Mit 6500 "ökologisch und fair" produzierten Erzeugnissen will der Ökoeinrichter Grüne Erde bei Verbrauchern punkten.

Foto: Markus Rohrhofer

Linz – Den Anfang machte die "Weiße Wolke". Nur Naturmaterial – handgefertigt. Diese Matratze schob 1983 Karl Kammerhofer der damals aufkeimenden Ökogeneration unter die müden Protestglieder. Und legte damit den Grundstein für die Erfolgsgeschichte des Ökounternehmens Grüne Erde mit Sitz im Almtal.

Heute ist die "Weiße Wolke" zwar immer noch im Sortiment. Muss sich aber den Platz mit über 6500 "ökologisch und fair" produzierten Produkten – von Möbeln über Kleidungsstücke bis hin zu Kosmetikprodukten – teilen. Das stete Wachstum des Unternehmens – im Geschäftsjahr 2017/18 konnte der Umsatz um zehn Prozent auf erstmals auf über 50 Millionen Euro gesteigert werden – veranlasste die Grünen Erdlinge nun auch dazu, für einige Zeit auf den ökologischen Fußabdruck zu pfeifen und die Baumaschinen im Almtal auffahren zu lassen.

Und man hat die Ecke der Bescheidenheit verlassen und sich in Pettenbach gleich eine eigene (Grüne-Erde-)Welt erschaffen. Mit 9000 Quadratmetern wurde von den Architekten Klaus K. Loenhart und Klaus Landerl ein ökologisch bis in die letzte Holzschraube durchdachtes Gebäude in die grüne Wiese gesetzt. Fast sanft schmiegt sich das markante Bauwerk mit der überraschend un auffälligen Spiegelfassade an den Waldrand. Zusammengefasst wurde einerseits die gesamte Produktion, andererseits wurde eine sogenannte Brand-World samt Biorestaurant geschaffen.

Lass dich pflanzen

Oder, um es mit den Worten des Grüne-Erde-Geschäftsführers Reinhard Kepplinger zu sagen: "Wir schicken unsere Besucher auf eine Rohstoffreise." Womit sich auch der Start der Ökotour bei zwei mächtigen Gewächshäusern inmitten einer bunten Blumenwiese erklärt.

Kepplinger ist überzeugt, dass der neue Blick hinter die Kulissen einem Trend entspricht: "Es besteht eine starke Sehnsucht nach Authentizität. Gerade im Amazon-Zeitalter wollen die Kunden wieder sehen, was dahintersteckt. Wie wird produziert, welche Materialien werden verwendet?" Nur bei den Baukosten lassen sich die grünen Ausstatter nicht in die Karten schauen: Vielleicht liegt die Endabrechnung gut versteckt unter der "Weißen Wolke". (Markus Rohrhofer, 27. 09. 2018)