Bild nicht mehr verfügbar.

Christine Blasey Ford gibt an, mit 100-prozentiger Sicherheit zu wissen, dass es sich bei ihrem Angreifer um Brett Kavanaugh gehandelt habe.

Foto: Tom Williams/Pool via REUTERS

Das Lachen. Das laute Lachen. Daran erinnere sich Christine Blasey Ford ganz genau, sagt sie in ihrer Anhörung vor dem Justizausschuss, vor den USA, vor der ganzen Welt, die zusieht, als sie die Ereignisse des fraglichen Abends schildert. Ford antwortet ruhig und bestimmt, ist dennoch in entscheidenden Momenten emotional. Sie gibt an, mit 100-prozentiger Sicherheit zu wissen, dass es sich bei ihrem Angreifer um Brett Kavanaugh gehandelt habe, jenen Mann, der Höchstrichter werden soll.

Zugleich bleibt sie ehrlich, was jene Details betrifft, an die sie sich nicht erinnert: Bei Traumata komme es häufig vor, dass sich genaue Details ins Gedächtnis einbrennen, weniger Relevantes aber verschwimmt. Sie lässt sich weder durch die Versuche der Anwältin, sie in Widersprüche zu verwickeln, noch durch klassische Victim-Blaming-Fragen – etwa ob sie viel getrunken habe – aus der Ruhe bringen.

Kavanaugh hingegen ist wütend. Er spricht von einer Schande, einem Zirkus, einer politischen Kampagne. Schuld seien die Medien, die Demokraten, die Clintons. Keine seiner weiblichen Bekanntschaften habe ihm jemals so etwas zur Last gelegt. Fragen zu seinem Alkoholkonsum weicht er aus, abwertende sexuelle Anspielungen in seinem Jahrbucheintrag rechtfertigt er mit lächerlichen Erklärungen. Immer wieder unterbricht er oder gibt Fragen einfach an die Senatoren zurück.

Ob er schon einmal so viel getrunken habe, dass er sich an Teile des Vorabends mehr erinnere, fragt Senatorin Klobuchar. "Keine Ahnung, haben Sie?"
PBS NewsHour

Für Donald Trump war Kavanaughs Auftritt "stark, ehrlich und fesselnd". Angesichts solcher Kommentare überrascht es nicht, dass nur wenige Opfer sexuelle Übergriffe melden. Man stelle sich außerdem vor, wie es einer Frau ergangen wäre, die ein Verhalten wie Kavanaugh – schreiend, weinend, unterbrechend – an den Tag gelegt hätte. "Hysterisch" wäre wohl das Mindeste, womit sie zu rechnen gehabt hätte.

Immer noch steht Aussage gegen Aussage, viele Zeugen wurden nicht befragt. Eine FBI-Untersuchung könnte mehr Klarheit schaffen, doch die meisten Republikaner waren angesichts der im November bevorstehenden Midterm Elections zunächst dagegen, bis der Druck zu groß wurde. Damit haben sie genau das versucht, was Kavanaugh den Demokraten vorwarf: den letzten Glauben daran zerstören, dass das Höchstgericht nach juristischen statt politischen Prinzipien entscheidet. Denn unabhängig von den Vorwürfen gilt: Müsste ein Höchstrichter Kavanaugh je über Fragen entscheiden, in denen Interessen der Republikaner gegen jene der Demokraten stehen, wäre es klar, wem er sich anschließen würde. Von Urteilen zu sensiblen Fragen wie Missbrauch, Abtreibung und Frauenrechten ganz zu schweigen. (Noura Maan, 28.9.2018)