Berlin – Wegen der Krise in der Türkei gibt es eine deutliche Zunahme von Geldüberweisungen nach Deutschland. Zwischen April und Juni stieg der Kapitalzufluss aus der Türkei nach Deutschland um 4,57 Milliarden Euro, wie aus einer Antwort der deutschen Regierung auf eine Anfrage der FDP hervorgeht, über die die "Funke Mediengruppe" als erste berichtete.

Für das dritte Quartal liegen noch keine Zahlen vor – hier hat sich der Absturz der türkischen Lira beschleunigt. Der Antwort des deutschen Finanzministeriums zufolge, die auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, lag der Kapitalzufluss aus der Türkei im letzten Quartal 2017 netto bei 400 Millionen. Im ersten Quartal 2018 waren es 300 Mio. Euro; bevor mit Verschärfung der Krise in der Türkei die starke Kapitalflucht im zweiten Quartal einsetzte.

Angst vor Lira-Verfall

"Es spricht einiges dafür, dass sich die Kapitalflucht im dritten Quartal verschärft hat", sagte der Vizefraktionschef der FDP im Bundestag, Florian Toncar der "Funke Mediengruppe". Darunter dürften viele Privatpersonen sein, die ihr Geld aus Angst vor einem weiteren Lira-Verfall ins Ausland schafften, betonte der Finanzexperte.

Der sich derzeit in Deutschland auf Staatsbesuch in Deutschland befindliche türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht die USA und die westlichen Finanzmärkte für die Krise und den Lira-Absturz verantwortlich. Im August hatte er seine Landsleute aufgefordert, angesichts des Kursverfalls der Lira Euro und Dollar in die Landeswährung zu tauschen. In der Regierungsantwort wird betont, dass deutsche Banken und Versicherer insgesamt 20,77 Milliarden Euro an Krediten in der Türkei vergeben haben, das seien knapp 0,3 Prozent der Bilanzsumme des deutschen Bankensektors – somit dürfte es auch bei einem größeren Zahlungsausfall keine großen Verwerfungen geben. (APA, 28.9.2018)