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Der Modehandel verliert Kunden, die von der 20. Hose und dem 30. Hemd absehen.

Foto: AP/Andy Wong

Sie sind die bunten Flaggschiffe einer jeden Einkaufsstraße. Auch kein Shoppingcenter wagt es, auf sie zu verzichten: Modehändler ziehen Kunden an, und die Innenstadt ist ihre Festung. Hinter der Fassade bröckelt es aber gehörig, und das nicht erst, seit der heiße Sommer vielen von ihnen heuer einen harten Strich durch die Rechnung machte.

Knapp ein Fünftel der Textilien in Österreich wird bereits online gekauft, sagt Rainer Will. Für den Chef des Handelsverbands ist das erst der Anfang: Denn in Großbritannien dominierten Internetriesen mittlerweile die Hälfte des gesamten Bekleidungsgeschäfts.

Newcomer schwächeln

Im stationären Handel hingegen schwächeln Newcomer wie Desigual nicht weniger als alte Hasen der Branche wie Hennes & Mauritz. Einst hippe Marken wie Mango weichen stärkeren Rivalen wie Zara. Traditionalisten wie Charles Vögele schlittern in die Pleite und sind trotz neuer Eigentümer nicht davor gefeit, filetiert zu werden.

Es sind neben der Konkurrenz im Web neue Einkaufsgewohnheiten, die Textilketten zusetzen. Anstatt in das 50. T-Shirt und die 20. Hose investieren viele Konsumenten ihr Geld lieber in Freizeitangebote und soziale Events. Angesichts des massiven Überangebots an Ware sinken die Durchschnittspreise. Online wird Mode im großen Stil billig verramscht. Händler, die mit ihren Kollektionen langsamer sind als der Mitbewerb, haben wenig Chancen. Wer dafür ein Jahr Vorlaufzeit braucht, ist bald weg vom Schaufenster.

Kommen und Gehen

Hannes Lindner, Geschäftsführer des Beraters Standort + Markt, beobachtet das Kommen und Gehen in der Branche seit Jahren. Er klopfte nun in einer Studie ab, wie E-Commerce die Struktur des stationären Handels beeinflusst.

Unter der Lupe waren die Geschäftsflächen der 15 größten österreichischen Städte. Als Verlierer macht seine Studie vor allem Modeanbieter aus: Ihr Flächenanteil sank in den vergangenen fünf Jahren von 35,5 auf 33,2 Prozent.

Textilketten bewerteten stationäre Filialen neu, resümiert Lindner. "Die einstige Bastion der Cities wird durch den E-Commerce scheibchenweise demontiert."

Wachsender Leerstand

Unter dem Strich sind die Einkaufsflächen hierzulande trotz Internethandels weiterhin leicht am Wachsen, was das oft zitierte Sterben stationärer Geschäfte in den Innenstädten konterkariert. Lindner verweist jedoch auf eine Leerstandsquote von 5,9 Prozent im Vergleich zu vier Prozent 2013. In kleinen Bezirkshauptstädten liege sie bereits bei 13,5 Prozent. Grund für die Diskrepanz: Der Handel ersetzt schlechte Lagen durch gute. Für die aufgelassenen Flächen finden sich kaum Nachmieter.

Was hat sich am Erscheinungsbild der Innenstädte sonst noch geändert? Dienstleister wie Banken und Reisebüros machen sich rarer, zeigt die Studie. Fitnesscenter und Kasinos gewannen an Boden. Anbieter von Wohnaccessoires haben aus Lindners Sicht überraschend an Fläche zugelegt. Weniger Appetit als erwartet hatte die Gastronomie auf freigewordene Shops. Sie besetzt nunmehr rund 13 Prozent der Flächen. (Verena Kainrath, 27.9.2018)