Ein riesiger Markt, in Europa kaum vertreten: Die zweite Edition von Japannual bringt ein Programm aus japanischen Klassikern und zeitgenössischen Filmen verschiedener Genres ins Filmcasino nach Wien. Amiko, ein Teenager mit Topffrisur, tanzt im gleichnamigen Film in der Tokioter U-Bahn mit Unbekannten, isst Zitronen in der Badewanne und ist auch sonst kein typischer Teen: Zu Tode gelangweilt von ihrer Provinzstadt Nagano, verliebt sich Amiko nach einem Spaziergang in Aomi, mit dem sie sowohl nihilistische Züge als auch den Musikgeschmack teilt.

Sie folgt ihm nach Tokio, wo er mit seiner Freundin lebt. Yoko Yamanakas Erstlingsfilm, quasi ohne Budget und mit Laien produziert, lief unter anderem im Forum der Berlinale. Er zeigt das Beste an jugendlicher Energie auf: spritzige Dialoge, freche Schnitte und eine exzentrische Hauptfigur mit Hang zur Dramatik.

In die entgegengesetzte Richtung reist die Hostess Jun in Bad Poetry Tokyo von Anshul Chauhan: Von der Großstadt enttäuscht, kehrt sie nach Nagano zurück, wo sich auch keine Entspannung einstellen möchte – die Vergangenheit holt sie ein. Eine kleine Re trospektive widmet sich Kinuyo Tanaka, die in Filmen von Kenji Mizoguchi, Yasijuro Ozu und Akira Kurosawa spielte und schließlich in den 1950ern begann, selbst Regie zu führen. Ein anderer Film erzählt die Geschichte eines Meisters der Musik: Ryuichi Sakamoto, der sich zwischen Techno, Klassik und Filmkompositionen bewegte, wird in Coda von Stephen Nomura Schible porträtiert. (lih)