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Erdogan bei seinem letzten Stopp in Deutschland: Der Eröffnung einer Moschee in Köln.

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Das Gebäude befindet sich im Stadtteil Ehrenfeld und kostete etwa 30 Millionen Euro.

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Zahlreiche Anhänger – aber auch Gegner – des türkischen Präsidenten versammelten sich auf den Straßen. Ein Bad in der Menge konnte Erdogan aber wegen Sicherheitsbedenken nicht genießen.

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Köln – Nach der Eröffnung der Zentralmoschee in Köln hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seinen Staatsbesuch in Deutschland beendet. Der mehrstündige Aufenthalt Erdogans am Samstag in Köln war sowohl von Tausenden seiner Anhänger als auch von zahlreichen Gegnern seiner Politik begleitet worden. Mit einem der größten Einsätze ihrer Geschichte sicherte die Polizei in der Domstadt die Straßen und den Bereich rund um die Moschee.

Eine deutliche Annäherung zwischen Deutschland und der Türkei dürfte beim Staatsbesuch Erdogans nicht erreicht worden sein. ORF-Korrespondentin Birgit Schwarz berichtet, wie es nun weitergehen kann.
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Kein Bad in der Menge

Die Türkisch-Islamische Union Ditib, die als verlängerter Arm der türkischen Regierung in Deutschland gilt, hatte alles dafür getan, damit sich Erdogan in ihrem Moschee-Komplex in Köln-Ehrenfeld wie zuhause fühlen kann. Zu Beginn seines Auftritts wird Musik wie bei einer seiner Parteiveranstaltungen eingespielt, Applaus ertönt von einem handverlesenen Publikum.

Und doch: Die offizielle Moschee-Eröffnung an diesem Samstagnachmittag ist wohl nicht ganz das, was sich die Veranstalter vorgestellt hatten.

Denn eigentlich hatte die Ditib vor dem Kuppelbau eine Fahnen schwenkende Menge vorgesehen. Wegen erheblicher Sicherheitsbedenken hat die Stadt Köln diese Außenveranstaltung jedoch abgesagt. Zwar sind Erdogans Anhänger dennoch zu Tausenden gekommen, aber man kann sie nur in der Ferne hören und nicht sehen. Die Straße vor der Moschee ist weitgehend leergefegt – bis auf Polizisten und Journalisten. Auf den Dächern stehen Scharfschützen.

ORF-Korrespondetin Wolschek aus Istanbul.
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Doch kein Gespräch im Schloss

Dem türkischen Präsidenten kann an diesem letzten Tag seines frostig verlaufenen Staatsbesuchs eigentlich nicht entgehen, dass er vielen Menschen in Deutschland nicht willkommen ist. Seine Ankunft in Köln am Mittag fällt einigermaßen unglamourös aus. Gegen 14.15 Uhr setzt das Präsidenten-Flugzeug in einem abgeschirmten, militärischen Teil des Kölner Flughafens auf. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) begrüßt den Gast, zudem haben sich 20 Polizisten zu einem "Ehrenspalier" aufgestellt. Dann geht's weiter zu einem kurzen Gespräch.

Eigentlich hatten sich Laschet und Erdogan dafür auf das nahe Schloss Wahn zurückziehen wollen. Da die Schlossbesitzer Erdogan aber politisch ablehnen, verweigerten sie sich den Plänen. Folge: Die beiden Männer unterhalten sich im ausgesprochen engen "VIP-Raum 2" direkt im Flughafen. Statt eines Schlosses erlebt Erdogan die monumentale Nüchternheit eines deutschen Zweckbaus.

Erdogan spricht Causa Özil an

Erdogan selbst bezeichnete den Besuch als Erfolg. In seiner Rede bei der Eröffnung der Moschee kam er auch auf den Fall Özil zu sprechen. Dass der Ex-Nationalspieler und sein Nationalmannschaftskollege Ilkay Gündogan "aus der Gesellschaft ausgegrenzt worden" seien, nur weil sie ein Foto mit ihm gemacht hätten, "dafür habe ich kein Verständnis".

Das Flugzeug des Staatsoberhauptes hob nach Angaben der Polizei am Samstagabend vom Köln/Bonner Flughafen ab.

Türkische Medien sehen Besuch positiv

Auch türkische Medien haben den Staatsbesuchals Erfolg gewertet. Die Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier waren am Samstag auf fast allen Titelseiten. Am Sonntag dann war vor allem die Rede Erdogans bei der Moschee-Eröffnung in Köln Thema, die insgesamt versöhnlich wirkte.

Die meisten Zeitungen und Fernsehsender sind seit dem Putschversuch von 2016 allerdings auf Regierungslinie gebracht worden. Während eines zweijährigen Ausnahmezustands hatte die Regierung außerdem Dutzende Medienhäuser schließen lassen.

Neues Kapitel

Die regierungsnahe Zeitung "Yeni Safak" titelte am Sonntag mit "Freundschaft vertieft" und griff damit Erdogans Worte auf, der am Samstag in Köln seinen Besuch als positiv bewertet hatte. Ein Kolumnist der Zeitung resümiert: "Kurzfristig ist es schwer langatmige strategische Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland zu etablieren, aber mittel- und langfristig ist es möglich."

In der regierungsnahen Zeitung "Sabah" hieß es, mit der Reise habe ein neues Kapitel in den Beziehungen begonnen. Die Begegnungen seien "warm" gewesen. Die regierungsnahen Zeitungen "Star" und "Günes" berichteten von einer "neuen Ära". Viele Zeitungen zeigten am Samstag ein Bild, das Merkel und Erdogan händeschüttelnd zeigt und Erdogan mit einem Lächeln, was bei dem Besuch eher selten zu sehen war. (APA, red, 30.9.2018)