"Gutmensch" ist ja bekanntlich ein Schimpfwort.

Es wird gerne von Menschen verwendet, die sich selbst als coole Realisten, als entschlossene Entscheider ohne überflüssige Humanitätsduselei oder schlicht als Besitzer eines gesunden Egoismus betrachten.

Und zwar für andere, die versuchen, sich halbwegs human und/oder anständig zu verhalten. Der "Gutmensch" verwendet ja angeblich gern die "Moralkeule", die "Rassismuskeule" oder die "Faschismuskeule". Das ist nach Ansicht der Rassisten oder Faschisten voll unfair, weil sie so gern ein bisserl oder auch ziemlich rassistisch und/oder faschistisch wären, ohne dafür den entsprechenden gesellschaftlichen Preis zu zahlen. Kurzum, der Gebrauch des Begriffs "Gutmensch" ist auch ein Schutzmechanismus der Nichtsehrgutmenschen.

Dieser Tage nun hat die zivilgesellschaftliche Organisation Respekt.net Preise an Menschen vergeben, die sich im Sinne der Zivilgesellschaft für andere eingesetzt haben. Unter anderem für Flüchtlinge, aber nicht nur.

Bei der Verleihung sagte der Respekt-Vorsitzende und frühere Banker Karl Sevelda: "Ich bin froh, dass es so viele Gutmenschen gibt. Ich lebe lieber in einer Gesellschaft von Gutmenschen als in der Gesellschaft von Menschen, die Zwist, Hass und Häme verbreiten."

Das kann man nicht besser sagen. Gutmensch ist kein Schimpfwort. (Hans Rauscher, 28.9.2018)