Wien/Bratislava – Zwei der Verdächtigen im Mordfall um den slowakischen Journalisten Jan Kuciak sollen in Österreich ein spezielles Schusswaffentraining erhalten haben. Das berichtete die "Kronen Zeitung" am Samstag. Allerdings hätten die beiden Männer den Kurs auf einem Schießplatz in Wien-Floridsdorf vor drei Jahren nicht privat, sondern im Rahmen ihrer Diensttätigkeit bei der slowakischen Polizei absolviert.

Seit 2016 seien die beiden Männer nicht mehr im Dienst der Exekutive gewesen, berichtete die "Krone", die als Veranstalter des Trainings u.a. mit halb-automatischen Waffen eine "geheimnisvolle Sicherheitsfirma" nannte. Diese biete Schießausbildungen und Kurse für Einsatzkräfte, aber auch Privatpersonen an.

Die Firma habe in mehreren europäischen Ländern einen Sitz, darunter auch in Wien. Namentlich genannt wird diese Firma nicht, den entsprechenden Artikel in ihrer Online-Ausgabe bebilderte die "Krone" aber auch mit Screenshots des Unternehmens "European Security Academy Austria".

Die Sprecher des österreichischen Bundeskriminalamts (BK) waren am Samstag für eine Stellungnahme vorerst nicht erreichbar. Das Innenministerium sowie die Landespolizeidirektion Wien konnten zu der Angelegenheit keine Angaben machen.

Brutaler Doppelmord

Der investigative Journalist Kuciak und seine Verlobte Martina Kusnirova waren am 21. Februar in ihrem Haus im südslowakischen Velka Maca erschossen aufgefunden worden. Der brutale Doppelmord erschütterte das Land und führte zu den größten Massenprotesten seit der Wende 1989, die schließlich zum Sturz der Regierung des damaligen Premiers Robert Fico führten.

Am Donnerstag verhaftete die slowakische Polizei insgesamt acht Personen im Zusammenhang mit dem Fall. Drei Verdächtige wurden angeklagt und müssen sich wegen Mordes und weiterer Straftaten vor Gericht verantworten. Ob darunter die von der "Krone" genannten Männer sind, ist nicht klar.

Kuciak hatte vor seiner Ermordung unter anderem über den kriminellen Filz im Umfeld von Politik und Wirtschaft recherchiert. Seine unvollendete Reportage über mögliche Verbindungen italienischer Mafia-Clans zu slowakischen Regierungsmitarbeitern wurde erst nach seinem Tod veröffentlicht. (APA, 29.9.2018)