Salzburg – "85 Tage bis Weihnachten", leuchtet es auf der Zähluhr des Adventkalenders in dem schwarz gestrichenen Untergeschoss des Salzburg Museums. Mit dem Startschuss der dezentralen Landesausstellung "200 Jahr Stille Nacht! Heilige Nacht!" am Wochenende ist das Jubeljahr nun endgültig eingeläutet. Die Touristiker wollen der Welt mitteilen, dass das berühmte Weihnachtslied in Österreich seine Heimat hat und man diese auch besuchen soll.

Die Marketing-Maschinerie rund um das weltbekannte Weihnachtslied läuft seit Monaten. Es gibt bereits ein Silent Night Flugzeug in der Austrian Airlines Flotte, eine Stille-Nacht-Lokomotive, die in ganz Europa über die Geleise rollen soll, eine Sondermünze von der Oberndorfer Kapelle sowie eine Sonderbriefmarke mit Krippenszene.

Ausstellungen in 9 Stille-Nacht-Orte

Zweihundert Jahre nach der Erstaufführung des weltbekannten Weihnachtsliedes am 24. Dezember 1818 in Oberdorf, geht es auch in den neun Stille-Nacht-Orten Schlag auf Schlag mit den Neu- und Wiedereröffnungen. Am Samstag wurde etwa in Hallein das neu gestaltete Stille-Nacht-Museum wiedereröffnet. Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) zeigt sich erfreut über den "Innovationsschub für die Regionalmuseen".

In Salzburg sind Oberndorf, Hallein, Wagrain, Mariapfarr, Arnsdorf, Hintersee und die Stadt Salzburg beteiligt. Allesamt entweder ehemalige Wirkungsstätten oder Wohn- oder Geburtsorte von Franz Xaver Gruber oder Joseph Mohr, ihres Zeichens Schöpfer des Exportschlagers. In Oberösterreich ist Hochburg-Ach als Gruber-Geburtsort dabei, in Tirol Fügen im Zillertal, von wo aus die Familie Rainer und Geschwister Strasser das Lied nach Amerika getragen hat. Für alle neun Standorte gibt es ein gemeinsames Ticket um 18 Euro.

Musical und Puppentheater

Paul Estrela, der Geschäftsführer der für das Jubiläum geschaffenen Stille Nacht 2018 GmbH, rechnet mit rund 50.000 Besuchern für die Landesausstellung. Begleitet wird das Jubiläum von 600 Veranstaltungen.

Internationales Publikum soll mit dem Musical "Meine Stille Nacht" angelockt werden. Für das Bühnenstück, das am 24. November 2018 in der Felsenreitschule Premiere feiert, wurde ein Team aus Hollywood engagiert. Mit dabei ist der Filmkomponist John Debney, der für Die Passion Christi für einen Oscar nominiert war, und die Drehbuchautorin und Musikerin Hanna Friedmann. Das Salzburger Landestheater hat zum Jubiläum das Volksstück "Stille Maus und Stille Nacht" mit Schauspielern und Marionetten im Programm und auch das Salzburger Adventsingen widmet sich heuer mit über 150 Mitwirkenden dem Weihnachtslied.

Trotz dieser Fülle werde darauf geachtet, dass das Thema nicht "verkitscht" und mit Respekt mit dem Lied umgegangen werde, kündigte Haslauer an. Der Wehrmutstropfen für den Landeshauptmann: Papst Franziskus wird Salzburg anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums nicht besuchen. Haslauer hatte den Heiligen Vater im März eingeladen. Ein Salzburg-Besuch sei aufgrund bestehender Planungen nicht möglich, hieß es im Schreiben des vatikanischen Staatssekretariats.

Stiller Beitrag

Die Ausstellung, die am Samstag im Salzburg Museum eröffnet wurde, ist ein "stiller" Beitrag zur Landesaustellung. Das Lied sei nicht zu hören, sagt Museumsdirektor Martin Hochleitner. Außer der Besucher will es. Es sei ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Weihnachtsklassiker. Doch das Lied ist zu sehen. In einem Videoclip in schwarz-weiß zeigt ein Chor in Gebärdensprache den Text.

Das Ars Electronica Futurelab hat medienkünstlerische Installationen beigesteuert. Neben dem Weihnachtscountdown verdeutlichen Videos von zwölf Studierenden des Mozarteums, die je zwei Takte des Liedes in einer anderen Sprache singen, die weltweite Verbreitung des Liedes. Der Text wurde bisher in rund 300 Sprachen und Dialekte übersetzt. Ein Kapitel der Schau widmet sich unter dem Motto "Kampf und Kitsch" der politischen und kommerziellen Instrumentalisierung des Liedes. (Stefanie Ruep, 29.09.2018)