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Wladimir Putin hat die Bedeutung der Rente für die Russen unter- und seinen eigenen Status überschätzt.

Foto: Dmitri Lovetsky/Pool via REUTERS

Es war die seit Jahren schwerste innenpolitische Schlappe, die Wladimir Putin erlitten hat. Innerhalb von zwei Wochen hat der Kreml vier Wahlniederlagen einstecken müssen – bei einer davon erhält er kurioserweise wegen eingestandener Manipulation noch eine zweite Chance. Für den Machtbestand Putins sind die Abstimmungen auf regionaler Ebene eigentlich unbedeutend. Doch sie kratzen am Bild des allmächtigen Kreml-Chefs, das Gegner, aber auch Gefolgsleute Putins immer wieder gern von ihm zeichnen.

Schuld an den Pleiten sind nicht die vier farblosen Kreml-Kandidaten; anders kann man in Russland eh keine politische Karriere machen. Schuld an den Pleiten ist Putin selbst. "Solange ich Präsident bin, wird in Russland das Rentenalter nicht erhöht", hatte er den Bürgern versichert. Dieses Versprechen hat er gebrochen. Am Donnerstag hat die Duma endgültig die umstrittene Rentenreform abgesegnet – trotz aller Proteste, trotz negativer Umfragewerte. Nur schnell soll es gehen, damit das Thema endlich vom Tisch ist.

Putin hat die Bedeutung der Rente für die Russen unter- und seinen eigenen Status überschätzt. Die einfache Losung "Putins Plan ist Russlands Sieg" reicht nicht mehr. Putin kann nicht übers Wasser laufen. Nun muss er strampeln, um sich oben zu halten. Das ist gefährlich, denn in Panik schlagen viele Ertrinkende wild um sich. (André Ballin, 27.9.2018)