Die Entwickler haben die Arbeit an der virtuellen Enterprise-D nun aufgegeben.

Foto: Stage 9

Es gibt wieder einmal rechtlichen Ärger um ein Star Trek-Fanprojekt. Zwei Jahre lang bastelten Fans eifrig an einer virtuellen Umsetzung der USS Enterprise-D, jener Version des Schiffs aus der "The Next Generation"-Serie. Es gab viel Lob für das stetig erweiterte Schiffsinnere, das sich unter Windows, macOS und Linux erkunden ließ. Auch ein VR-Modus für die Oculus Rift und HTC Vive wurde im Laufe der Zeit implementiert.

Das Unter dem Namen "Stage 9" laufende Projekt hat nun aber ein jähes Ende genommen. Das US-TV-Netzwerk CBS, das die Rechte für "Star Trek"-Serien besitzt, hat seine Anwälte eingeschalten. Obwohl die Macher der 3D-Enterprise sich gesprächsbereit zeigten, nahm die Angelegenheit kein gutes Ende, berichtet Torrentfreak.

Ein Rundgang in "Stage 9".
Augur89

Auf wackeligen Beinen

Man sei sich bewusst gewesen, dass das Projekt auf rechtlich wackeligen Beinen steht, erklärt dazu "Stage 9"-Leiter "Scragnog". Daher habe man stets klar gemacht, dass man nichts mit CBS oder Paramount Pictures (Inhaber der Rechte für "Star Trek"-Filme, Anm.) zu tun habe und das eigene Werk eine nicht lizensierte Fanarbeit sei. Niemand der Beteiligten habe aus finanziellem Interesse gehandelt, das virtuelle Raumschiff konnte kostenlos heruntergeladen und erkundet werden.

Am 12. September ging bei Scragnog ein Brief von CBS‘ Rechtsabteilung ein. Man forderte die Unterfertigung einer Unterlassungserklärung zur Einstellung des Projekts, da man andernfalls mit einer Klage zu rechnen habe.

CBS hatte Öffnung gegenüber Fans versprochen

Man versuchte, mit CBS in Kontakt zu treten, um herauszufinden, an welchen Elementen sich das Unternehmen störe. Diese wollte man ändern, um das Projekt unter Duldung des TV-Betreibers fortsetzen zu können.

Dabei berief man sich auch auf den offiziellen Erlass von Richtlinien für Fanprojekte und Statements von Produktmanager John Van Citters, der 2016 noch die große Bedeutung von Faninitiativen betont und mehr Offenheit versprochen hatte. "Sie werden keinen Anruf und keine E-Mail bekommen. Sie werden nichts bekommen, was ihnen den Tag ruiniert und (…) ihnen den Eindruck vermittelt, sie hätten etwas Falsches getan", wird er zitiert.

Rechtsabteilung schloss Fortführung aus

Der Versuch, mit CBS-Verantwortlichen zu sprechen, verzögerte sich jedoch, weil die Rechtsabteilung eine Woche nach Versand der Unterlassungserklärung auf Urlaub ging. Erst knapp zwei Wochen später kam es zu einem Gespräch. Doch statt konkret zu benennen, woran sich CBS bei Stage 9 störe, wurde lapidar mitgeteilt, dass das Projekt eingestellt werden müsse, schreibt Eurogamer.

Das Abschiedsvideo von Scragnog.
Scragnogs Den

In einem Abschiedsvideo übt Scragnog Kritik am Verhalten der TV-Firma: "Wir waren Fans, die einfach nur Fanart erstellt haben. (…) Es ist eine schreckliche Situation, wenn etwas, das ‘Star Trek‘ Respekt zollt, einfach ohne offenem Dialog eliminiert werden kann."

Als Grund für das Vorgehen von CBS vermutet man Ubisofts Star Trek: Bridge Crew, das 2017 erschien. Das Game erhielt im vergangenen Mai eine Erweiterung namens "The Next Generation", in dem auch die Enterprise NCC-1701D hinzugefügt wurde.

Erinnert an Streit um "Axanar"

Es ist nicht das erste Mal, dass CBS gegen ein Fanprojekt vorgeht. Mehrere Auseinandersetzung gab es auch zum Fanfilm "Axanar". Dieser Konflikt führte schließlich zur Veröffentlichung der Fanart-Guidelines. Die Macher hatten ursprünglich einen 90-minütigen Film geplant. Als Ergebnis einer außergerichtlichen Einigung müssen sie sich nun auf zwei 15-minütige Kurzfilme beschränken. (red, 28.09.2018)