Durch Computerbetrug sind in Deutschland im vergangenen Jahr Schäden in Höhe von mehr als 70 Mio. Euro entstanden. Das sind rund 20 Mio. Euro mehr als im Jahr davor, wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Insgesamt registrierte die Polizei 2017 rund 86.000 Fälle von Cyberkriminalität, was einem Anstieg um vier Prozent entspricht.

Ein Beispiel war die Erpressersoftware WannaCry, die im Mai 2017 hunderttausende Computersysteme lahm legte. Die Auswirkungen dieses Angriffs waren für viele Menschen auch im Alltag spürbar, weil die Software unter anderem die Ticketautomaten und Anzeigetafeln der Deutschen Bahn abschaltete. Lange Schlangen an den Infocentern vieler Bahnhöfe waren die Folge.

Bevorzugtes Ziel

"Der Wirtschaftsstandort Deutschland bleibt ein bevorzugtes Ziel für Hacker", erklärte BKA-Vizepräsident Peter Henzler. Zudem würden die Täter immer professioneller. Die Qualität der Angriffe nehme stetig zu.

Eine besonders verbreitete Methode ist der Einsatz von sogenannten Botnetzen. Täter installieren dabei vom Nutzer unbemerkt automatisiert Schadsoftware auf dessen Computer. Diese ermöglicht den Zugriff auf den PC, von dem beispielsweise sensible Daten wie Kontoinformationen abgeschöpft werden können.

Außerdem ist es möglich, die infizierten Computer in ein Netzwerk mit weiteren infizierten Rechnern einzubinden. Diese häufig weltumspannenden Botnetze können dann für massive Angriffe eingesetzt werden, um beispielsweise Webseiten gezielt zu überlasten. Für Unternehmen kann das zu hohen Umsatzeinbußen führen.

Lohnendes Feld für Angreifer

Die Angriffsziele im Bereich Cybercrime reichen dem BKA-Lagebild zufolge von Attacken auf Wirtschaftsunternehmen oder kritische Infrastrukturen, etwa im Energiesektor, bis hin zum Ausspähen privater Handys. Straftaten würden durch die zunehmende Vernetzung technischer Geräte begünstigt. "Smarte" Kühlschränke oder Fernseher haben bei der Sicherheit oft Lücken.

Zu den Schwachstellen zählen die Sicherheitsbehörden unter anderem voreingestellte Logindaten oder fehlende Sicherheitsupdates. Auch in der Industrie sind Maschinen und Anlagen vernetzt und Steuerungsprozesse webbasiert, weswegen auch hier die Bedrohung durch Cyberkriminalität steigt.

Aufgrund der vermeintlichen Anonymität und der Erreichbarkeit vieler potenzieller Opfer ist das Internet für Straftäter ein lohnendes Feld, schreibt das BKA in seinem Lagebild. Neben dem offenen Teil des Internets nutzen sie zunehmend das sogenannte Darknet.

Dort gibt es Plattformen, auf denen kriminelle Waren wie Waffen oder Rauschgift, aber auch Schadsoftware, angeboten werden. Käufer können dort sogar einen Datendiebstahl in Auftrag geben. Diese kriminellen Dienstleistungen werden als "Cybercrime as a Service" bezeichnet und ermöglichen auch technisch wenig versierten Tätern die Begehung von Computerstraftaten.

Die Aufklärungsquote bei Fällen von Computerbetrug lag 2017 bei 40,3 Prozent und stieg damit leicht an. Wichtig sei aber auch die Prävention. Insbesondere bei Geräten des Internets der Dinge sollten schon bei der Herstellung Sicherheitsaspekte noch stärker berücksichtigt werden, forderte das BKA. Gleiches gelte für mobile Endgeräte. (APA, 27.9. 2018)