Fossil und Rekonstruktion von Jinguofortis perplexus.
Foto: Wang Min

Peking – Betrachtet man obiges Bild, glaubt man ein ganz alltägliches Bild aus einem heutigen Wald vor sich zu haben – auch wenn man den dargestellten Vogel nicht gleich einer Spezies zuordnen könnte. Tatsächlich handelt es sich um die Rekonstruktion einer Szene, die sich vor 127 Millionen Jahren abgespielt hat, also nur etwa 20 Millionen Jahre nach den Lebzeiten des Urvogels Archaeopteryx. Und natürlich sahen die frühen Vögel noch etwas anders aus, was aber erst ein näherer Blick enthüllt.

So hatte die nun im Nordosten Chinas entdeckte Spezies, die die Bezeichnung Jinguofortis perplexus erhielt, noch ein Maul voller kleiner Zähne. Andere Unterschiede betreffen den Skelettbau. Die bei heutigen Vögeln stark zurückgebildete Schwanzwirbelsäule war beim Archaeopteryx noch recht lang. Bei Jinguofortis hatte sie sich bereits deutlich verkürzt, die letzten Schwanzwirbel waren wie bei den Vögeln unserer Tage zu einem sogenannten Pygostyl verwachsen. Anders als bei diesen trug das Pygostyl von Jinguofortis aber noch keine den Flug unterstützenden Steuerfedern. Die Schwungfedern der Flügel sind auf dem Fossil hingegen deutlich zu erkennen.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied zeigt sich im Schultergürtel, wo bei dem chinesischen Urvogel Schulterblatt und Rabenbein noch fest verwachsen waren. Wang Min von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, der das Fossil im Fachmagazin "PNAS" vorstellte, glaubt dennoch, dass Jinguofortis ein guter Flieger war. Das Verhältnis zwischen Flügelgröße und geschätzter Gesamtmasse hätte dem heutiger Vögel entsprochen, die auf gutes Manövrieren angewiesen sind, weil sie in dichten Wäldern zuhause sind, wie sie zu Lebzeiten von Jinguofortis auch in der Fundregion wuchsen. (jdo, 1. 10. 2018)