Berlin – Nach einer für die deutsche Kanzlerin Angela Merkel turbulenten Woche ist die CDU/CSU in der Wählergunst laut einer Umfrage weiter abgesackt. Wenn an diesem Sonntag Bundestagswahl wäre, würden sich laut dem Hamburger Forschungsinstitut GMS nur noch 27 Prozent der Befragten für die Unionsparteien entscheiden.

Im Vergleich zur letzten Umfrage von vor zwei Wochen sind das nicht nur zwei Prozentpunkte weniger – es ist auch ein neues Allzeittief bei den seit 2002 regelmäßig erhobenen Umfragen des Instituts, hieß es am Donnerstag. Die Ergebnisse beziehen sich auf eine repräsentative telefonische Umfrage unter 1.005 Wahlberechtigten.

AfD knapp vor SPD und Grünen

Zudem würde die AfD mit 18 Prozent erstmals vor der SPD mit 16 Prozent liegen. Die Grünen würden mit 15 Prozent weiterhin deutlich besser abschneiden als die Linken mit zehn Prozent und die FDP mit neun.

Für die sonstigen Parteien würden sich in der Summe fünf Prozent der Wähler entscheiden. Der Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen liegt mit einem Drittel weiterhin deutlich über dem Niveau der Bundestagswahl 2017. Damals hatten etwa ein Viertel aller Wahlberechtigten nicht gewählt.

Schwere Verluste schon bei letzter Wahl

Merkels CDU, deren bayerische Schwesterpartei CSU und die SPD regieren zusammen in einer schwarz-roten Koalition. Schon bei der Bundestagswahl vor einem Jahr hatten alle drei schmerzhafte Verluste eingefahren. Seinerzeit kam die CDU/CSU auf 32,9 und die SPD auf 20,5 Prozent.

Laut einer ebenfalls am Donnerstag von t-online.de veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey erwartet die Mehrheit der Deutschen ein vorzeitiges Ende von Merkels Kanzlerschaft. Das gaben 55 Prozent der Befragten an. Gut 37 Prozent glauben an einen Verbleib Merkels im Amt bis zur nächsten Bundestagswahl. Von den Unionsanhängern glauben demnach 62 Prozent, dass Merkel die volle Legislaturperiode regieren wird.

Einer internationalen Umfrage zufolge wünscht sich jeder sechste Deutsche eine "starke Führungsfigur" in der Politik, die bereit ist, Regeln zu brechen. Der Anteil liegt bei 17 Prozent, ergab eine Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Im Vergleich zur letzten Umfrage 2016 (21 Prozent) ist das ein Rückgang von vier Prozentpunkten.

Jeder vierte Österreicher will einen "starken Führer"

Im internationalen Vergleich ist Deutschland damit eine Ausnahme, denn die Werte in anderen Ländern sind deutlich höher. In Russland und in der Türkei sprechen sich der Umfrage zufolge knapp zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) für eine starke Führungspersönlichkeit aus, die sich über Regeln hinwegsetzt. Auch in Frankreich und Argentinien ist die Zustimmung mit 61 Prozent hoch. In Österreich spricht sich laut dem im März veröffentlichten "Sozialbarometer" der Volkshilfe rund jeder Vierte für einen "starken Führer" aus, "der sich nicht um ein Parlament und Wahlen kümmern muss". (APA, 27.9.2018)