Adamskostüm"

"Als Schauspieler zieht man das an, was die Rolle von einem verlangt. Privat kleide ich mich gerne funktional und vor allem wetterunabhängig. Dabei bewege ich mich farblich am liebsten zwischen Grau, Blau und Schwarz. Außerdem habe ich ein Faible für Militärkleidung. Sie ist praktisch und kann sich dem Wetter anpassen. Nachdem ich viel unterwegs bin, wechsle ich oft zwischen unterschiedlichen Klimazonen. Letztes Jahr habe ich in Südafrika gedreht und musste oft hin und her fliegen. So etwas schafft Sehnsucht nach Kleidung, die sowohl im Winter als auch im Sommer brauchbar ist. Für mich ist es eine Art Einsatzkleidung, wenn ich von Konzert zu Konzert oder von Drehort zu Drehort reise. Militärhosen haben zudem viele Taschen, was ich großartig finde. Ich kombiniere sie gerne mit Hemden und anderen Kleidungsstücken.

Bei Theaterpremieren oder Galaabenden kleide ich mich aber auch gerne dem Anlass entsprechend. Das gehört zum guten Ton, und ich muss nicht um jeden Preis provozieren. Bei meinen Konzerten ziehe ich hingegen das an, was mir Spaß macht und was zum jeweiligen Ort passt. Ich hatte unlängst ein Konzert in einer Eisenfabrik in Südtirol. Der Chef der Fabrikshalle war so nett, mir einen Helm zu geben, den die Arbeiter dort normalerweise tragen. Den blauen Helm hatte ich dann während des gesamten Konzerts auf dem Kopf. Das fand ich irgendwie ganz schön, und ich hätte sonst wahrscheinlich niemals so einen Helm getragen.

Prinzipiell ziehe ich alles an, was man mir gibt. Ich habe da keine Hemmungen, vorausgesetzt, es handelt sich nicht um einen Pullover mit FPÖ-Aufnäher. Aus kommerzieller Sicht verstehe ich, dass Modelabels jede Saison eine neue Kollektion herausgeben. Ich persönlich kann nichts damit anfangen. Kleidung muss den Zweck erfüllen. Wenn ich zu Hause bin, mache ich mir noch weniger Gedanken über Mode. In meiner Wohnung laufe ich meistens nur im Adamskostüm herum, weil mir prinzipiell immer warm ist. Das ist meine absolute Lieblingskleidung." (Alex Stranig)

Philipp Hochmair (44) ist vielen als Schauspieler aus der ORF-Serie "Vorstadtweiber" bekannt. Im August sprang er kurzfristig als Jedermann bei den Salzburger Festspielen ein.

Schauspieler Philipp Hochmair hält wenig von Modetrends und trägt gerne Militärhosen.

Foto: Christian Benesch

Manuela Mandl "Privat mag ich Vintage-Mode"

"Auf dem Foto trage ich ziemlich authentisch das, was ich sonst auch anhabe. Nur das Secondhand-Seidenkleid ist eher die Ausnahme. Bei den Leggings darunter handelt es sich um Merino-Skiunterwäsche von Penguin, die Midlayer-Jacke ziehe ich auch beim Snowboarden an. Mir ist wichtig, dass meine Jacken auch stadttauglich kombinierbar sind.

Wenn ich in Wien bin, bewege ich mich viel mit dem Fahrrad durch die Stadt, deshalb ist praktische Mode essenziell für mich. Für meine Reisen mit dem Snowboard packe ich möglichst effizient, weil ich meist mehrere Orte hintereinander besuche und das Gepäck viel herumtrage. Einerseits bin ich froh, dass ich Mode praktisch angehen kann und mich nicht viel damit auseinandersetzen muss. Andererseits bin ich ein Fan von gutem Design und interessanten Schnitten, da beeinflusst mich das Architekturstudium.

Zurzeit gebe ich aber nicht viel Geld für Mode aus, weil ich zum Glück einen guten Teil der Kleidung, die ich benötige, von Sponsoren bekomme. Den Rest kaufe ich secondhand ein. Das ist einerseits eine ganz bewusste Konsum-Entscheidung, andererseits mag ich Vintage-Mode einfach. Ich stehe zum Beispiel auf Wollblazer aus den 1950er-Jahren. Und ich bin eine ziemliche Individualistin: Es ist mir wichtig, zumindest die Illusion zu haben, dass ich und meine Kleidungsstücke einzigartig sind. Beim Einkaufen in Vintage-Shops finde ich das wilde Nebeneinander von Kleidung in verschiedenen Stilen und aus verschiedenen Epochen inspirierend.

In Wien werde ich oft im Vinzi-Shop fündig, auch weil ich dort in der Nähe wohne. Toll ist, dass das Sortiment jedes Mal anders ist. Die Einnahmen des Vinzi-Shops gehen sofort ans Vinzi-Bett, man kann also sehr gut nachvollziehen, was mit dem Geld passiert. Oft zahle ich deshalb noch was drauf. Neue Kleidung kaufe ich am liebsten beim Reisen ein. In Japan, wo wir auch heuer mit der Freeride World Tour Station machen, habe ich mir im Stadtteil Shibuya in einem Shop namens Up-stairs einige Stücke gegönnt. Die werden mich immer an die Zeit dort erinnern." (Anne Feldkamp)

Manuela Mandl (30) ist Snowboard-Freeride-Weltmeisterin. Zu sehen bei der Linehunters Movie Tour (18. 10.) im The Loft und beim Freeride-Filmfest (15. 11.) im Wiener Gartenbaukino.

Seidenkleid und Stiefel hat Snowboarderin Manuela Mandl secondhand gekauft.

Foto: Christian Benesch

Roman Rafreider: "Ich bin strukturkonservativ"

"Es wird wohl kaum jemanden überraschen, dass ich es nicht dem Zufall überlasse, wie ich mich kleide. Dennoch verhält es sich in meinem Fall in Sachen Mode ziemlich unaufgeregt. Obwohl ich mich für Trends interessiere und auch gern Modezeitschriften durchblättere, würde ich mich als strukturkonservativ bezeichnen. Das heißt, die Art, wie ich mich kleide, hat sich in den vergangenen 20 Jahren nicht sehr verändert. Das liegt auch daran, dass ich absolut keine Lust habe, jeden Tag vor dem Kleiderkasten zu stehen und mir überlegen zu müssen, was ich anziehen soll.

Der große Trick besteht darin, dass sich meine Kleidungsstücke sehr ähnlich sehen. Ich hab Pi mal Daumen zehn Jeans, zehn Paar Sneakers, zehn Jeans- und Lederjacken, die stilistisch betrachtet aus der gleichen Schublade stammen und mich sehr lange begleiten. Ich hab mir auch schon mal aus Versehen eine Jeansjacke gekauft, von der ich das gleiche Modell schon im Kasten hängen hatte. Die Jacke auf dem Foto ist übrigens von KissKissBangBang und für meine Verhältnisse ein eher extravagantes Modell.

Dieses Mehr-vom-Gleichen im Kasten zu haben erleichtert mir das Alltagsleben ungemein, auch wenn manche meinen, ich trage immer dasselbe. Man muss es ja nicht so extrem sehen, wie es Steve Jobs tat. Der besaß wahrscheinlich 100 gleiche Jeans und 100 gleiche Rollkragenpullis. Da bin ich schon ein bisschen variantenreicher. Zum Kleidungsstück Jacke möchte ich noch erwähnen, dass sie für mich Pullover- und Hemdersatz ist. Apropos Hemden: Was gar nicht geht, sind kurzärmlige Hemden.

In Anzüge schlüpfe ich privat so gut wie nie, und für die Anzüge, die ich beim Moderieren trage, gilt im Prinzip dasselbe wie für meinen privaten Kasten. In meinem Spind beim ORF hängen sechs Anzüge, von denen fünf dunkelblau sind. Mehr sind nicht notwendig. Bei meinen Fernsehauftritten variieren lediglich Hemd und Krawatte. Man sieht, auch im Job muss ich mir nicht lang überlegen, was ich anziehe. Bei der ZiB 1 wäre das komplizierter. Da muss das Outfit zu jenem der weiblichen Co-Kommentatorin passen." (Michael Hausenblas)

Roman Rafreider (48) ist Moderator und in erster Linie in den ORF-Nachrichtensendungen "ZiB 20" und "ZiB 24" zu sehen.

Moderator Roman Rafreider mag morgens nicht lange überlegen, was er anziehen soll.

Foto: Christian Benesch

Martin Grandits: "Bomberjacke geht eigentlich immer"

"Mode hat mich immer interessiert, aber nur als Beobachter. Das heißt, ich schnappe modische Einflüsse auf, versuche sie aber gleichzeitig aufzubrechen. Gar nicht so sehr bewusst, denn es darf nicht anstrengend sein. Ein Mann, der zu gut angezogen ist, der ist mir schon wieder suspekt. Die große Kunst ist, es so aussehen zu lassen, als ob man sich keine große Mühe geben würde. Es ist ein Spiel mit Stilen, bei dem man sich letztlich wohlfühlen muss. Das ist die Basis. Denn es kann optisch echt gut ausschauen, wenn man sich aber nicht wohlfühlt, hat es keinen Sinn.

Meinen Stil kann man am besten mit "vielfältig" beschreiben. Das offenbart auch ein Blick in meinen Kleiderkasten: Dort drin geht es ziemlich bunt zu, sehr abwechslungsreich. Im Alltag kleide ich mich dementsprechend nach Lust und Laune. Die Bomberjacke zum Beispiel, die ich auf dem Foto trage, hat viele Funktionen: Sie ist Schlafsack, Warnweste, Handtasche, weil man ziemlich viel Zeug einstecken kann. Sie ist klassisch, passt meiner Meinung nach zu allem, ein Allzweckkleidungsstück. Ich vergleiche sie immer mit einem Schweizermesser. Ich habe dieses Exemplar von einem Freund bekommen. Sie hat wiederum dessen Onkel gehört, der leider verstorben ist. Ich habe sie sozusagen geerbt.

Die Bomberjacke muss man auch richtig tragen, man muss sie eintragen, dann wird sie zu etwas Speziellem. Denn sie verändert sich mit der Zeit. Am Anfang ist sie eher aufgeblasen, dann wird sie immer steifer, dafür muss man aber schon öfter in ihr geschlafen haben. Es ist so wie mit einer 501er von Levi's, mit der man sich am besten in die Badewanne legt. Nachher passt sie perfekt.

Die Bomberjacke kommuniziert auch, zumindest hat das noch vor wenigen Jahren gegolten. Sie signalisiert: aufpassen. Aber heute hat sie ihren Weg in den Mainstream gefunden. Eine Zeitlang waren Bomberjacken ja komplett out und wurden nur von Halbstarken getragen. Die Frage lautet: Welches Label produziert heutzutage keine Bomberjacken?" (Markus Böhm)

Martin Grandits (39) ist Künstler und lebt und arbeitet in Wien.

Der Künstler Martin Grandits hat einen lockeren Umgang mit Mode. Sein Stil ist abwechslungsreich.

(RONDO exklusiv, 29.9.2018)

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