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Nach der langen Sommerpause sind Österreichs Hörsäle ab Oktober wieder voll. Das neue Studienjahr beginnt.

Foto: picturedesk / Kurier / Christandl Jürg

1. Welches Studium?

Am Angebot sollte es nicht scheitern. Im Wintersemester 2017 wurden 1109 Studien an Österreichs Unis angeboten – die Zahl ist sicher nicht kleiner geworden. Bei der Wahl des Studiums kann aber eine Hürde im Weg stehen, die erst genommen werden muss: ein Aufnahmeverfahren, wie etwa im Fach Medizin. Studienberatungen helfen zwar, einen kleinen Einblick zu gewinnen. Letztlich ist entscheidend: Was interessiert mich? Welche Jobs reizen mich? Wie viel will ich verdienen?

Dabei sollte man sich durchaus einiges zutrauen – auch wenn die eigenen Eltern keine Akademiker sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand aus einem "bildungsnahen" Elternhaus zu studieren beginnt, ist statistisch betrachtet 2,38-mal höher. Der Anteil der studierenden "Arbeiterkinder" ist gering: Laut "Studierenden-Sozialerhebung 2015" waren nur 17 Prozent der Studierenden aus niedriger sozialer Schicht. (Siehe auch die Erfahrungen von STANDARD-Usern)

2. Universität oder FH?

Wer studieren will, steht vor der Frage: Uni oder Fachhochschule (FH)? In Österreich gibt es 22 öffentliche Universitäten und 21 FHs. Die wichtigsten Unterschiede: An den FHs gibt es durchgehend Zugangsbeschränkungen, an vielen Unis noch nicht. Fast alle FHs heben Studiengebühren (363,36 Euro pro Semester) ein, lediglich FH Joanneum, FH Burgenland und FH Vorarlberg nicht. An der Uni muss zahlen, wer die Regelstudienzeit um zwei Semester überschreitet.

Zur Ausbildung: An Fachhochschulen ist sie eher spezialisiert und praxisnah, an Unis eher breit und theoretisch angelegt. Die Studienpläne an den FHs sind stärker durchgetaktet. Zwar wurde durch die Bologna-Reform auch die Uni mehr verschult, doch nach wie vor gibt es Wahl- und Spezialisierungsmöglichkeiten.

3. Daheim oder im Ausland?

Im Ausland zu studieren klingt verlockend. Hat man dabei nicht nur Deutschland im Blick, stellt sich schnell die Frage, wie gut die Sprachkenntnisse sind. Außerdem belasten Auslandsstudien das Geldbörsel. Zumindest dafür gibt es aber eine Lösung: das Erasmus-Programm, das finanzielle Unterstützung bietet. Wer an die weltbesten Unis will oder ein Semester in einer Metropole verbringen möchte, sollte jedoch mit Konkurrenz rechnen. Meist werden diejenigen bevorzugt, die die besseren Noten haben und ihre Motivation überzeugender zu Papier bringen. Aber Plätze gibt es viele – und Sprachen lernt man nicht nur an Spitzenfakultäten. Blickt man auf die Zahlen des Erasmus-Programms, bleiben offenbar die Männer lieber zu Hause: 62 Prozent der Nutzer waren bisher Frauen.

4. Was tun, wenn's hakt?

Manchmal geht gar nichts mehr: Einer Erhebung der Universität Linz zufolge bricht in etwa jeder Zweite sein Studium ab. Besonders oft, sagen Forscher der WU, sind es Studierende aus bildungsferneren Schichten. Sie fühlten sich an der Universität weniger wohl.

Aber nicht jedes Problem ist gleich ein Indikator für eine falsche Wahl, sagt Studienberater Peter Piolot. Er rät, die Krise zunächst einzuordnen. "Ist das noch der normale Stress, den jeder im Studium hat? Oder zeichnet sich ab, dass man mit dem Fach nie und nimmer zurechtkommt?" In seinem Buch "Don’t panic! Studienabbruch als Chance" liefert Piolot Entscheidungshilfen. Keinesfalls, schreibt er, solle man nur weitermachen, damit die investierte Zeit und Kraft nicht verloren sind.

Die erste Uniwoche ist für viele Studienanfänger ein Sprung ins eiskalte Wasser.
Foto: Christian Fischer

5. Wie viel neben dem Studium arbeiten?

Zwei Drittel aller Studierenden arbeiten nebenbei – die meisten, um finanziell über die Runden zu kommen. 800 Euro geben Studierende durchschnittlich pro Monat aus. Die Statistik bildet freilich nicht die Kosten ab, die jene haben, die nicht im Elternhaus leben und etwa vom Land in eine der teuren Städte ziehen mussten.

"Der Nebenjob kann schnell zulasten des Studienerfolgs gehen", sagt Iris Schwarzenbacher von der Arbeiterkammer. Ab zehn Stunden pro Woche werde es "kritisch". Dabei gibt es Fördermittel, die das studentische Budget stützen können. Studierende, deren Eltern Familienbeihilfe beziehen, können sich diese direkt auszahlen lassen – Voraussetzung ist hier Volljährigkeit. Ob man Studienbeihilfe bekommt, ist abhängig vom elterlichen Gehalt. Und für berufstätige Studierende gibt es das Selbsterhalterstipendium bzw. das weniger bekannte Studienabschlussstipendium. Wer dennoch mehr als zehn Stunden arbeiten muss, sollte vor allem gut planen, um Arbeit und Studium besser unter einen Hut zu bekommen.

6. Mit wem vernetzen?

Die erste Uniwoche ist für viele Studienanfänger ein Sprung ins eiskalte Wasser. In überlaufenen Einführungsvorlesungen ist man für Professoren nur eines von vielen Gesichtern in einer anonymen Masse. Wer von den neuen Studienkollegen zu Freunden wird, muss sich erst weisen. Das kann anstrengend sein und dauern. Wer am Studienort bereits Verbindungen hat, hat oft wenig Lust, sich mit neuen Studienkollegen zu vernetzen.

Man muss nicht gleich enge Freundschaften schließen: Aber wer erfolgreich durchs Studium kommen will, sollte sich mit Mitstudierenden zusammenschließen. Gemeinsam über Inhalte zu diskutieren hilft beim Lernen oft mehr als Auswendiglernen von Lehrbuchkapiteln. Und wenn man einmal eine Einheit verpasst hat, kann man sich auch die Mitschrift ausborgen.

7. Praktika absolvieren oder fertig werden?

Die Idee hinter der Bologna-Reform war nicht nur, den Bachelor- und Masterabschluss international vergleichbar zu machen. Die Zweiteilung des alten Magisterstudiums sollte auch ermöglichen, zwischen den Studienabschnitten Berufserfahrung zu sammeln. Das heißt aber nicht, dass die Ferien seither nur zum Feiern da sind. Distanz ist wichtig. Reisen ist wichtig. Entspannen ist wichtig.

Wer die dreimonatige Sommerpause dazu nutzt, um Lebens- und Berufserfahrung zu sammeln, kann doppelt profitieren. Bei vielen Personalchefs in Unternehmen haben diejenigen die Nase vorn, die auch von der Welt außerhalb von Hörsaal und Bibliothek Ahnung haben. Das Studium abzuschließen ist aber in jedem Fall empfehlenswert. Wer sein Studium bis zum Ende durchzieht, kann im Schnitt mit mehr Gehalt rechnen.

8. Hör auf deine innere Stimme!

Weil die Eltern das auch studiert haben, weil viel Geld winkt, weil das Fach "leicht" sein soll: Es gibt viele Gründe, ein Studium zu wählen. Der beste ist nach wie vor: weil man sich dafür interessiert und viel, viel mehr davon wissen will.

Auch Soziologie und Co müssen keine berufliche Sackgasse sein. Man lernt Eigeninitiative, analytisches Denken, einen kritischen Blick: Fähigkeiten, die in der Arbeitswelt gefragt sind. Absolventen und Absolventinnen geisteswissenschaftlicher Fächer brauchen zwar länger, um beruflich Fuß zu fassen, wie eine Studie von Uni Wien und Statistik Austria zeigt – doch die meisten kommen über kurz oder lang in dem Bereich unter, für den sie ausgebildet sind. Und sie empfinden ihre Arbeit als sinnvoll, wie eine Befragung ergeben hat. (Lisa Breit, Peter Mayr, Aloysius Widmann, 1.10.2018)