Ján Kuciak und Martina Kušnírová waren erst 27, als sie ermordet wurden. Im Mai dieses Jahres wollten sie heiraten.

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Als im Februar der junge Enthüllungsjournalist Ján Kuciak und seine Verlobte Martina Kušnírová brutal ermordet wurden, da löste dies in der Slowakei die größten Massenproteste seit der Samtenen Revolution des Jahres 1989 aus. Zehntausende Menschen gingen wiederholt auf die Straßen, nacheinander traten der Polizeipräsident, der Kulturminister, der Innenminister und schließlich auch der damalige Premierminister Robert Fico zurück. Herzeigbare Ermittlungserfolge konnte jedoch auch der immense Druck der Öffentlichkeit vorerst keine erzwingen.

Sieben Monate nach dem Mord an dem Aufdecker-Journalisten Jan Kuciak und seiner Freundin in der Slowakei, kommt nun Bewegung in die Aufklärung. Eine Frau wurde festgenommen, sie wird offiziell als Verdächtige geführt.
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Sieben Monate nach dem Doppelmord haben die slowakischen Behörden nun doch mehr zu bieten als die ständigen Versprechen, die Untersuchung des Falls mit Volldampf weiterzuführen. Am Donnerstagfrüh wurden im Süden des Landes insgesamt acht Personen festgenommen, darunter der mutmaßliche Todesschütze und weitere sieben mutmaßlich Tatbeteiligte. Die Hintermänner des Falls, bei dem die Staatsanwaltschaft mittlerweile von Auftragsmord ausgeht, befinden sich jedoch angeblich nicht unter den Festgenommenen.

Bei einem davon soll es sich laut slowakischen Medienberichten um einen ehemaligen Polizeiermittler handeln, der auch eine Ausbildung zum privaten Bodyguard absolviert hat. Über die Identität der anderen wurde vorerst noch weniger bekannt. Die Behörden erklärten, mit Rücksicht auf die weiteren Ermittlungen zunächst keine zusätzlichen Details veröffentlichen zu wollen.

Satelliten und IP-Adressen

Nach Informationen der slowakischen Zeitung Dennik N könnten Satellitenbilder bei den Ermittlungen geholfen haben. Kuciak und Kušnírová waren im Februar in ihrem Haus in der kleinen westslowakischen Gemeinde Veľká Mača erschossen worden. In dicht besiedeltem Gebiet wären ähnliche Aufnahmen demnach kaum zu gebrauchen gewesen, im eher ruhigen Veľká Mača könnten sie aber Anhaltspunkte geliefert haben. Der TV-Sender JOJ wiederum berichtet, dass die Behörden durch die IP-Adresse des Computers, auf dem die Lage des Hauses der Ermordeten ausgespäht worden war, auf die Spur der Verdächtigen gekommen sein dürften.

Ján Kuciak hatte unter anderem zu Betrugsaffären und Verfilzungen von Politik und Geschäftsleuten recherchiert. In seiner letzten, unvollendeten Reportage ging es um mögliche Verbindungen italienischer Mafia-Clans zu slowakischen Regierungsmitarbeitern.

Premier Peter Pellegrini und andere Politiker zeigten sich erfreut über die aktuelle Entwicklung. Ungeachtet der jüngsten Verhaftungen soll heute, Freitag, erneut gegen die Korruption im Land demonstriert werden. (Gerald Schubert, 28.9.2018)