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Brian Acton (links) und Jan Koum haben Whatsapp gemeinsam gegründet.

Foto: MIKE BLAKE / REUTERS

In der öffentlichen Meinung mag das Ansehen von Facebook in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken sein. Intern blieb es bei dem Unternehmen aber bis vor kurzem verblüffend ruhig. Prominente Abgänge, wie sie bei jeder großen Firma gang und gäbe sind, waren bei Facebook lange eine absolute Seltenheit. So konnte man etwa auch die Gründer diverser übernommener Start-ups lange an sich binden. Das hat sich in den letzten Monaten allerdings grundlegend geändert – und bringt dem Unternehmen nun zunehmend negative Schlagzeilen ein.

(Selbst-)Kritik

In einem Interview mit "Forbes" gibt sich Whatsapp-Mitgründer Brian Acton betont selbstkritisch. "Ich habe die Privatsphäre meiner Nutzer für einen größeren Zweck verkauft", betont Acton. Welcher Zweck das ist, verrät er zwar nicht, aber ein Blick zurück macht das ohnehin recht klar – hat sich Facebook die Übernahme von Whatsapp damals doch stolze 16 Milliarden Dollar kosten lassen.

Mittlerweile scheint Acton diese Entscheidung allerdings zu bereuen: In dem Interview lässt er keine Zweifel daran, dass grundlegende Auffassungsunterschiede über die Monetarisierung von Whatsapp der Grund für seinen Abgang waren. "Sie sind gute Geschäftsleute", beschreibt Acton Facebooks Führungsriege um Gründer und Chef Mark Zuckerberg. "Sie stehen nur für eine Reihe von Geschäftspraktiken, Prinzipien und Ethik, mit denen ich nicht unbedingt einverstanden bin."

Konkret berichtet Acton davon, dass die Facebook-Führungsriege immer offensiver auf die Einbindung von Werbung in Whatsapp gedrängt habe. Auch die Aufweichung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung stand damals zu befürchten, wie der Softwareentwickler betont. Entsprechend habe er sich vor rund einem Jahr entschlossen, einen Schlussstrich unter das Kapitel Whatsapp zu ziehen. Eine Entscheidung, die ihn übrigens rund 720 Millionen Euro gekostet hat, da er damit um eine letzte Runde an Aktienoptionen umgefallen ist. Finanzielle Sorgen muss sich Acton trotzdem nicht machen, auch so hat er mit dem Whatsapp-Verkauf rund 3,6 Milliarden Dollar eingenommen.

Widerspruch

Das Interview von Acton sorgte aber nicht nur für Aufsehen in der Tech-Presse, auch aus den Reihen von Facebook selbst gibt es nun eine ungewohnt offene Reaktion – und die fällt alles andere als freundlich aus. In einem Blogposting bezichtigt der ehemalige Facebook-Messenger-Chef David Marcus seinen früheren Kollegen ohne große Umschweife der Lüge. Das Forbes-Interview enthalte mehrere Aussagen, die mit der Realität nichts zu tun hätten. Marcus selbst sei bei einigen der erwähnten Meetings dabei gewesen, und wisse deshalb, dass die erhobenen Vorwürfe schlicht falsch seien.

Stattdessen stellt der Ex-Messenger-Chef die Whatsapp-Gründer als schwierig dar. Diese hätten gleich zu Anfang ein anderes Bürolayout als alle anderen Facebook-Mitarbeiter verlangt – samt wesentlich größeren Tischen und mehr privatem Raum. Auch hätten sie eine Policy eingeführt, dass man nicht laut sprechen dürfe, und andere Facebook-Angestellte von ihren Konferenzräumen ausgeschlossen. Dies habe bei Facebook viele irritiert, Firmenchef Zuckerberg habe die Whatsapp-Fraktion aber immer verteidigt. Ähnlich verhalte sich das bei der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung: Nachdem sich Zuckerberg von deren Vorteilen habe überzeugen lassen, sei er selbst zu einem strikten Verfechter einer solchen Technologie geworden.

Marcus, der mittlerweile Facebooks Blockchain-Bemühungen leitet, hat aber auch ein ganz generelles Problem mit Actons Aussagen. Es sei unterstes Niveau, ausgerechnet jene Leute zu attackieren, die einen selbst zu einem Milliardär gemacht hätten. Genau genommen erreiche Acton damit eine ganz neue Kategorie an unterstem Niveau.

Instagram

Welcher Seite man nun auch immer Glauben schenken mag, klar ist jedenfalls, dass sich auch sonst zunehmend Bruchlinien bei Facebook zeigen. So haben die Gründer von Instagram dem Unternehmen ebenfalls gerade den Rücken gekehrt. Auch dieser Abgang soll im Streit erfolgt sein, nachdem Facebook die lange währende Autonomie von Instagram immer weiter zurückgedrängt hatte. Auch hier geht es im Kern um den Ausbau des Werbegeschäfts, immerhin bietet das populäre Fotosharing-Netzwerk noch jede Menge Potenzial für weitere Monetarisierung. (red, 27.9.2018)