Wien – "Wenn er ein Problembär ist, ist sie eine Problembärin", erklärt Verteidiger Meinhard Novak nonchalant die Beziehungskonstellation, die zwischen seinem verheirateten Mandanten und dessen Liebschaft geherrscht hat. "Er ist ein sehr, sehr guter Koch", skizziert Novak Richter Johannes Varga gegenüber weiter, was keine Übertreibung ist. Denn der Angeklagte, der aus medienrechtlichen Gründen nicht identifizierbar gemacht werden kann, ist ein hochdekorierter Spitzenkoch. Nun muss sich der Unbescholtene wegen Freiheitsentziehung und Körperverletzung verantworten: Er soll im Mai seine Freundin gefesselt und geschlagen haben.

Ohne Umschweife bekennt sich der Mann schuldig. Auf Frage des Richters erzählt er die Vorgeschichte. "Ich habe sie im Juni oder Juli 2017 kennengelernt. Es war erst ein eher lockeres Verhältnis. Im November haben wir gesagt, wir probieren es fest." Friktionsfrei war das Verhältnis offensichtlich nicht. "Einmal hat sie mir geschrieben, dass sie schwanger ist, dann, dass sie Aids hat", erinnert sich der Angeklagte.

Mehrfache Drohungen mit Suizid

Dreimal soll die Frau mit Selbstmord gedroht haben und bei diesen Drohungen auch einen guten Freund des Kochs erwähnt haben, der sich ebenfalls das Leben nahm. "Das war eine extrem schwierige Sache, ich bin dann immer zu ihr gefahren und habe sie beruhigt", schildert er stockend. Überhaupt habe er der Frau eigentlich immer helfen wollen: "Ich hatte sie wirklich gern und mag sie noch immer."

Nach seinen Schilderungen sei seine Geliebte aber auch extrem eifersüchtig gewesen; wenn sie sich aufgeregt hat, habe sie auch getrunken. "Schnaps direkt aus der Flasche. Ich habe mehrmals die Polizei gerufen und sie auch aus der Wohnung geworfen. Aber wenn sie dann wieder weinend und zitternd vor der Tür gelegen ist und sich entschuldigt hat, habe ich sie wieder aufgenommen."

Wirtschaftlich ging es in dieser Zeit mit ihm bergab, der Stress nahm zu. Am Abend vor der Tat wollte er seiner Partnerin eine Freude machen, kaufte ihr Blumen und ein Fondueset, das auch gleich eingeweiht wurde. Am nächsten Tag war die gute Stimmung verflogen, das Opfer warf ihm wieder vor, bei einer anderen Frau gewesen zu sein. "Sie ist dort gesessen und hat mich nur beschimpft. Ich war eh schon am Ende, dann bin ich ausgerastet", schildert der Angeklagte.

Teil eines Zahns ausgeschlagen

"Ich dachte, ich fessle sie jetzt, damit sie endlich ruhig ist", begründet er, warum er ihre Arme und Beine mit einem Seil zusammenband. Das beruhigte sie nicht, sie begann im Gegenteil auch zu hyperventilieren. "Da habe ich ihr ein paar Watschen gegeben." Die lösten Prellungen und Blutergüsse im Gesicht aus, auch ein Teil eines Eckzahns brach heraus.

"Ich kannte mich selbst nicht mehr. Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Frau schlagen kann", sagt der Angeklagte nun mit leiser Stimme. Nach 15 bis 20 Minuten nahm er ihr die Seile ab und fesselte sie mit Handschellen mit Klettverschlüssen, ehe er sie freiließ.

Bei einer Strafdrohung von bis zu drei Jahren entscheidet sich Richter Varga nicht rechtskräftig für eine teilbedingte Geldstrafe. Der Angeklagte wird zu 180 Tagessätzen à vier Euro verurteilt, 400 Euro muss er tatsächlich zahlen. "Versprich, dass du die nie wieder siehst", sagt der Verteidiger noch zum Angeklagten. (Michael Möseneder, 28.9.2018)