Für etwa 3.000 Menschen konzipiert, mittlerweile aber von 8.000 bis 10.000 Menschen bewohnt: Im Camp Moria auf Lesbos herrschen katastrophale Zustände. Nun will die griechische Regierung handeln.

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Athen – Um die völlig überfüllten Lager auf den Ostägäisinseln zu entlasten, will die griechische Regierung 6.000 Flüchtlinge aufs Festland bringen. Dies teilte Migrationsminister Dimitris Vitsas am Sonntag in einem Interview mit der staatlichen griechischen Nachrichtenagentur ANA-MPA mit.

Die Lage in den sogenannten Hotspots sei "grenzwertig", sagte der Minister. Bereits in der vergangenen Woche waren nach offiziellen Angaben rund 1.000 Migranten und Flüchtlinge aufs Festland gebracht worden.

Doppelt so viele Menschen wie erlaubt

Die Lage hatte sich in den vergangenen Wochen nach Ankunft zahlreicher neuer Migranten verschlechtert. Am Wochenende befanden sich auf der größten Insel Lesbos rund 10.000 Migranten. Das größte Lager von Moria auf Lesbos mit einer Aufnahmekapazität von 3.100 Menschen ist restlos überfüllt. Dort harren zurzeit gut 8.000 Migranten und Flüchtlinge aus.

Ein Team der BBC bekam im August einen seltenen Einblick in das Camp Moria auf Lesbos. Die Zustände dort sind katastrophal.
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Kritisch ist die Lage auch auf Samos. Im dortigen Hotspot befinden sich knapp 4.000 Migranten in einem Lager mit einer Aufnahmekapazität von nur rund 650 Menschen. Humanitäre Organisationen und die Bürgermeister hatten in den vergangenen Wochen vor der Gefahr einer sozialen Explosion vor allem auf Lesbos und Samos gewarnt.

Die EU hatte 2016 mit der Türkei vereinbart, dass alle Migranten, die aus der Türkei zu den Inseln übersetzen und kein Asyl in Griechenland bekommen, in die Türkei zurückgeschickt werden können. Die Bearbeitung der Asylanträge geht jedoch wegen Personalmangels nur mühsam voran.

Kritik an Camps

Menschenrechtsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen kritisieren die Zustände in den griechischen Lagern seit Monaten. "Wenn die EU nicht willens ist oder es logistisch nicht schafft, einige Tausend Schutzsuchende in Europa menschenwürdig zu versorgen, wie sollen dann die angekündigten Lager außerhalb Europas funktionieren?", sagte etwa Marcus Bachmann, humanitärer Berater für die Organisation in Österreich. (APA, dpa, red, 30.9.2018)