Screenshot: Immortal: Unchained
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Die Spiele des Entwicklerstudios From Software sind Kult. Teile der "Dark Souls"-Reihe haben quasi aus dem Nichts ihr ganz eigenes Genre ultraharter Actionrollenspiele erschaffen und Millionen Spielerinnen und Spieler überzeugt. Klar, dass da Epigonen nicht weit sind. "Immortal: Unchained" des Indiestudios Toadman Interactive übernimmt bis in Details bewährte Gameplay-Elemente der großen Vorbilder, versetzt die Handlung jedoch in eine düstere, an die erbarmungslose Zukunft von Warhammer 40K erinnernde Science-Fiction-Welt und legt den Fokus auf Fern- statt Nahkampf.

"Souls"-Fans finden sich buchstäblich sofort zurecht. Als einsamer, quasi unsterblicher Krieger muss man das Universum retten. Dafür durchquert man nach einleitendem Gebiet in der Third-Person-Perspektive vier große, trickreich in sich verschachtelte Welten und liefert sich mit abwechslungsreichen Gegnern und mächtigen Oberbossen herausfordernde Gefechte. Wie im Genre üblich, wirft der Tod zurück zu raren Monolithen, an denen aufgesammelte Erfahrungspunkte in Levelaufstiege investiert werden können.

Der Trailer zu "Immortal: Unchained".
Immortal Unchained

Was ist gelungen?

Wie gut doch das Vertraute schmeckt: Wer zentrale Spielmechaniken und Konzepte der "Souls"-Reihe mag, wird sich hier ebenso gerne verbeißen. Die fordernden Kämpfe wecken dank unterschiedlicher Waffen und Charakterklassen verlässlich den Ehrgeiz, sich ein weiteres Mal der strengen Prüfung eines "Soulslikes" zu unterwerfen. Der Fokus auf Fernkampf funktioniert dabei nach anfänglicher Eingewöhnung überraschend gut: Statt wie gewohnt im Nahkampf auf Tuchfühlung zu gehen, verlangt der Kampf mit allerlei Schusswaffen samt Munitionsbeschränkung spürbar andere Taktiken und bleibt immer fordernd.

Auch atmosphärisch weiß "Immortal: Unchained" zu gefallen. Zwar merkt man der Sci-Fi-Welt vor allem im direkten Vergleich mit den AAA-Spielen von From Software das beschränkte Budget durchaus an, doch besonders spätere Welten und gelungene Charakterdesigns zeugen von Qualität. Zentralen Reiz übt – wie bei den Vorbildern – jedoch die Herausforderung eines erbarmungslosen, aber fairen Schwierigkeitsgrades aus, in dem sich auch kleine Unachtsamkeiten sofort rächen, aber Skill alles ist. Die vorsichtige, achtsame Erkundung der verwinkelten Welten, in denen man weder von Minimap noch von anderen Komfortfunktionen an der Hand genommen wird, bleibt so auch mit hochgeleveltem Charakter eine Übung in Konzentration und Demut.

Was ist weniger gelungen?

Innovation, so viel sollte nach diesen einleitenden Worten klar sein, ist hier kaum zu erwarten. Wer sich jedoch große Vorbilder nimmt, wird an ihnen gemessen – und der direkte Vergleich mit den Spielen der "Soulsborne"-Reihe fällt auch für "Immortal: Unchained" ernüchternd aus. Besonders die Bosskämpfe, in den "Souls"-Spielen kreative, stets originelle Herausforderungen, verkommen hier zu Materialschlachten nach Schema F. Auch in Sachen Balancing und RPG-Elemente stört fehlendes Feintuning: Einzelne Attribute sind unverhältnismäßig wichtiger als andere. So ist etwa ein rasch gesteigerter "Strength"-Wert essenziell, um eine Vielzahl von Waffen überhaupt nutzen zu können; die theoretische Freiheit bei der Figurengestaltung verengt sich so recht schnell auf einige wenige, gut spielbare Varianten. Und auch die komplexen, fragmentierten, mythischen Hintergrundgeschichten der japanischen Vorbilder braucht man sich hier nicht zu erwarten.

Fazit

Offizieller Nachschub ist für Freunde von "Dark Souls" und "Bloodborne" nicht in Sicht, denn auch "Sekiro: Shadows Die Twice", das nächste Spiel von From Software, wird sich eher abseits bekannter Spielmechaniken bewegen. "Immortal: Unchained" kann somit eine Lücke füllen: Als solider, in vielen Belangen treuer "Nachbau" eines Erfolgsrezepts ist es gelungen und hat dank Fernkampffokus zumindest Spurenelemente von Originalität vorzuweisen. Wer bislang keine Erfahrung mit dieser faszinierenden, ultraharten Nische gemacht hat, tut allerdings besser daran, gleich bei den unübertroffenen Originalen zu beginnen. (Rainer Sigl, 29.9.2018)